Händeringend suchte der FC Zürich nach dem Abstieg in die Challenge League nach einem Sponsor – 2019 wurde er fündig. In den zwei folgenden Saisons prangte der Schriftzug der Bezahlkarte «AntePAY» auf den Leibchen, gut sichtbar für hunderttausende Menschen im Stadion und vor dem Fernseher.
Fall Antepay: Es ging um Millionen
Was die FCZ-Verantwortlichen damals nicht wissen: Antepay wurde als Zahlungsmittel für illegales Glücksspiel verwendet, wie die Recherche von SRF Investigativ und dem Recherche-Team Reflekt zeigt.
Zahlungsmittel für illegales Glücksspiel
Das offizielle Geschäftsmodell: Die Kundschaft kauft die Karte mit einem Guthaben. Damit lässt sich mittels Code anonym in diversen Online-Shops bezahlen, welche an Antepay eine Gebühr entrichten.
Zum Zeitpunkt des FCZ-Deals war die Karte laut Produkt-Webseite nur in sechs Online-Shops akzeptiert, die heute nicht mehr existieren. Später kamen neun (auch bekanntere) Namen hinzu. Als wir mit ihnen Kontakt aufnahmen, um zu fragen, ob sie Umsatz mit Antepay erzielt haben, zeigte sich: Zwei Firmen gab es nicht mehr, zwei hatten keinen Online-Shop und fünf gaben zu Protokoll, nie Umsatz mit Antepay gemacht zu haben.
Die Recherche weist darauf hin, dass hinter Antepay kein legales Geschäftsmodell stand. Die Karte taucht in Urteilen auf, in denen es um illegales Glücksspiel geht. Ein Spieler sagt darin über Antepay: «Ich kann damit nichts einkaufen, das ist nur für Glücksspiele.»
Dies bestätigt gegenüber SRF ein anonymer Insider: «Die Karte haben alle nur für Siskowin oder Solobet gebraucht.» Dies sind Webseiten, auf denen in der Schweiz illegales Glücksspiel angeboten wird.
Ein heimliches Millionengeschäft
Der Casinoverband Schweiz schätzt, dass jährlich über 200 Millionen Franken aus der Schweiz an illegale Onlinecasinos fliessen.
Floss aus diesem Kreis Geld in den Schweizer Fussball? Die Firma Dscnet AG, Herausgeberin der Antepay-Karte, ging 2021 Konkurs. Giancarlo Tottoli, Gründer und zum Zeitpunkt des FCZ-Deals alleiniger Verwaltungsrat von Dscnet, bestreitet, dass die Bezahlkarte für das illegale Glücksspiel hergestellt wurde.
Es gab nie illegale Geschäftstätigkeiten.
Man könne belegen, dass Antepay über legale Online-Shops Umsatz gemacht habe. Namen nennt er nicht. Er teilt schriftlich mit: «Es gab nie illegale Geschäftstätigkeiten.» Möglich sei, dass Antepay über externe Transaktionsabwickler auf ausländischen – und damit hierzulande illegalen – Glücksspielseiten gelandet sei.
FCZ-Präsident ärgert sich
Und der FC Zürich? Man habe sich damals auf die externe Sportvermarktungsfirma Infront Ringier Sports & Entertainment verlassen, welche den Deal aufgegleist hat, sagt FCZ-Präsident Ancillo Canepa.
Im Nachhinein muss ich sagen: Man sollte sich nie auf Drittparteien verlassen
Canepa räumt ein: «Deshalb ist es im Nachhinein für mich sehr ärgerlich, wie es gelaufen ist.» Man sollte sich nie auf Drittparteien verlassen, sagt er.
Umso mehr ärgert es Canepa, dass die Dscnet AG dem Verein ihm zufolge noch mehrere hunderttausend Franken schuldig war. Die Forderung sei mittlerweile beglichen worden – vor ein paar Wochen, während die Recherche von SRF und Reflekt im Gang war.
Ringier schreibt auf Anfrage, nichts vom Bezug der Antepay-Karte zum illegalen Glücksspiel gewusst zu haben: «Aus damaliger Sicht sprach nichts gegen diesen Vorschlag. Infront Ringier ist all ihren vertraglichen Verpflichtungen aus der Vereinbarung nachgekommen.»