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Chirurg Thomas Steffen nimmt Stellung
Aus 10 vor 10 vom 27.11.2018.
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Implantate-Skandal Schweizer Chirurg: «Haben ethisch korrekt gehandelt»

Bandscheibenprothesen lösten sich im Körper teilweise auf und verschoben sich. Ein Schweizer Chirurg, der die Prothese mitentwickelte, erklärt sich.

Ein internationales Journalistenkonsortium, an welchem auch Tamedia-Medien beteiligt sind, machte den Implantate-Skandal publik: Die Prothese «Cadisc-L» der britischen Firma Ranier sollte den Patienten Linderung bringen. Stattdessen musste sie nach wenigen Jahren wieder vom Markt genommen werden.

Zu spät für viele Betroffene: Zwischen 2010-2014 wurden sie in verschiedenen europäischen Ländern eingesetzt. Die gewünschte Besserung brachte das Implantat häufig nicht – ganz im Gegenteil.

Höllische Schmerzen

Beispielsweise bei der Deutschen Melanie Schmitz. Die Kunststoffscheibe (z.B. Bandscheibe) hatte sich in Einzelteile zerlegt und musste mühselig wieder entfernt werden. Fünf Jahre hat sie der jungen Mutter das Leben zur Hölle gemacht.

Die Ergebnisse der Studien ergaben unterschiedliche Resultate. Es war nicht alles perfekt.
Autor: Thomas Steffen Prof. für Chirurgie, McGill-Universität Montreal

Melanie Schmitz sei kein Einzelfall, sagt der deutsche Orthopäde Karsten Ritter-Lang gegenüber dem Rechercheverbund. Er hat Dutzende Betroffene betreut. Teilweise wanderte das Implantat im Körper oder wies Risse auf, so Ritter-Lang.

Beteiligter Schweizer Chirurg erklärt sich

An der Entwicklung der Prothese war der Schweizer Chirurg Thomas Steffen beteiligt. Vor der Markteinführung wurde das Implantat an Affen getestet. «Die Ergebnisse dieser Studien ergaben unterschiedliche Resultate. Es war nicht alles perfekt», sagt der Professor für Chirurgie an der McGill-Universität von Montreal gegenüber SRF.

Obwohl Affen dem Menschen sehr ähnlich sind, gäbe es noch immer starke anatomische Unterschiede, sagt Steffen. So wurden die Implantate darauf auch in einer klinischen Studie an Menschen getestet. Gemäss den Enthüllungen soll es bei den 29 Probanden ebenfalls zu negativen Berichten gekommen sein. Zwischenzeitlich wurde das Implantat aber von einer britischen Zulassungsstelle gutgeheissen.

«Nach den ersten zwei Jahren ging es vielen Studienteilnehmern noch mehrheitlich gut, vergleichbar wie bei anderen Implantaten. Erst nach drei bis vier Jahren zeigten sich Probleme», so Steffen. 2014 wurde «Cadisc-L» zurückgerufen. Die Firma Ranier ging Konkurs.

Bei der Entwicklung der Prothese sass Steffen im wissenschaftlichen Beirat. Sie hätten die zuständigen Behörden gewarnt, als sich die negativen Auswirkungen abzeichneten, sagt er. Trotzdem sei es richtig gewesen, den medizinischen Fortschritt anzustreben. «Man muss etwas wagen, wenn man etwas gewinnen will in dieser Situation. Dies muss aber in ethisch-korrekter Weise geschehen. Das haben wir gemacht.»

Auch das Berner Salem-Spital betroffen

Wie bekannt wurde, soll das Implantat auch in der Schweiz eingesetzt worden sein. Demnach soll ein weiteres Mitglied des wissenschaftlichen Beirats von Ranier, der die Entwicklung von «Cadisc-L» begleitete, am Berner Salem-Spital gleich selbst die Prothesen einoperiert haben.

Gegenüber SRF bestätigt der Direktor des Berner Salem-Spitals, Norbert Schnitzler, dass insgesamt sieben Fälle dokumentiert sind. Bislang erhielten sie keine negativen Rückmeldungen der Betroffenen. Es könne aber sein, dass diese den behandelnden Arzt aufsuchten. Man werde nun vertiefte Abklärungen treffen, so Schnitzler.

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Das ist der Implantate-Skandal
Aus 10 vor 10 vom 27.11.2018.
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