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Betrug in der Stammzellenforschung
Aus HeuteMorgen vom 17.10.2018.
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Imageschaden für die Forschung «Wissenschaftsbetrug wäre auch in der Schweiz möglich»

Trotz mutmasslichem Forschungsbetrug wurde ein Herzmediziner in der Schweiz angestellt. Was lief falsch?

Der italienische Herzforscher Piero Anversa soll an der Harvard Medical School in den USA Daten für seine Forschungen gefälscht haben, wie eine Untersuchung des betroffenen Institutes nun ergeben hat. Verdachtsmomente dafür gab es schon vor drei Jahren. Anversa musste damals Harvard verlassen. Er fand am Herzzentrum Tessin eine neue Anstellung. Das Zentrum ist ein Teil der Uni Zürich. Marcel Tanner, Präsident der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz, reflektiert die Situation.

Marcel Tanner

Marcel Tanner

Epidemiologe und ehemaliges Mitglied der Covid-19-Taskforce

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Marcel Tanner ist Präsident der Akademien der Wissenschaft, emeritierter Epidemiologie-Professor und war bis Januar 2021 Mitglied der vom Bundesrat eingesetzten Covid-19-Taskforce.

SRF News: Wieso wurde ein Forscher, der Daten gefälscht haben soll, in der Schweiz wieder angestellt? Wer hat versagt?

Marcel Tanner: Es sind verschiedene Stellen, die ver sagt haben. Zuerst sind es immer das Reviewsystem der Kollegen in der Institution und die Institution selbst, die über die Wissenschaftlichkeit wachen müssen. Und zweitens bei klinischen Versuchen – wenn Versuche an Menschen durchgeführt werden – ist es die verantwortliche Ethikkommission.

Man müsste genau untersuchen, wo die Kontrollen fehlten. Schliesslich braucht es auch die Review bei den entsprechenden Zeitschriften, die offenbar auch nicht gemerkt haben, dass Daten gefälscht waren.

Der Imageschaden für die Wissenschaft ist bei jedem derartigen Skandal gross, ob es nun 30 oder 100 Publikationen sind.

Anversa war zuletzt im Tessin tätig. Zu den Fälschungen soll es in den USA gekommen sein. Wäre das auch in der Schweiz möglich gewesen?

In der Schweiz ist das auch möglich. Hoffentlich geschieht es nicht, aber es wäre möglich, wenn das Überwachungssystem durch Kollegen und Herausgeber von wichtigen Zeitschriften nicht funktioniert. Oder auch, wenn Fehler auf der Ebene der Ethikkommission begangen werden. Bei uns funktioniert es nach den gleichen Prinzipien.

Ein renommierter Herzforscher soll bei über 30 Publikationen Daten gefälscht haben. Schadet eine solche Meldung der Glaubwürdigkeit der Wissenschaft?

Der Imageschaden für die Wissenschaft ist bei jedem derartigen Skandal gross, ob es nun 30 oder 100 Publikationen sind. Wichtig ist, dass wir die Glaubwürdigkeit in der Öffentlichkeit wieder stärken. Wir betreiben Wissenschaft nach den Grundsätzen, dass wir keine Kompromisse zulassen. Jeder Fall ist ein grosser Schaden. Es kann aber auch eine Chance sein, auf diese Mechanismen einzuwirken und aufzuzeigen, was es braucht, um solche Dinge zu verhindern.

Das Gespräch führte Jonathan Fisch.

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