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Hochwasserschutz Rheintal St. Galler Bevölkerung darf sich zu Generationen-Projekt äussern

Das untere Rheintal soll vor einem Hochwasser geschützt werden, das statistisch nur alle 300 Jahre auftritt.

Was ist «Rhesi»? Der Name des Projekts steht für «Rhein, Erholung, Sicherheit». Es geht in erster Linie darum, dass bei einem extremen Hochwasser die Menschen und die Infrastruktur im Rheintal geschützt wären. Die bestehenden Dämme sind für ein Hochwasser ausgelegt, das statistisch alle 100 Jahre vorkommt. Mit Rhesi soll die Region vor einem Hochwasserereignis geschützt sein, das statistisch nur alle 300 Jahre vorkommt.

Wie gross ist das Projekt? Im Moment gehen die Verantwortlichen von Kosten von bis zu 2.2 Milliarden Franken aus. Die Dauer der Bauarbeiten wird auf 20 Jahre geschätzt. Es sollen 300'000 Menschen besser geschützt werden. Bereits die Vorarbeiten waren sehr umfangreich: Rund 1000 Voruntersuchungen hat es bisher gegeben.

Mann arbeitet an einem Modell einer Brücke über einem kleinen künstlichen Fluss.
Legende: Unter anderem wurden die Auswirkungen auf den Rhein an einem Modell im Massstab 1:50 während mehrerer Monate simuliert und verschiedene Szenarien getestet. Keystone/Gaetan Bally

Wie soll der bessere Hochwasserschutz erreicht werden? Dafür braucht der Rhein mehr Platz. Er soll aufgeweitet und streckenweise renaturiert werden. Wichtig ist zudem, dass die Dämme halten, auch wenn sehr viel Wasser fliesst. Um diese zu schützen, sind mehrere Entlastungsstellen geplant, an denen das Wasser aus dem Rhein abgeleitet werden kann. Dies möglichst an Stellen, an denen die Wassermassen wenig Schaden verursachen. So soll die Situation auch bei einem Extremereignis besser kontrolliert werden können.

Wer ist zuständig? Geplant wird Rhesi von der «Internationalen Rheinregulierung». Sie kümmert sich im Auftrag der Schweiz und Österreichs um den Hochwasserschutz auf diesem Abschnitt. Neben den beiden Ländern sind auch der Kanton St. Gallen und das Bundesland Vorarlberg involviert. Die Kosten für das Projekt würden die Schweiz und Österreich – Stand heute – je zur Hälfte tragen. Vom Schweizer Anteil würde der Bund 80 Prozent übernehmen, der Kanton St. Gallen 20 Prozent.

Wie kann die Bevölkerung mitreden? Am 11. März startet im Kanton St. Gallen ein Mitwirkungsverfahren. Der Kanton spricht vom «bisher umfangreichsten Mitwirkungsverfahren». Rund 400 Berichte und Pläne werden online aufgeschaltet, an sechs Nachmittagen stehen Fachleute für Fragen zur Verfügung, und es gibt zwei Informationsanlässe. Grössere Änderungen am Projekt Rhesi wird es dadurch kaum mehr geben. Kleinere Anpassungen sind jedoch möglich. Auch in Österreich gibt es ein Mitwirkungsverfahren, obwohl dies dort in der aktuellen Phase eines Projekts nicht üblich ist.

Überschwemmte Zuggeleise sowie Velo- und Wanderweg
Legende: Überschwemmungen gibt es im Rheintal regelmässig. (Das Bild wurde im August 2023 aufgenommen.) Rhesi soll vor Jahrhundert-Ereignissen schützen. Keystone/Yanik Bürkli

Gibt es Kritik am Projekt Rhesi? Viele Bereiche im Rheintal sind durch Rhesi betroffen. Zum Beispiel die Trinkwasserversorgung, die Landwirtschaft oder die Ökologie. Im Laufe der Jahre gab es von verschiedenen Seiten Kritik: von den Landwirten zum Beispiel, von den Umweltverbänden und den Gemeinden, deren Wasserversorgung betroffen ist. Mit allen wurden Gespräche geführt – trotzdem gehen die Verantwortlichen davon aus, dass es, im Zuge der öffentlichen Auflage des Projekts, zu Einsprachen kommen wird. Der weitere Zeitplan ist entsprechend provisorisch.

Wie geht es weiter? Die Schweiz und Österreich haben angekündigt, dass im Mai der entsprechende Staatsvertrag unterschrieben werden soll. Danach muss das Projekt durch die Parlamente in Wien und Bern abgesegnet werden. Die Verantwortlichen rechnen damit, dass sie dann bis Ende 2025 die definitiven Pläne vorlegen können. Hier könnte es zu Einsprachen kommen. Der frühestmögliche Baustart wäre 2027.

Regionaljournal Ostschweiz, 29.2.2024, 17:30 Uhr ; 

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