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Jeremias Muggli: Koch im Hospiz Zentralschweiz
Aus Regionaljournal Zentralschweiz vom 16.01.2022. Bild: srf
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Hospiz Zentralschweiz Ein Koch für das letzte Mahl

Jeremias Muggli bekocht Menschen in den letzten Tagen ihres Lebens. Mit Gerichten kann er schöne Erinnerungen wecken.

Im Luzerner Ortsteil Littau, mitten im Zentrum, steht das Hospiz Zentralschweiz. Seit zwei Jahren werden in diesem Backsteinbau Menschen auf den letzten Schritten ihres Lebensweges begleitet. Es sind hochbetagte oder kranke Menschen, die sich nicht mehr mit der Heilung ihrer Krankheit beschäftigen, sondern akzeptiert haben, dass sie wahrscheinlich bald sterben werden.

Mann steht in der Küche am Herd mit vielen Pfannen vor sich.
Legende: Beim Kochen mit Maske, fürs Foto ohne: Jeremias Muggli in der Küche des Hospiz Zentralschweiz. ZVG/ Hospiz Zentralschweiz

«Essen hat grosse Bedeutung»

Und in diesen Tagen – mit dem Abschied vor Augen – habe das Essen eine grosse Bedeutung für die Menschen. Das sagt einer, der es wissen muss: Jeremias Muggli kocht seit über einem Jahr im Hospiz. «Das Essen ist für die Menschen hier ein wichtiger Fixpunkt im Tag. Etwas Positives, das Ihnen noch bleibt.» Die Krankheit und den weiteren Verlauf haben die Bewohnerinnen und Bewohner meist nicht mehr in den eigenen Händen. «Aber was man isst, kann man selbst bestimmen.»

Es komme immer wieder vor, dass Menüs gewünscht werden. Interessanterweise aber nicht exklusive Gerichte. «Die älteren Menschen wünschen oft Gerichte, die sie von früher kennen und die sie noch einmal geniessen möchten.» Das seien klassische Schweizer Gerichte wie Rösti, Rahmgeschnetzeltes oder Kartoffelstock.

Dankbarkeit und Wertschätzung

«Man spürt, dass es um mehr geht, als nur ums Essen. Die Gerichte wecken Erinnerungen, an die eigene Kindheit oder an besondere Ereignisse.» Als Beispiel nennt Muggli eine Frau, die als Mädchen immer Apfelrösti bekommen habe, wenn sie folgsam gewesen sei. «Für sie ist Apfelrösti mit guten Erinnerungen verbunden, die ich wieder auslösen kann.»

Die Arbeit im Hospiz macht mehr Spass, als im Gault-Millau-Restaurant 200 Rindsfilet anzubraten.
Autor: Jeremias Muggli Koch

Überhaupt sei eine grosse Wertschätzung und Dankbarkeit gegenüber seiner Arbeit als Koch da. Jeremias Muggli hat früher in Spitzenrestaurants gearbeitet. Den Wechsel ins Hospiz bereut er nicht. «Die Wertschätzung der Gäste hat mir die Augen geöffnet, was wirklich wichtig ist im Leben.» Ihm mache die Arbeit im Hospiz deutlich mehr Spass, «als im Gault-Millau-Restaurant 200 Rindsfilet anzubraten». Im Hospiz sei es viel weniger hektisch, die Gäste hätten viel mehr Zeit zum Essen.

Im Vordergrund ein gedeckter Esstisch, im Hintergrund ein Aufenthaltsraum mit Sofa.
Legende: Blick vom Esstisch in den Aufenthaltsraum. Im Hospiz Zentralschweiz herrscht eine ruhige Atmosphäre. srf

Geburtstagsessen als Abschluss

Immer wieder kommt es auch zu berührenden Momenten. Speziell in Erinnerung geblieben ist Koch Muggli etwa die Begegnung mit einer Frau, der es gesundheitlich schlecht ging. «Sie hat sich als Geburtstagsessen Bratwurst, Nüdeli und Gemüse gewünscht.» Das Essen habe ihr gut geschmeckt und danach habe sie zu ihm gesagt: «Es war so fein, in diesem Leben habe ich nun genug gegessen». Danach hörte sie auf zu Essen und verstarb wenige Tage später.

Es sind solche Erlebnisse, die Jeremias Muggli an seiner Arbeit beeindrucken. «Ich kann etwas bewirken und Menschen eine Freude machen.» Auch ihn selbst habe die Arbeit verändert. «Ich stelle mir Fragen über die eigene Vergänglichkeit, was ich früher nicht gemacht habe.»

Regionaljournal Zentralschweiz, 16.01.2022, 17:30 Uhr;

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