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Internationale Übung in Luzern Rettungsteams aus aller Welt trainieren für Erdbebenkatastrophe

Internationale Rettungsteams leisten Nothilfe im Chaos nach Erdbeben. Diese Woche haben Fachleute aus zwölf Ländern in der Schweiz den Ernstfall trainiert.

Das Szenario: Ein Erdbeben der Stärke 7.1 in Luzern. Zerstörte Gebäude, Tausende Verschüttete und weder Wasser noch Strom. Behörden und Rettungskräfte im Katastrophengebiet sind am Anschlag. Unterstützung kommt von internationalen Rettungsteams, die Soforthilfe leisten.

Damit die Teams möglichst schnell und effizient arbeiten können und sich nicht gegenseitig behindern, muss ihr Einsatz gut koordiniert sein. Genau das üben diese Woche Teams aus zwölf Nationen in einer grossen Erdbebenübung im Simulator der Generalstabsschule der Schweizer Armee in Kriens.

Das Training des Erdbebeneinsatzes sei so nah wie möglich an der Realität eines wirklichen Einsatzes, so die Leiterin des Schweizer Teams, Regina Gujan: «Die Herausforderung liegt darin, möglichst rasch eine Übersicht zu erhalten und eine Situationsanalyse zu machen, damit die Teams schnell vor Ort sind, um zu retten.»

Es ist eine gemeinsame Übung, die uns alle bereit macht.
Autor: Regina Gujan Leiterin des Schweizer Teams

Gujan war selbst im Einsatz mit der Rettungskette, um nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei im Februar 2023 Soforthilfe zu leisten. Ihre Erfahrungen bringt sie in der Übung ein. Diese wird von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) zusammen mit dem Verteidigungsdepartement durchgeführt.

Koordination im Ernstfall geübt

Was es braucht, damit die Zusammenarbeit der Teams, aber auch mit den Behörden im betroffenen Gebiet funktioniert, weiss der Leiter der gesamten Erdbebenübung, Fabien Valterio. Auch er kennt die Einsatzrealität und war mit dem Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe schon in mehreren Ländern.

Ziel der Übung sei es, die effiziente Organisation zu trainieren, also wie die Mittel vor Ort optimal eingeteilt werden können: «Denn diese Koordination ist ein Erfolgsfaktor im Einsatz. Somit stellen wir sicher, dass die Ressourcen im richtigen Moment am richtigen Ort sind», so Valterio.

In diesen Ländern standen Schweizer Rettungskräfte im Einsatz

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In den vergangenen Jahren standen die Rettungskräfte aus der Schweiz fast jedes Jahr im Erdbebeneinsatz, seit 2015 haben sie in neun Ländern Hilfe geleistet.

  • Myanmar, März 2025
  • Marokko, August 2023 (Wiederaufbauprojekt)
  • Türkei**/Syrien, Februar 2023 (** Rettungskette Schweiz)
  • Haiti, August 2021
  • Albanien, November 2019
  • Indonesien, Oktober 2018
  • Mexiko, September 2017
  • Ecuador, April 2016
  • Nepal, April 2015

Für internationale Katastropheneinsätze gelten die Richtlinien der UN INSARAG (United Nations International Search and Rescue Advisory Group). Diese verlangen, dass sich weltweit einsetzbare Rettungsteams regelmässigen Trainings unterziehen, um den hohen Anforderungen bei Erdbeben und anderen Grosskatastrophen gerecht werden zu können.

An der Entwicklung dieser internationalen Standards für Rettungseinsätze habe die Schweiz massgebend mitgearbeitet, sagt der Delegierte für humanitäre Hilfe bei der Deza, Dominik Stillhart.

Hilfreicher Wissensaustausch der Länder

Die Entscheidung eines von einem Erdbeben betroffenen Landes, welche Hilfe aus welchem Land zugelassen wird, ist oft eine politische. Die Zusammenarbeit «on the ground» müsse aber über allfällige Differenzen hinweg funktionieren, sagt Stillhart: «Es geht darum, Leben zu retten. Die internationale Koordination und Organisation finden vor allem über gemeinsame Standards statt. Je technischer wir das alles gestalten können, desto einfacher ist es, die Politik aussen vorzulassen.»

Bei der Übung in Kriens arbeiten chinesische mit jordanischen, indische mit französischen und ukrainische mit Schweizer Rettungsfachleuten zusammen. Der Austausch mit Teams aus anderen Ländern sei für die Praxis hilfreich, sagt Regina Gujan vom Schweizer Team: «Wir lernen von den Kollegen der anderen Teams und wir können ihnen auch gewisse Erfahrungen von uns weitergeben. Es ist eine gemeinsame Übung, die uns alle bereit macht.»

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Echo der Zeit, 26.6.25, 18 Uhr; wilh

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