Ennetmoos ist ein eher verschlafener Ort, doch jeden zweiten Sommer wird es dort so richtig laut. Gegen 30'000 Menschen strömen dann in das Nidwaldner Dorf mit seinen rund 2300 Einwohnerinnen und Einwohnern – und verfolgen gespannt die «Teffli-Rally», ein Mofa-Rennanlass, der im Jahr 2000 erstmals stattfand.
Ziemlich halsbrecherisch heizen dabei «Teffli» – wie die aufgemotzten Mofas im lokalen Dialekt heissen – über einen Rundkurs. In den Sätteln sitzen verkleidete Fahrerinnen und Fahrer, von denen viele ihr aufgemotztes Gefährt je nach Rennkategorie gleich auch noch zur Rakete oder zur Dampflok umgebaut haben.
Was nach einem Fest von regionaler Ausstrahlung klingt, hat nun höhere Weihen bekommen: Das Bundesamt für Kultur hat es in die «Liste der lebendigen Traditionen der Schweiz» aufgenommen.
Das «Teffli»-Rennen ist plötzlich Kulturerbe
Damit gehört die «Teffli-Rally» zum immateriellen Kulturerbe der Schweiz – wie etwa auch das Zürcher Sechseläuten, das Unspunnen-Fest oder die Fête de Vignerons im Waadtland. Insgesamt 228 Traditionen oder Spezialitäten der Schweiz stehen mittlerweile auf der Liste.
Lebendige Traditionen der Schweiz
Die Organisatoren der «Teffli-Rally» wurden von dieser Auszeichnung überrascht. «Ich erhielt plötzlich eine Mitteilung per Mail, in der es hiess, wir seien auf der Liste – aber niemand von uns wusste, dass wir überhaupt im Rennen dafür waren», sagt OK-Präsident Daniel Flüeler.
Niemand von uns wusste, dass wir im Rennen um einen Platz auf dieser Liste waren.
Wahrscheinlich habe jemand aus der Bevölkerung bei den kantonalen Behörden die «Teffli-Rally» vorgeschlagen, und diese hätten den Vorschlag an den Bund weitergereicht, vermutet er. «Es freut uns natürlich, dass wir nun irgendwie auf der gleichen Ebene stehen wie Traditionsanlässe wie das Sechseläuten», sagt Flüeler.
Für eine Tradition reichen bereits 23 Jahre
Stellt sich bloss die Frage: Wie kann ein Anlass als Tradition gelten, wenn es ihn gerade mal seit 23 Jahren gibt?
Die Anzahl der Jahre sei nicht alleine entscheidend, sagt Isabelle Raboud-Schüle, Mitglied der Schweizer UNESCO-Kommission und Sprecherin der Steuerungsgruppe, welche die eingegangenen Vorschläge geprüft hat.
«Wichtig ist, dass ein Anlass mehrere Generationen überdauert. Und bei Anlässen, die jüngere Menschen ansprechen, lösen sich Generationen schneller ab als vielleicht auf einer Alp, die erst nach 40 Jahren in neue Hände übergeht», sagt sie.
Wichtig ist, dass ein Anlass mehrere Generationen überdauert.
So räumten etwa die Gründerinnen und Gründer von Festivals nach gut sieben Jahren das Feld und machten Jüngeren Platz, sagt Raboud-Schüle. Und die wiederum gäben die Verantwortung dafür auch bereits nach wenigen Jahren an die nächste Generation weiter.
Auch Technokultur und Openairs sind auf Liste
Will heissen: Auch vergleichsweise junge Anlässe oder Kulturformen haben zum Teil bereits mehrere Generationenwechsel überstanden. Das ist mit ein Grund, warum bereits die Zürcher Technokultur und die Openair-Festival-Kultur der Schweiz auf der Liste der lebendigen Traditionen steht.
Dazu komme: Die «Teffly Rally» sei in den etwas über 20 Jahren ihres Bestehens für die Menschen in der Region wichtig geworden, sagt Raboud-Schüle. «Verschiedenste Leute besuchen den Anlass, er hilft ihnen, die Zusammengehörigkeit zu pflegen.»
Das Organisationsteam der «Teffli-Rally» freut sich über das Lob, nimmt es aber gelassen. OK-Präsident Daniel Flüeler sagt: «Unser Rennen finden im nächsten Sommer ganz normal statt – der Eintrag auf der Liste wird da nicht viel ändern.»