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In Wehrmachtsuniformen Naziwanderung im Berner Oberland führt zu Polizeieinsatz

Eine Gruppe Männer – alle komplett in alte Naziuniformen gekleidet – wanderte am Wochenende durchs Wildhornmassiv. Das löste einen aussergewöhnlichen Polizeieinsatz aus.

Es muss für die anderen Wandergruppen ein verstörender Anblick gewesen sein. Von Kopf bis Fuss, von den Schirmmützen bis zu den Nagelschuhen, hätten die Männer Uniformen der Wehrmacht getragen, berichtet eine Augenzeugin gegenüber Radio SRF.

An manchen Uniformen habe sie Swastikas erkannt, also Hakenkreuze, und auch noch andere Symbole aus der Nazizeit. Die Gruppe wanderte durchs Wildhornmassiv zur Iffigenalp, wo sie dann in Zelten übernachtete.

Nazi-Wandergruppe.
Legende: Wandergruppe mit braunen Insignien: In der Schweiz hat sie damit strafrechtlich nichts zu befürchten. SRF/Augenzeuge

Schon am Freitag sei bei der Polizei ein Hinweis auf die Nazigruppe eingegangen, sagt Deborah Zaugg, Mediensprecherin der Berner Kantonspolizei. Am Samstag seien sie dann oberhalb der Iffigenalp auf die Gruppe gestossen.

So sagt Zaugg: «Die Gruppe bestand aus rund 25 Personen aus verschiedenen europäischen Ländern.» Daraufhin habe die Polizei die Gruppe angewiesen, die Jacken mit den Nazisymbolen auszuziehen – aus präventiven Überlegungen: «Wir wollten verhindern, dass es plötzlich zu Auseinandersetzungen mit Drittpersonen gekommen wäre.»

Keine strafrechtlichen Konsequenzen

Zudem hätten sie die Personalien der Männer aufgenommen, sagt Deborah Zaugg. Strafrechtlich habe das aber keine Konsequenzen. Das Tragen von Nazisymbolen ist in der Schweiz, im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern, bislang nicht verboten. Auch aus diesem Grund kam es in der Schweiz in den letzten Jahren immer wieder zu Treffen von Rechtsextremen.

Die besagte internationale Gruppe dürfte sich im Vorfeld wohl ebenfalls genau überlegt haben, in welchem Land sie mit ihren Wehrmachtuniformen spazieren geht. Der Bundesrat ist aktuell daran, ein Gesetz zum Verbot von Nazisymbolen zu verfassen.

Dies, nachdem 2024 sowohl der National- als auch der Ständerat mit deutlicher Mehrheit den Auftrag für ein solches Verbot erteilt hatten. Hakenkreuze oder den Hitlergruss zu zeigen, soll künftig auch in der Schweiz strafbar sein.

«Wandergruppe» mit einschlägiger Kleiderordnung

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Die Gruppierung besteht gemäss eigener Darstellung auf einer in den USA lokalisierten Website aus Männern aus den USA und mehreren europäischen Ländern, die seit 2009 aktiv sind. Sie beschreiben sich selber als «apolitisch», Teilnehmer dürfen nicht in extremistischen Organisationen involviert sein. Gleichzeitig legen sie Wert darauf, dass die Uniform nach Vorgaben der «Heereshochgebirgsschule» von 1939 getragen wird, ein 20-seitiges Dokument auf der Website der Gruppe macht präzise Angaben, inklusive des Hakenkreuzes.

In einer Stellungnahme zur Wanderung im Berner Oberland schreibt die Gruppe: «Wir sind eine historische Reenactment-Gruppe.» Sie betonen, keine Verbindungen zu politischen Ideologien zu haben. «Jeder Versuch, uns mit dem Nationalsozialismus in Verbindung zu bringen, ist sowohl falsch als auch beleidigend.»

HeuteMorgen, 22.07.2025, 6 Uhr

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