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Huonder und die Piusbrüder Vatikan widerspricht Bistum Chur

Der Churer Bischof Vitus Huonder will sich in ein Internat der Piusbrüder zurückziehen. Er habe einen Auftrag, den Kontakt mit der Piusbruderschaft zu pflegen. Der Vatikan widerspricht.

Ein katholischer Bischof bei den abtrünnigen Piusbrüdern? Vitus Huonders Ankündigung, als Pensionär ins Knaben-Internat «Sancta Maria» der Piusbrüder nach Wangs (SG) zu ziehen, sorgt für Diskussionen.

Sein Sprecher Giuseppe Gracia erklärte im Januar, dieser Schritt stehe im Zusammenhang mit einem Auftrag der Glaubenskongregation in Rom. Bischof Huonder solle den Kontakt mit der Piusbruderschaft aufrechterhalten.

Generalvikar Martin Grichting hatte ebenfalls im Januar per Rundschreiben mitgeteilt: Die Glaubenskongregation habe Huonders Auftrag 2016 bestätigt. Der Auftrag sei «nicht an das Amt des Diözesanbischofs gebunden» und sei «zeitlich nicht beschränkt».

Vatikan: «Kein offizieller Auftrag»

Nun widerspricht der Vatikan. Auf Anfrage der «Rundschau» teilt Rom mit: «Der Pressestelle ​​des Heiligen Stuhls ist kein offizieller Auftrag der Glaubenskongregation an Bischof Vitus Huonder bekannt, um den Kontakt mit der Priesterbruderschaft St. Pius X. zu halten.» Die Stellungnahme des Vatikans will das Bistum Chur nicht kommentieren.

«Jetzt steht Aussage gegen Aussage», sagt der Schweizer Jesuit Christian Rutishauser. «Die Quelle, der ich letztlich vertraue, ist der Vatikan.» Der Leiter der Schweizer Jesuiten vermutet: Huonder habe wohl versucht, mit Verweis auf Rom seinen Umzug zu den Piusbrüdern zu legitimieren.

Vorwurf: Fundamentalismus und Antijudaismus

Das Internat in Wangs befindet sich im Bistum St. Gallen. Dessen Kanzler Claudius Luterbacher findet das Dementi des Vatikans «nicht ganz erstaunlich». «Das Bistum St. Gallen ist nie darüber informiert worden, dass aktuell so ein Auftrag bestehen würde.»

Problematisch ist Huonders Schritt für Luterbacher auch, weil er damit die Piusbruderschaft unterstützen könnte.

Laut Christian Rutishauser stehen die Piusbrüder für «Fundamentalismus» und «Revisionismus». «Sie versuchen, das Rad der Geschichte zurückzudrehen», sagt Rutishauser. Er findet: «Die Piusbruderschaft ist eindeutig antijudaistisch. Sie sehen die Juden als Gottesmörder. Ihre Liturgie hat ein sehr negatives Judenbild.»

Auch der Rabbiner von St. Gallen, Tovia Ben-Chorin, kritisiert Huonders Umzug. Dieser beschädige «den Dialog zwischen Juden und Christen». Dies stimme ihn «traurig».

Huonders Umzug verzögert sich

Pfarrer Ugo Rossi, Dekan der Innerschwyz, verteidigt hingegen Huonders Schritt: «Es ist kein Geheimnis, dass er die alte Liturgie liebt.» Als Pensionär sei Huonder «ein freier Mensch, der das entscheiden kann. Das sollte man ihm auch erlauben, ohne dass man ein Riesending daraus macht.» Der Umzug sei eine «Möglichkeit zum Dialog» mit den Piusbrüdern.

Laut Recherchen der «Rundschau» verzögert sich Huonders Umzug. Seine Ankunft in Wangs werde «auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, der noch unbestimmt ist», teilte das Generalhaus der Piusbrüder in Menzingen (ZG) mit. Den Grund nannte es nicht.

Das Bistum Chur und die Piusbrüder waren gegenüber SRF trotz mehrmaliger Anfragen zu keiner Stellungnahme bereit.

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