Die Pädagogische Hochschule der FHNW (Fachhochschule Nordwestschweiz) verliert seit längerer Zeit Studierende. Nach einem Anstieg 2020 schrieben sich letztes Jahr wieder acht Prozent weniger neu an der PH ein (934 Personen).
Das hat auch die Politik bemerkt. In den Parlamenten der Trägerkantone wurden die rückläufigen Zahlen beklagt. In Zeiten von Lehrermangel sei dies ein schlechtes Zeichen.
Die Ausbildung sei zu theorielastig, war im Solothurner Kantonsrat zu hören. Im Aargauer Grossen Rat wurde gefragt, ob es wirklich eine gemeinsame Ausbildungsstätte für vier Kantone brauche. Und der Baselbieter Landrat verlangte, dass die Dozierenden der PH mehr Berufserfahrung mitbringen müssen.
Schwierige Organisation
Die Kritik zeigt: Das Profil der PH FHNW ist unscharf. Die vier Trägerkantone haben unterschiedliche Schulsysteme und eigene Wünsche für die Ausbildung. Zudem ist die Pädagogische Hochschule auf drei Standorte verteilt – Solothurn, Brugg-Windisch und Muttenz. Das macht die Organisation nicht einfacher.
Fachleute sehen inhaltliche Mängel
Neben organisatorischen gibt es laut Bildungsfachleuten auch inhaltliche Mängel bei der Ausbildung. Die PH FHNW sei zu wenig praxisorientiert, fokussiere zu stark auf Forschung und Wissenschaft.
Dies stellt zum Beispiel Kathrin Scholl fest, Präsidentin des Aargauischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands. Rückmeldungen aus dem Schulalltag zeigten, dass die einzelnen theoretischen Bereiche zu wenig vernetzt würden.
Lieber in einen anderen Kanton
Aufgrund der Kritik entscheiden sich angehende Studierende zum Teil für eine PH in einem anderen Kanton. Eine junge Aargauerin studiert zum Beispiel in Zürich. Von Absolventinnen habe sie Schlechtes über Brugg-Windisch gehört, sagt sie zu SRF. Organisation und Dozierenden seien nicht gut, die Module langweilig.
Da gehe ich lieber jeden Tag nach Zürich, anstatt dass ich zwischen Brugg und Muttenz switche.
Darum habe sie eine andere PH angeschaut. Zürich habe am Infoabend einen guten Eindruck hinterlassen. Zudem hätten an der FHNW eventuell einige Vorlesungen in Muttenz stattgefunden. «Da gehe ich lieber jeden Tag nach Zürich, anstatt dass ich zwischen Brugg und Muttenz switche.»
Direktor gibt Gegensteuer
An der Pädagogischen Hochschule der FHNW ist die Kritik angekommen. Das sagt Guido McCombie, seit März Direktor der PH.
Die Zahl der Neueintritte variiere je nach Standort. Die Gründe für die Abnahme an Studierenden seien vielschichtig. Je nach Wohnort seien etwa andere PH näher. Die FHNW habe aber offensichtlich ein Image-Problem, das potenzielle Studierende abschrecke. Das wolle man korrigieren, so Direktor McCombie.
Die Ausbildung an der FHNW sei aber sicher nicht weniger praxisorientiert als andernorts. Die Wissenschaft müsse aber auch Teil davon sein. Viele Dozierende hätten Berufserfahrung, die Praxisausbildung sei innovativ. Theorielastigkeit werde allen Pädagogischen Hochschulen seit ihrem Start angelastet.
Es ist nicht so, dass wir uns nicht bewegen würden – und plötzlich kommt der Druck und wir müssen loslegen.
Die Kritik zu schlechten Dozierenden und langweiligen Modulen weist der PH-Direktor zurück. Die Absolventenbefragung zeige ein anderes Bild. Und er persönlich engagiere sich stark für einen Dialog mit Lehrern und Schulleiterinnen. Er mache Schulbesuche, um den Puls der Praxis zu fühlen.
Am Montag muss Guido McCombie in der interparlamentarischen Kommission der FHNW Auskunft geben zur Situation und den geplanten Massnahmen.