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Holzbau im Kanton Graubünden Neue Grosssägerei soll Bündner Holzspäne wieder fliegen lassen

Ein Holzbauunternehmer will die Branche aufmischen: Der Neubau für die grösste Sägerei im Kanton soll der Anfang sein.

30 Prozent der Fläche des Kantons Graubünden ist Wald. Bis heute wird nur sehr wenig Holz aus den Bündner Wäldern geholt und verarbeitet. Das soll sich bald ändern, findet der Holzbauunternehmer Enrico Uffer aus dem Oberhalbstein. Der Savogninger Unternehmer reicht darum in diesen Tagen ein Baugesuch für eine neue Sägerei in Tinizong ein. Der geplante Neubau der grössten Sägerei im Kanton Graubünden soll aber nur ein erster Schritt sein.

Bekannt geworden ist Enrico Uffer mit seinen «Quadrins». Es sind einfache, transportierbare Wohncontainer, die als kleine Ferienwohnung, als provisorisches Schulzimmer oder als Hotellounge genutzt werden. Inzwischen baut Uffer landauf, landab, mal kleiner, mal grösser, stets modulartig und immer mit Holz. Der grösste Teil dieses Holzes komme aus dem Ausland. Das sei nicht nachhaltig und könne es wohl nicht sein, sagt Enrico Uffer gegenüber Radio SRF.

Jährliche Holzverarbeitung von bis zu 40'000 Kubikmeter

Für mehr Glaubwürdigkeit bei seiner Kundschaft will Uffer zuerst mehr Holz aus seiner Umgebung verarbeiten. Dazu plant er auf einer Fläche so gross wie ungefähr zwei Fussballfelder einen Sägerei-Neubau in Tinizong. Auf dem Gebiet der alten Gemeindesägerei stehen dafür rund 17'000 Quadratmeter zur Verfügung. Das neue Werk soll dann jährlich bis zu 40'000 Kubikmeter Rundholz zu Brettern verarbeitet können. Das ist mehr als heute in allen Bündner Sägewerken zusammen zersägt wird.

Der Start für eine grosse Sache

Der Neubau kostet voraussichtlich um die 22 Millionen Franken. Finanziert wird er von einer Aktiengesellschaft, die Enrico Uffer mit seinen Geschäftspartnern gegründet hat. Läuft alles nach Plan, sollen bereits in einem Jahr in Tinizong die ersten Baumstämme verarbeitet werden.

Das Ganze solle nur der Startschuss für eine grosse Sache sein, so Uffer weiter. Seine Vision sind drei bis vier weitere Sägereien, beispielsweise in Mittelbünden, im Prättigau oder in der Surselva. Da brauche es allerdings die Initiative vor Ort. Er könne das Knowhow liefern mit dem Ziel, dass im ganzen Kanton Graubünden mehr Holz gefällt und verarbeitet wird.

Der Holzbau reitet auf einer Erfolgswelle.
Autor: Hans-Jörg Steiner Präsident Holzbau Schweiz

Dieses verarbeitete Holz soll nicht wie bis anhin ins Ausland verfrachtet werden, sondern in der Zukunft im Kanton Graubünden bleiben. Hier soll es veredelt und schliesslich auch verbaut werden, ist Enrico Uffer überzeugt.

Daumen hoch vom Dachverband

Holz aus dem eigenen Wald holen, vor Ort sägen, schneiden, verarbeiten und dann auch gleich wieder verbauen – diese Vision treibt Enrico Uffer an. Mit seinem Wirken in Tinizong wolle er beweisen, dass man eine Sägerei mit dem richtigen Konzept und mit modernen Maschinen im Kanton Graubünden effizient betreiben könne. Beim Verband Graubünden Holz, der Dachorganisation der Bündner Wald- und Holzwirtschaft, kommt diese Idee gut an.

Holzbau Schweiz: «Ein Gewinn für die Holzbranche und das Klima»

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  • «Der Holzbau reitet auf einer Erfolgswelle», sagt Hans-Jörg Steiner, Präsident des Branchenverbandes Holzbau Schweiz. Er sieht das Grosssägerei-Projekt von Tinizong sehr positiv und dies nicht nur für die Holzbauer im Kanton Graubünden, sondern auch für die ganze Holzbranche in der Schweiz.
  • Aktuell müssen die Zimmereien knapp 70 Prozent ihres Holzbedarfs importieren. Das verursache Kosten und belaste die Umwelt. Wollen wir unsere Klimaziele erreichen, kann dieses Sägerei-Projekt einen wichtigen Beitrag leisten, sagt Holzbaumeister Steiner weiter.
  • Wer einheimisches Holz verarbeite, habe extrem kurze Wege vom Wald in die Sägerei und im Fall von Tinizong weiter direkt auf die Baustelle in der Region. Das spare Energie, Zeit und Kosten. «Darum glaube ich nicht, dass Uffers Holz teurer wird», ist Hans-Jörg Steiner überzeugt.
  • In der Schweiz werden jährlich rund zwei Millionen Kubikmeter Holz verarbeitet. Das Savogniner Holzunternehmen würde mit seiner Sägerei den Markt um lediglich zwei Prozent erhöhen. Daher sei es auch völlig realistisch, dass es genügend einheimischen Rohstoff erhalte. Wichtig seien faire Preise, die selbstverständlich ausgehandelt werden müssten.
  • Alles in allem eine «super Sache» mit überschaubarem Risiko, sagt Steiner. Jeder einheimische Baum, der in der Schweiz verarbeitet werde, sei für die Holzbranche und für unser Klima ein Gewinn.

Fachleute hoffen, dass mit Uffers Plänen das Debakel mit der Grosssägerei in Domat Ems verarbeiten werden kann. Damals – vor elf Jahren – hatte das Sägereiprojekt trotz vieler Steuermillionen Schiffbruch erlitten. Diesmal soll es anders kommen. Die Pläne von Enrico Uffer seien eine Chance für die Branche, sagt Marcel Lerch, Geschäftsführer von Graubünden Holz. Profitieren könnten insbesondere die Bündner Forstwirtschaft und damit die Gemeinden. Sie nämlich besitzen in Graubünden die grössten Waldreserven.

Regionaljournal Graubünden, 02.11.21; 17:30 Uhr ; 

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