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Selbstjustiz in den Bergen: Wenn Wilderer Wölfe töten
Aus Rundschau vom 13.09.2023.
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Illegal abgeschossen Jeder siebte tote Wolf wurde gewildert

In den Bergregionen geniessen Wilderer mehr Sympathien als Wölfe – zu gross die Wut der Bauern über die Wolfsangriffe auf ihre Tiere. Neue Zahlen zeigen: Mehr als jeder 7. tote Wolf, der gefunden wird, ist Opfer von Wilderei.

Hier, neben dem Schafstall, hat Matthias Schnyder den Wolf M250 im Morgengrauen erschossen. Der verurteilte Wilderer empfängt die «Rundschau» am Tatort. «Ich komme zum Stall, mache einen Kontrollgang, ich war bewaffnet. Da sehe ich den Wolf die Schafe angreifen», erinnert sich Matthias Schnyder an den Moment, in dem er den Wolf erschoss. Die Tat ereignete sich im Oktober 2022. «Ich wusste, was ich mache. Wir haben Gesetze in der Schweiz. Ich wusste genau: Der Wolf ist ein geschütztes Tier. Aber ich habe auch eine Verpflichtung gegenüber meinen Tieren.»

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Michael Schnyder: «Wie kann ich sonst meine Schafe schützen?»
Aus News-Clip vom 12.09.2023.
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Mehr als jeder siebte Wolf gewildert

Der Wolf hat in der Schweiz viele Feinde. Regelmässig werden Wölfe widerrechtlich getötet. Meist mit Schusswaffen, auch mit Gift. Recherchen der «Rundschau» zeigen, dass mehr als jeder siebte Wolf, der hierzulande tot gefunden wurde, Opfer von Wilderei wurde.

Konkret: Seit 1998 bis Ende August 2023 sind es 128 tote Wölfe. Elf davon wurden illegal getötet. Bei acht weiteren Wölfen, die legal geschossen oder durch einen Verkehrsunfall getötet wurden, zeigten Untersuchungen, dass die Wölfe zuvor illegal beschossen worden waren. Das Bundesamt für Umwelt Bafu bestätigt diese Zahlen gegenüber der «Rundschau». Und: Längst nicht alle toten Wölfe werden gefunden. Die tatsächliche Zahl der Fälle von Wilderei könnte somit noch höher sein.

Weder Held noch Bösewicht – Schuss sei seine Pflicht gewesen

Der tödliche Schuss von Matthias Schnyder hat eine Vorgeschichte. Eine, die den Bergbauern stark belastete. Zwei Nächte zuvor greift der Wolf einen Teil der Schafherde an, die neben dem Stall auf der Weide ist. Rund ein Dutzend tote und verletzte Schafe hat Schnyder entdeckt. Die Bilder der toten und verletzten Schafe bleiben im Kopf.

Er macht sich Sorgen um seine Schafe, schläft schlecht. Also nimmt er ein Gewehr mit Zielfernrohr aus dem Schrank – eine Waffe, für die er keine Berechtigung hatte – und fährt zum Stall. Als der Wolf wieder auftaucht, reagiert er. «Da ist das Adrenalin sofort in den Fingerspitzen», sagt Schnyder. Aus 50 Metern schiesst er auf den Wolf. «Im Nachhinein kann man vielleicht sagen, ich hätte auch in die Luft schiessen können und nicht direkt auf den Wolf.» Der verletzte Wolf läuft Richtung Waldrand und verendet.

«Ich bin kein Wilderer»

In den sozialen Medien wird der damals noch unbekannte Wolfschütze von den einen gefeiert, von anderen kritisiert. Per Strafbefehl verurteilte die Staatsanwaltschaft Oberwallis Matthias Schnyder diesen Sommer wegen Wilderei und Verstössen gegen das Waffengesetz.

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Matthias Schnyder: «Ich gehe nicht auf Trophäenjagd»
Aus News-Clip vom 12.09.2023.
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Er selbst sieht sich als Schäfer, der seine Pflicht getan hat: «Ich bin kein Wilderer. Ich habe meine Schafe geschützt. Ich bin verurteilt worden als Wilderer, das ist korrekt. Aber ich bin kein Spinner, der Wölfe oder Trophäen jagt.» Schnyder trägt die Konsequenzen – eine bedingte Geldstrafe von 4000 Franken und eine Busse von 950 Franken. Auch wenn er laut Gesetz falsch gehandelt hat, ist er persönlich überzeugt, moralisch richtig gehandelt zu haben.

Rundschau, 13.9.2023, 20:05 Uhr

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