Rund eine viertel Million Studenten zählen die Schweizer Hochschulen – Unis und Fachhochschulen. Die Tendenz für die nächsten Jahre ist weiter steigend. Ist die Zeit an der Uni dann vorbei, bleiben die Absolventen häufig in den Städten, das zeigen die neusten Zahlen des Bundesamtes für Statistik.
In den Schweizer Grossstädten sind über 40 Prozent Akademiker. Im Jahr 2000 hatten in den Grosstädten Genf, Basel und Zürich rund 20 Prozent der Menschen einen Hochschulabschluss. In der jüngsten Erhebung waren es deutlich mehr. So liegt die Zunahme über die Jahre zwischen 9 Prozentpunkten in Genf bis fast 20 Prozentpunkten in Zürich, fast eine Verdoppelung seit der Jahrtausendwende.
Diese Entwicklung sei absehbar gewesen, heisst es beim Städteverband. «Es hängt damit zusammen, dass die Wirtschaft sich sehr stark entwickelt in Richtung von Wissen und von Dienstleistungen», sagt Renate Amstutz, Direktorin Schweizerischer Städteverband. «Und weil die Städte in der Wirtschaft eine zentrale Rolle spielen für unser Land, ist es auch natürlich, dass in den Städten überdurchschnittlich viele Leute leben mit einem Hochschulabschluss.»
Droht Stadt-Land-Graben?
Wirtschaftlich gesehen brächten die vielen Absolventen den Städten aber wenig Nutzen, sagt Politgeograph Michael Hermann. «Früher waren eher die Arbeiter in der Stadt und das Bürgertum auf dem Land. Jetzt ist es eher so, dass das Milieu, welches ein hohes kulturelles Kapital hat, in der Stadt ist und diejenigen mit dem ökonomische Kapital sind immer noch eher in der Agglomeration.»
Die Zahlen der Statistiker zeigen: Je weniger Einwohner eine Gemeinde hat, desto weniger Menschen haben einen Hochschulabschluss. Droht damit ein Stadt-Land-Graben in der Bildung? «In unserem kleinen Land liegen Kernstädte, Agglomerationsgemeinden und auch die ländlichen Gebiete sehr nahe beieinander, wir alle sind aufeinander angewiesen», sagt Renate Amstutz. «Das relativiert einen Stadt-Land-Graben enorm.» Ob urban oder ländlich. Die Akademisierung dürfte in der ganzen Schweiz weiter zunehmen.