Impfen während der Schwangerschaft, geht das? Das fragen sich viele Betroffene. Professor Daniel Surbek ist Chefarzt der Frauenklinik am Inselspital Bern. Er diskutiert zurzeit oft mit jungen Frauen über die Covid-Impfung. Er rät ihnen zu einer Impfung, um das Risiko eines schweren Verlaufs einer Infektion zu senken. Denn: Schwere Verläufe können zu Frühgeburten führen.
SRF News: Haben Sie im Frauenspital Bern schon Erfahrungen gemacht mit Frauen, die geimpft sind und schwanger geworden sind?
Daniel Surbek: Ja, wir haben Frauen, die geimpft sind und schwanger geworden sind, und die Erfahrungen sind eigentlich gut. Es sind – von denen, die wir bis jetzt kennen – komplett normal verlaufende Schwangerschaften. Hier bestehen eigentlich auch keine Bedenken.
Wenn eine Frau nun schwanger ist, sagen Sie ganz klar: Ja, Impfen?
Auf jeden Fall. Die Impfung wird ja offiziell schwangeren Frauen empfohlen, die ein medizinisches Zusatzrisiko haben, das heisst, die bekannten Risikofaktoren zusätzlich zur Schwangerschaft haben. Oder jenen schwangeren Frauen, die einfach stärker exponiert sind durch ihre berufliche Tätigkeit oder ihre private Situation. Bei schwangeren Frauen, die weder exponiert sind, noch ein Zusatzrisiko haben, ist eine Impfung möglich. Das ist aber nicht eine Empfehlung, die das BAG aktiv abgibt.
Am Ende ist es ihre Entscheidung, ob sie es machen möchten oder nicht.
Ich erkläre das den Frauen, und am Ende ist es ihre Entscheidung, ob sie es machen möchten oder nicht. Meine Erfahrung ist: Es gibt Frauen, die in der Schwangerschaft extrem schwere Covid-Verläufe durchmachen. Intensivstation, Beatmung über Wochen. Das haben wir selbst auch erlebt. Die Frauen müssen einfach wissen, dass sie dieses Risiko eingehen, wenn sie sich in der Schwangerschaft nicht impfen lassen, weil eine Schwangerschaft an sich einfach schon ein Risiko darstellt.
Sie erwähnen diese Frauen, die schwanger sind und schwere Covid-Verläufe haben. Was passiert in so einem Fall mit dem Kind?
Das kommt vor allem auf den Zeitpunkt der Schwangerschaft an. Wir wissen, dass dieses Risiko insbesondere nach der 20. Woche besteht. In der Regel ist es so, dass das Kind entbunden werden muss, wenn es zu einer schweren Infektion kommt, zu einer Lungenentzündung mit Intensivstation und Beatmung. Wenn das zwischen der 23. und der 37. Woche passiert, ist es oftmals eine Frühgeburt. Wie es für das Kind weitergeht, hängt dann von der Woche ab und davon, wie reif es ist.
Das Gespräch führte Rebecca Villiger.
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