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Hochwasser Vierwaldstättersee Trister Sommer für die Schifffahrtsgesellschaft SGV

Der Juli bedeutet für die Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees (SGV) normalerweise Hochsaison. Stattdessen ist die gesamte Flotte wegen Hochwassers seit Mitte vergangener Woche stillgelegt.

Es ist kein schönes Bild, zumindest aus wirtschaftlicher Sicht: Alle Schiffe der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees (SGV) liegen bei Luzern vor Anker. Die Sommersaison ist für das Unternehmen überlebenswichtig. Denn normalerweise erwirtschaftet die Schifffahrtsgesellschaft im Sommer fast die Hälfte des Jahresumsatzes.

«Wir haben normalerweise durchschnittlich 14’000 Passagiere pro Tag», sagt Michael Scheurer, Chefkapitän der SGV. Jetzt, wo die Schiffe nicht fahren könnten, verliere die Gesellschaft 150’000 bis 200’000 Franken Umsatz pro Tag nur durch den ausbleibenden Billett-Verkauf.

Hinzu kämen nochmals 100’000 bis 150’000 Franken Umsatzverlust in der Gastronomie. «Das Unternehmen verliert momentan 350’000 bis 400’000 Franken pro Tag», sagt Scheurer.

Reserven reichen noch bis Ende Jahr

Die SGV erhält im Gegensatz zu anderen grossen Schweizer Schifffahrtsbetrieben keine staatlichen Subventionen. Können die Schiffe auf dem Vierwaldstättersee nicht fahren, herrscht in der Kasse Ebbe.

Das Hochwasser kommt zum ungünstigsten Zeitpunkt: Denn die Unternehmensgruppe verdiente 2020 wegen der Coronakrise knapp 40 Prozent weniger und schrieb Millionenverluste. Die Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees befindet sich somit in guter Gesellschaft.

Gemäss dem Verband Schweizerischer Schifffahrtsunternehmen (VSSU) betrugen die Einbussen im Corona-Jahr 2020 im Durchschnitt aller Schifffahrtsgesellschaften rund 44 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Unsere Reserven sind bis Ende Jahr fast aufgebraucht.
Autor: Michael Scheurer Chefkapitän SGV

Die Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees könne die Verluste gerade noch tragen, sagt Chefkapitän Scheurer, doch wenn die Einbussen länger wegfielen, werde es brenzlig: «Wir können zum Glück auf zehn bis fünfzehn erfolgreiche Jahre zurückblicken. Aber die Reserven sind dann bis Ende Jahr fast aufgebraucht, die wir in den vergangenen Jahren aufbauen konnten.»

Trotz schönem Wetters ist der Pegelstand zu hoch

In den vergangenen 24 Stunden betrug der Pegelhöchststand des Vierwaldstättersees gemäss den hydrologischen Daten des Bundesamts für Umwelt (Bafu) 434.86 Meter über Meer. Das sind 37 Zentimeter unterhalb des Pegelstands beim Jahrhunderthochwasser von 2005.

Auch wenn der Seespiegel langsam sinkt, dürfte es noch Tage dauern, bis die Kursschiffe wieder auf dem Vierwaldstättersee verkehren könnten, sagt Scheurer. Der Pegelstand müsse noch deutlich sinken: «Mindestens um einen halben Meter und dann noch um einen weiteren halben Meter, damit wir wieder Reserven haben.» Sicher ist: Die Schiffe der SGV dürften wieder rascher auf Kurs kommen als die leckgeschlagenen Finanzen.

Tagesschau, 19.07.2021, 12:45 Uhr

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