Fast zehn Jahre lang wurde an der Emme im Kanton Solothurn gebaut. 95 Millionen Franken wurden investiert, damit der Fluss nicht mehr über die Ufer treten kann. 2005 und 2007 sorgten Hochwasser für Überschwemmungen in den umliegenden Dörfern, das war der Auslöser für das Schutzprojekt. Es wurden neue Dämme errichtet und der Fluss verbreitert. Im November 2020 wurden die letzten Arbeiten abgeschlossen.
Am offensichtlichsten sind die Massnahmen an der Emme bei Derendingen. Das Flussbett wurde von 25 auf bis zu 100 Meter verbreitert. Damit ist die Region vor einem Hochwasser geschützt, wie es sich statistisch alle 100 Jahr ereignet, sagt Projektleiter Roger Dürrenmatt. Bis zu 1000 Kubikmeter Wasser in der Sekunde sollen abfliessen können.
Der Grossteil der Emme verläuft durch den Kanton Bern. Vom Quellgebiet zwischen Hohgant und Augstmatthorn bis zur Mündung in die Aare beim «Emmespitz» in Zuchwil misst der Fluss über 80 Kilometer. Nur knapp sieben Kilometer davon liegen im Kanton Solothurn.
Der normalerweise friedliche Fluss kann nach starken Regenfällen innerhalb kurzer Zeit zu einem reissenden Strom anschwellen. 2014 etwa, beim «Jahrhundertunwetter» mit grossen Schäden im Emmental. Dort regnete es heftig, an der Emme im Kanton Solothurn schien die Sonne, die Leute waren im Fluss am Baden. Die Polizei räumte das Flussbett, zu Schaden kam niemand. Die Emme trat im Kanton Solothurn auch nicht über das Ufer.
Die Bauarbeiten starteten im August 2010. Im Zuge des neuen Hochwasserschutzes sanierte der Kanton Solothurn auch drei ehemalige Abfalldeponien an der Emme. Dort kann nun das Wasser durchfliessen. Wo dies möglich war, wurde dem im 19. Jahrhundert kanalisierten Fluss wieder mehr Platz gegeben. Auenwälder wie vor der Korrektur gibt es heute zwar nicht mehr. An einigen Stellen soll die Natur aber wieder wirken können. Vögel sollen im Kies brüten und die Menschen sie nicht stören. Der Kanton will die Ströme der Ausflügler aktiv lenken – etwa mit Grillplätzen oder Toilettenanlagen im Sommer.
Rund zwei Drittel der 95 Millionen Franken Projektkosten finanzierte der Bund. Den Rest bezahlten der Kanton und die Anstössergemeinden. Man habe das Maximum des Möglichen herausgeholt beim Hochwasserschutz wie auch bei der natürlichen Aufwertung, meint Projektleiter Dürrenmatt. Der Lebensraum für Bachforellen oder Äschen wurde verbessert. Es gibt wieder verschiedene Lebensräume und Strömungen. Die Fische können auch Verbauungen überwinden.
Roger Dürrenmatts Lieblingsstellen bei diesem «Jahrhundertprojekt» sind die beiden Orte, wo sich die Emme auf 100 Meter ausbreiten kann. Jedes Jahr könne der Fluss hier anders aussehen, meint er. Und es könnten Nischen und Plätze für Tiere entstehen, wie es sie seit mehr als 100 Jahren an der Emme nicht mehr gegeben habe.
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