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Illegaler Medikamenten-Handel Zuger Pharmafirma verliert Betriebsbewilligung

Swissmedic streicht Hadicon AG von der Zulassungsliste wegen Verdachts auf Handel mit gestohlenen Arzneien aus Athen.

Es war ein «Red Alert», der die Schweizer Heilmittelaufsicht Swissmedic im vergangenen Sommer alarmierte: Die Kollegen der Aufsicht in Griechenland waren auf den Namen einer Schweizer Firma gestossen. Die Griechen hatten mehrere Verdächtige festgenommen, die in Spitälern Arzneimittel entwendet und über eine Apotheke in Athen europaweit weiterverkauft haben sollen. Die Gefahr: wegen unsachgemässer Lagerungen könnten die Medikamente ihre Wirkung verlieren. Darunter auch hochpreisige Krebsmedikamente.

Hadicon AG bestreitet Vorwürfe

Jetzt hat Swissmedic Recherchen von 10vor10 und ARD Kontraste bestätigt, wonach die Schweizer Firma namens Hadicon AG mit Sitz in Zug von der Liste der bewilligten Firmen gestrichen wurde: «Nachdem bekannt geworden ist, dass die Hadicon AG Lieferungen eines zweifelhaften griechischen Lieferanten erhalten haben könnte, führte Swissmedic im August 2018 eine unangemeldete Inspektion in den Räumlichkeiten (…) durch und überprüfte Unterlagen über die Tätigkeiten (…). Die Hadicon AG wurde am 19. November 2018 von der Liste der bewilligten Firmen gestrichen», schreibt Swissmedic.

Der Firmeninhaber bestreitet die Vorwürfe in einer Stellungnahme gegenüber SRF. Gegen die Verfügung von Swissmedic habe er beim Bundesverwaltungsgericht Beschwerde eingelegt, das Verfahren sei hängig. Derzeit dürfe die Hadicon AG aber tatsächlich keine Arzneimittel vertreiben.

Nebenfirmen haben weiterhin eine Bewilligung

Neben der Hadicon AG hat Swissmedic zwei andere Firmen am gleichen Sitz inspiziert, diese lauten auf ähnliche Namen und haben denselben Inhaber, einen in der Zentralschweiz wohnhaften Deutschen, der die Firmen gegründet und aufgebaut hat. Diese beiden Nebenfirmen verfügen weiter über eine Betriebsbewilligung. Auf Anfrage von SRF schreibt der Inhaber, die zwei Firmen seien «nur zu einem sehr geringen Teil im Arzneimittelgeschäft tätig» und seien «zu keinem Zeitpunkt in Geschäften mit Griechenland involviert» gewesen.

Die Hadicon AG verfügte über Bewilligungen für den Handel mit Arzneimitteln im Ausland. Das Geschäftsmodell: Einkauf und Weiterkauf ausserhalb der Schweiz, Importe gehörten nicht dazu. Hadicon betont, man sei regelmässig von staatlichen Behörden inspiziert worden. «Die Inspektionsberichte der dafür zuständigen kantonalen Heilmittelkontrolle belegen, dass die Hadicon AG ein genügendes Qualitätssicherungssystem implementiert hat und anwendet», schreibt Hadicon.

Beschlagnahmte Gegenstände versiegelt

Swissmedic hat gemäss Recherchen von SRF ein Verwaltungsstrafverfahren eingeleitet, dieses ist noch hängig. Offenbar hat Hadicon bei der Hausdurchsuchung vom Recht Gebrauch gemacht, die beschlagnahmten Gegenstände versiegeln zu lassen. Will heissen: Die Swissmedic-Ermittler dürfen die Aktenordner und Festplatten vorerst nicht auswerten; ein Gericht muss darüber befinden.

Hadicon fällt nicht zum ersten Mal negativ auf: Bereits 2012 war bekannt geworden, dass die Firma Teil der Lieferkette gefälschter Krebsmedikamente aus Griechenland war, die in den USA auftauchten. Swissmedic nahm Ermittlungen auf – und erliess eine Strafverfügung. Auch in einem zweiten Fall – es geht um Aidsmedikamente aus einem Hilfsprogramm – wurde gegen Hadicon eine Strafverfügung erlassen. In beiden Fällen bestreitet Hadicon die Vorwürfe und hat die Verfügungen angefochten; die Gerichtsentscheide stehen noch aus.

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