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Am 1. Februar heulen sie wieder: Die Behörden haben Ukraine-Flüchtlinge über den Sirenentest informiert
Aus Regionaljournal Zentralschweiz vom 31.01.2023. Bild: Keystone/Urs Jauder
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Infokampagne der Kantone So werden ukrainische Geflüchtete über Sirenentests aufgeklärt

Am Mittwoch heulen schweizweit die Sirenen. Was für Einheimische Routine ist, kann bei Geflüchteten Panik auslösen.

Der Termin ist seit Jahren gesetzt: Jeweils am ersten Mittwoch im Februar heulen in der ganzen Schweiz über 7000 Sirenen los, pünktlich um halb zwei Uhr Nachmittags. Eine Minute dauert der jährliche Sirenentest, danach ist es in der Regel wieder still – bis zum nächsten Jahr.

Für Schweizerinnen und Schweizer ist das eine Routineangelegenheit. Anders sieht es aus bei Menschen, die aus Kriegsgebieten geflüchtet sind, etwa aus der Ukraine.

«Viele dieser Menschen haben das Geheul der Sirenen in einem ganz anderen Zusammenhang kennengelernt, sie verbinden damit Panik und Flucht», sagt Renate Metzger, Leiterin von «Hello Welcome», einem Begegnungsort für Geflüchtete und Einheimische in der Stadt Luzern.

Viele Geflüchteten verbinden das Geheul der Sirenen mit Panik und Flucht.
Autor: Renate Metzger Leiterin «Hello Welcome», Luzern

Man könne nicht davon ausgehen, dass sie den Hintergrund des Sirenentests sofort realisierten. «Sie müssen darum gut informiert werden.»

Kantone haben Informationskampagne lanciert

Zu diesem Schluss ist auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz gekommen. Es hat die Kantone darum aufgerufen, die Geflüchteten aus der Ukraine speziell über den Sirenenalarm zu informieren.

Die Kantone scheinen diesem Aufruf nachzukommen - wobei dies dort, wo Geflüchtete gemeinsam in grösseren Gruppenunterkünften leben, auch verhältnismässig einfach funktioniert. Das Betreuuungspersonal weist in Gruppensitzungen auf den Alarm hin, wie etwa in den Kantonen Zürich und Luzern. Andere - wie etwa Uri oder Zug - stellen zumindest sicher, dass ein entsprechendes Informationsschreiben des Bundes auf ukrainisch in den Unterkünften angeschlagen wird.

Eine Schutzsuchende aus der Ukraine in einer Unterkunft in Genf.
Legende: Eine Schutzsuchende aus der Ukraine in einer Unterkunft in Genf: In Kollektivunterkünften können die Behörden die Geflüchteten leichter mit Informationen zum Sirenentest erreichen. Keystone/Salvatore Di Nolfi

Schwieriger ist es allerdings, die vielen Schutzsuchenden zu erreichen, die nicht in den Kollektivunterkünften leben, sondern in eigenen Wohnungen untergekommen sind.

Die Kantone haben hier unterschiedliche Strategien. Bern etwa informiert über Gruppen auf Facebook und Telegram, die bei Ukrainerinnen und Ukrainern in der Schweiz beliebt sind. Luzern verschickt Informationen auf ukrainisch per Mail, Nidwalden lädt den Hinweis auf den Sirenentest auf die App hoch, die sie den Geflüchteten zur Verfügung stellt.

Persönlicher Kontakt ist unverzichtbar

Wichtig bleibt dabei aber auch der persönliche Kontakt. «Wir sprechen den Sirenentest an, wenn die Schutzsuchenden aufs Amt kommen, um Unterstützungsleistungen abzuholen», sagt etwa Roland Rickenbacher, Vorsteher des Nidwaldner Amts für Militär und Zivilschutz.

Einen anderen Ansatz wählt der Kanton Schaffhausen: Hier sind die Schulen dafür zuständig, dass die Informationen zu den Geflüchteten kommen. «Wir haben über die ukrainischen Kinder eine Verbindung direkt zu den Familien, darum geben wir ihnen ein Informationsschreiben mit», sagt Ruth Marxer, Leiterin der Schaffhauser Volkschulen.

Auch andere Geflüchtete können empfindlich reagieren

Renate Metzger, Leiterin der Luzerner Organisation «Hello Welcome», freut der Effort, mit dem Kantone und Gemeinden versuchen, den Vertriebenen aus der Ukraine den Schrecken vor dem Sirenentest zu nehmen. Allerdings: Das Thema Rund um den Probealarm und die Retraumatisierung von Kriegsflüchtlingen sei nicht neu.

«Auch Menschen aus Syrien können empfindlich auf das Sirenengeheul reagieren», sagt sie. «Es wäre schön, wenn die Sensibilität, die man jetzt gegenüber den Geflüchteten aus der Ukraine entgegenbringt, auch für andere Vertriebene aufbringen würde.»

Regionaljournal Zentralschweiz, 31.01.2023. 17:30 Uhr;

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