Am 1. Juli ist bei Swissmint – der Münzprägeanstalt der Schweiz – gewissermassen ein Gedenkvreneli ausgegeben worden. Wer eines der 2500 Stücke erwerben konnte, bezahlte dafür 3500 Franken.
Warum der Hype?
Warum nun alle dieses Goldvreneli wollten, mag mehrere Gründe haben. Fabio Luraschi, Goldhändler in Zürich und Numismatiker – Münzexperte – nennt einen: «Es gibt viele Leute, die Vreneli zum Weiterverkaufen kaufen.» Schon am 2. Juli kostet auf Online-Verkaufsplattformen ein neues Vreneli 9000 oder mehr Franken. Der Preis werde weitersteigen, vermutlich bis auf 10'000 bis 15'000 Franken, sagt der Numismatiker.
Doch längst nicht alle, die ein Vreneli wollten, wollen damit handeln. Viele wollten eins, weil die neuen Goldmünzen aufwändig und eindrucksvoll gefertigt sind. Anders als die alten Vreneli sind sie unbenutzt und haben eine polierte Platte, wie der Numismatiker erklärt: «Bevor die Münze geprägt wird, wird der Schrötling poliert, ebenso so der Stempel. Das führt zu einem matten Relief und die Felder bleiben glänzend, was einen sehr schönen Effekt gibt.» Ihn habe den Ansturm auf die neuen Vreneli nicht überrascht, sagt Luraschi.
Von den Spezialitätenmünzen, die Swissmint herausgibt, sind durchwegs alle heiss beliebt.
Nicht alle Gedenkmünzen sind so begehrt wie das neue Vreneli. «Doch die Spezialitätenmünzen sind durchwegs alle heiss beliebt. Zum Beispiel hat Swissmint eine Platinmünze geprägt, die sehr gefragt ist. Ebenfalls von Swissmint stammt die kleinste geprägte Münze weltweit, der kleine Einstein, auch der ist gesucht.»
Ursprünglich ein Zahlungsmittel
Die ersten Goldvreneli wurden 1897 geprägt. Vor allem Bauern hätten dem damals neumodischen Papiergeld misstraut, sie wollten lieber den spürbaren Wert einer Goldmünze haben, erzählt der Numismatiker. Das Gold in den ersten Goldvreneli war zwanzig Franken wert, und so viel war auch der Bezahlwert der Münze. Später wurden auch 10-Franken-Vreneli geprägt. Im Jahr 1925 kam zudem eine 100 Franken-Goldmünze heraus, deren Goldwert 100 Franken betrug. An diese will die am letzten Dienstag ausgegebene Gedenkmünze erinnern.
Bis 1935 waren die Goldvrenelis so viel wert, wie sie kosteten. Danach stieg der Goldpreis an, und das Gold wurde teurer als der Nominalwert der Münze. Deshalb konnte man sie nicht mehr als Zahlungsmittel verwenden.
Das Sujet «Vreneli»
Die Goldvreneli 1897 waren Nachfolgemünzen einer von 1883 bis 1896 geprägten Goldmünze namens Helvetia. Als der Bundesrat 1895 beschloss, diese Münze neu gestalten zu lassen, legte das eidgenössische Finanzdepartment fest, dass auch die neue Münze als Motiv eine allegorische oder historisch-symbolische Abbildung der Schweiz zeigen solle. Der Neuenburger Künstler Fritz Ulysse Landry legte daraufhin einen Entwurf mit der Darstellung einer Frau vor, die jedoch von der Jury als zu jung, zu schwärmerisch und zu individuell empfunden wurde, um als Helvetia durchzugehen.
Die vom Künstler überarbeitete Münze, auf der die Frau einen Zopf und um den Hals einen Edelweisskranz trug, wurde schliesslich geprägt (nachdem man ihr noch die Stirnlocke gebändigt hatte). Obwohl die damaligen Fachleute sie immer noch als zu jung kritisierten, um Helvetia verkörpern zu können, schloss die breite Bevölkerung der Schweiz dieses Bildnis ins Herz. Daraus erklärt sich auch der Kosename Vreneli, den die Münze bekam und den sie bis heute trägt.