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Sportklubs geraten unter Druck
Aus 10 vor 10 vom 25.02.2019.
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Hohe Risiko-Prämien Kleine Sportvereine im Würgegriff der Versicherungen

Ab 2300 Franken Entschädigung für einen Trainer muss eine Unfallversicherung her – ein oftmals schwieriges Unterfangen.

Viele Sportvereine leben von Freiwilligenarbeit. Trainer erhalten oftmals ein paar Hundert Franken Entschädigung pro Jahr. Steigt dieser Betrag jedoch auf über 2300 Franken, gilt der Sportverein als ein Arbeitgeber – und eine Unfallversicherung muss abgeschlossen werden.

Prämien für Vereine nicht bezahlbar

So auch der Eissportclub Zürich Oerlikon. Weil der Club seinen Trainerinnen eine kleine Entschädigung bezahlen will, sucht er eine Unfallversicherung. Geerntet haben sie jedoch nur Absagen. Zu hoch sei den Versicherungen das Risiko für einen Sportvereinstrainer, erklärt Co-Präsidentin Nadja Meier. «Sie haben geschrieben, dass sie für Sportvereinstrainer keine Unfallversicherung anbieten würden.»

Weil der Club von drei Versicherungen abgelehnt wird, kann er sich bei der sogenannten Ersatzkasse melden, eine Stiftung bestehend aus den grossen Versicherern, Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Diese zwingt abwechslungsweise eine Versicherung, eine Offerte auszustellen. Die zugewiesene Versicherung verlangt nun aber rund 12'500 Franken Jahresprämie. Der Verein mit 65 Aktivmitgliedern kann sich das nicht leisten.

Grosses Verletzungsrisiko wiegt schwer

Solch hohe Prämien haben für den Schweizerischen Versicherungsverband verschiedene Gründe: Einerseits das hohe Verletzungsrisiko beim Sport, andererseits die grossen Kosten bei einer Verletzung. «Wenn Sie für das Fussballspielen im Jahr 3000 Franken verdienen aber einen Job haben, in welchem Sie 100'000 Franken verdienen, dann muss der Unfallversicherer wenn sie einen Unfall haben und nicht arbeiten können, den gesamten Lohn decken, die 103'000 Franken», erklärt Irène Hänsli, Fachverantwortliche bei der Unfallversicherung SVV.

Der Kampf des Eissportclubs Zürich Oerlikon ist kein Einzelfall. Jahrelang waren sich die Sportvereine der Problematik schlicht nicht bewusst. Im Schadensfall hatte die Nichtberufsunfallversicherung des Hauptarbeitgebers bezahlt. Doch seit rund drei Jahren schauen die Versicherer genauer hin.

Lösung nicht in Sicht

Swiss Olympic beschäftigt sich zurzeit intensiv mit Sportvereinen und deren Versicherungssorgen. Man wisse von vielen Vereinen, die aktuell keine Offerte von den Versicherern bekämen, sagt Christof Kaufmann, Leiter Public Affairs bei Swiss Olympic. «Das Gesetz ist so, dass es für die Sportvereine keinen Weg um die Prämie herum gibt.» Vereine können derzeit nur darauf hoffen, dass die Versicherungen in einem Schadenfall die Augen zudrücken.

Noch ist keine Lösung in Sicht. Versicherungsexperte Stefan Thurnherr vom VZ Zürich hat kein Verständnis: «Man muss entweder als Suva eine Lösung anbieten für die Sportvereine, das ist eine gesetzliche Änderung. Dann poolt man auch die Risiken und es wird tragbar. Oder die Privatversicherer einigen sich auf einen Schlüssel und teilen sich nach UVG-Prämienvolumen das Risiko zentral auf. Dann wird es auch wieder querverteilt tragbar und man hat eine solide Lösung die den gesetzlichen Vorschriften entspricht.»

Klar ist: bis eine solche Lösung gefunden und allenfalls eine Gesetzesänderung beschlossen wird, kann es gut und gerne mehrere Jahre dauern.

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