Nimmt das Publikum billiges Dosenbier aus dem Supermarkt ans Konzert oder trinkt es das teurere Bier an der Bar? Diese Frage stellt sich Elena Conradt, Geschäftsführerin des Basler «Jugend-Kultur-Festivals» vor dem Festival-Sommer.
Sie ist eine von vielen Organisatorinnen, die sich grosse Sorgen machen. Grade für ein Gratisfestival, welches sich an junge Leute richtet, sei die Situation diesen Sommer «wahnsinnig schwierig.»
Hintergrund sind die Inflation und die Corona-Pandemie. Es würden nämlich nicht nur viele Güter wie beispielsweise Bier teurer, sondern auch Dienstleistungen: «Der Bühnenaufbau kostet dieses Jahr etwa 30 Prozent mehr», sagt Jeroen van Vulpen, Präsident des Basler Festivals «B-Scene».
Teurer sei der Aufbau wegen der Pandemie, die die Eventbranche besonders hart getroffen habe, so van Vulpen weiter. Viele Firmen mussten schliessen, der Aufbau der Festivals gehe in diesem Sommer deshalb nicht so geschmiert über die Bühne wie in vorherigen Jahren. «Aber Bühnen sind Festival-relevant, auf sie können wir nicht verzichten.» Das Festival «B-Scene» müsse deshalb an andern Orten «Anpassungen machen».
Im Takt der Stimmung
Auffangen könnten diese «Anpassungen» die Mehrausgaben aber nicht, sagt Elena Conradt, die ebenfalls ans Sparen denkt. «Ich kann 200 Franken an einem, und 500 am anderen Ort einsparen. Aber das grosse Loch in der Kasse kann ich so nicht stopfen.»
Ticketpreise um zehn Prozent erhöht
Anders die Situation in St. Gallen, einem der grossen Open Air mit jeweils über 100'000 Besucherinnen und Besuchern. Obwohl die Ticketpreise für das Festival, welches Ende Juni startet, zehn Prozent mehr kosten als im vergangenen Jahr, seien bald alle ausverkauft. «Auch die beiden Bühnen, die letztes Jahr neu dazu kamen, stellen wir wieder auf», sagt Festivaldirektor Christof Huber.
Entspannt gibt man sich auch in Bern – und dies, «obwohl die Kosten auch bei uns massiv gestiegen sind sowohl beim Material als auch beim Personal», wie Lena Fischer vom Gurtenfestival sagt. Mit dem Ticketverkauf sei man auf gutem Wege, trotz höherer Preise.
Zermatt verkleinert Festival um ein Lokal
Bereits stattgefunden hat das Festival «Zermatt unplugged». Für die Ausgabe 2023 hatte man sich zum Ziel gesetzt, wieder so viel Publikum wie vor der Pandemie anzulocken. Erwartungen, die mehr als erfüllt wurden, obwohl die Tickets teurer wurden: «Die Anzahl Ticketverkäufe und die damit verbundenen Umsätze lagen über dem Level vor der Pandemie, das hat uns sehr gefreut», so Geschäftsführer Rolf Furrer.
Weil die Ausgaben gestiegen seien, habe man aber trotz guten Ticketverkäufen sparen müssen: «Es gab eine Konzert-Location weniger und wir haben auf das eine oder andere Detail – etwa bei den Chalets im «Taste Village» – verzichtet.»
Furrer geht davon aus, dass die Ausgaben der Gäste auch neben dem Festivalleben gestiegen seien, zumal die Hotels und Restaurants teurer geworden seien.
Swisslos soll einspringen
Trotz Erfolg in Zermatt, mehren sich etwa in Basel die Stimmen, die Hilfe vom Staat erhoffen – genauer vom Swisslos-Fonds. Damit stossen sie zumindest nicht auf taube Ohren.
«Wenn jemand glaubhaft nachweisen kann, dass es Probleme gibt, beispielsweise, weil der Bühnenaufbau teurer geworden ist, kann man darauf womöglich finanziell eingehen», sagt der Sprecher des für die Swisslos-Gelder zuständigen Departements in Basel-Stadt. Entschieden ist diesbezüglich aber noch nichts.