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Hohe Margen im Detailhandel Wird die Kundschaft bei Bio-Produkten geschröpft, Herr Meierhans?

Nun ist er da: Preisüberwacher Stefan Meierhans hat seinen Bericht über die Margen bei Bio-Produkten veröffentlicht. Im Zuge seiner Analyse hat er «trotz des spürbaren Widerstands gewisser Unternehmen» ausgewählten Detailhändlern auch einen Vorschlag zur Selbstverpflichtung bezüglich der Ausgestaltung der Bio-Margen vorgelegt. Dieser wurde jedoch abgelehnt. Die Unternehmen sind zu dieser mit Preissenkungen verbundenen Zusage nicht bereit. Im Interview mit SRF äussert sich Meierhans zur Problematik.

Stefan Meierhans

Preisüberwacher

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Der Jurist mit Doktortitel arbeitete von 1998 bis 2003 im Generalsekretariat des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements. Danach war er als politischer Berater in der Privatwirtschaft tätig. 2008 wurde er vom Bundesrat zum Preisüberwacher ernannt. Er ist Mitglied des Vorstandes der Mitte des Kantons Bern. Meierhans ist verheiratet und wohnt mit seiner Familie in Bern.

SRF News: Was haben Sie bei Ihren Untersuchungen herausgefunden?

Stefan Meierhans: Bio-Produkte in der Schweiz sind massiv teurer als konventionelle Produkte. Wir haben die Margen verglichen und festgestellt, dass diese in vielen Bereichen sehr hoch sind und verglichen mit anderen Ländern nicht wirklich konkurrenzfähig.

Wie sind diese hohen Margen zu werten?

Wir wollten die Gründe für die hohen Margen herausfinden. Dabei haben wir festgestellt, dass möglicherweise mangelnder Wettbewerb und mangelnder Wettbewerbsdruck dazu beitragen, dass die Konsumenten und Konsumentinnen zu viel bezahlen.

Die Frage, welche im Raum steht, ist, ob es hier allenfalls eine kollektive Marktmacht gibt. Dass man sich sozusagen in der Hängematte ausruhen kann, auf Kosten der Konsumenten.

In der Schweiz gibt es viele Detailhändler. Wie kann es sein, dass hier der Wettbewerb nicht zum Tragen kommt?

Die beiden Detailhändler Coop und Migros haben zusammen mit Denner einen Marktanteil von fast 80 Prozent. Im Ausland, beispielsweise Deutschland, ist der Detailhandel mehr und tiefer segmentiert.

Haben Sie Hinweise auf Preisabsprachen bei den Detailhändlern?

Die Frage, welche im Raum steht, ist, ob es hier allenfalls eine kollektive Marktmacht gibt. Dass man sich sozusagen in der Hängematte ausruhen kann, auf Kosten der Konsumenten.

Migros und Coop erklären, dass ihre Margen nicht zu hoch seien. Wie können Sie sich diese Diskrepanz erklären?

Die beiden Unternehmen äussern sich aus ihrer Sicht heraus. Bei unserer Stichprobe haben wir ganz klar festgestellt, dass Potenzial für Preissenkungen vorhanden wäre.

Wenn der Unterschied zwischen Bio und konventionell bei über 30 Prozent liegt greifen die Konsumentinnen nicht mehr auf Bio-Produkte zurück.

Ihr Vorschlag zu einer freiwilligen Selbstverpflichtung bei den Margen wurde abgelehnt. Was sagen Sie dazu?

Nicht nur innerhalb der Landwirtschaft, sollte das Ziel sein, den Anteil von Bio-Produkten und deren Konsum zu erhöhen. Die Forschung zeigt, dass, wenn der Unterschied zwischen Bio und konventionell bei über 30 Prozent liegt, die Konsumentinnen nicht mehr auf Bio-Produkten zurückgreifen. Aus diesem Grund habe ich den Detailhändlern diesen Vorschlag zur Selbstverpflichtung unterbreitet und bedauere, dass er keinen Anklang gefunden hat.

Das Thema ist auch auf der politischen Agenda angekommen; der Ständerat hat entsprechende Motionen überwiesen

Was wären mögliche Massnahmen?

Das Thema ist auch auf der politischen Agenda angekommen. Der Ständerat hat entsprechende Motionen überwiesen. Ich werde auch die Wettbewerbskommission kontaktieren und das Ganze besprechen.

Das Gespräch führte Julian Gerber.

SRF 4 News, 27.1.2023, 12:00 Uhr ; 

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