Das Szenario: Ein Erdbeben der Stärke 7.1 in Luzern. Zerstörte Gebäude, Tausende Verschüttete und weder Wasser noch Strom. Behörden und Rettungskräfte im Katastrophengebiet sind am Anschlag. Unterstützung kommt von internationalen Rettungsteams, die Soforthilfe leisten.
Damit die Teams möglichst schnell und effizient arbeiten können und sich nicht gegenseitig behindern, muss ihr Einsatz gut koordiniert sein. Genau das üben diese Woche Teams aus zwölf Nationen in einer grossen Erdbebenübung im Simulator der Generalstabsschule der Schweizer Armee in Kriens.
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Bild 1 von 5. Neben der Schweiz beteiligen sich Teams aus Deutschland, Österreich, den Niederlanden, den USA, Jordanien, China, der Ukraine, Frankreich, der Türkei, der Tschechischen Republik und Indien an der Übung. Bildquelle: KEYSTONE/Gaetan Bally.
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Bild 2 von 5. Mitglieder der deutschen und ukrainischen Rettungsteams retten in der Übung einen schwer Verschütteten. Bildquelle: KEYSTONE/Gaetan Bally.
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Bild 3 von 5. Bei der Übung wird es auch mal stressig: Es wird ein Nachbeben der Stärke 6.1 gemeldet. Mitglieder des indischen und Schweizer Rettungsteams springen los. Bildquelle: KEYSTONE/Gaetan Bally.
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Bild 4 von 5. Mitglieder des chinesischen Rettungsteams hören den Anweisungen des Übungscoaches der Schweizer Armee zu. Bildquelle: KEYSTONE/Gaetan Bally.
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Bild 5 von 5. Einblick in die internationale Erdbeben-Ernstfallübung SIMEX25 im luzernischen Kriens. Bildquelle: KEYSTONE/Gaetan Bally.
Das Training des Erdbebeneinsatzes sei so nah wie möglich an der Realität eines wirklichen Einsatzes, so die Leiterin des Schweizer Teams, Regina Gujan: «Die Herausforderung liegt darin, möglichst rasch eine Übersicht zu erhalten und eine Situationsanalyse zu machen, damit die Teams schnell vor Ort sind, um zu retten.»
Es ist eine gemeinsame Übung, die uns alle bereit macht.
Gujan war selbst im Einsatz mit der Rettungskette, um nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei im Februar 2023 Soforthilfe zu leisten. Ihre Erfahrungen bringt sie in der Übung ein. Diese wird von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) zusammen mit dem Verteidigungsdepartement durchgeführt.
Koordination im Ernstfall geübt
Was es braucht, damit die Zusammenarbeit der Teams, aber auch mit den Behörden im betroffenen Gebiet funktioniert, weiss der Leiter der gesamten Erdbebenübung, Fabien Valterio. Auch er kennt die Einsatzrealität und war mit dem Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe schon in mehreren Ländern.
Ziel der Übung sei es, die effiziente Organisation zu trainieren, also wie die Mittel vor Ort optimal eingeteilt werden können: «Denn diese Koordination ist ein Erfolgsfaktor im Einsatz. Somit stellen wir sicher, dass die Ressourcen im richtigen Moment am richtigen Ort sind», so Valterio.
Für internationale Katastropheneinsätze gelten die Richtlinien der UN INSARAG (United Nations International Search and Rescue Advisory Group). Diese verlangen, dass sich weltweit einsetzbare Rettungsteams regelmässigen Trainings unterziehen, um den hohen Anforderungen bei Erdbeben und anderen Grosskatastrophen gerecht werden zu können.
An der Entwicklung dieser internationalen Standards für Rettungseinsätze habe die Schweiz massgebend mitgearbeitet, sagt der Delegierte für humanitäre Hilfe bei der Deza, Dominik Stillhart.
Hilfreicher Wissensaustausch der Länder
Die Entscheidung eines von einem Erdbeben betroffenen Landes, welche Hilfe aus welchem Land zugelassen wird, ist oft eine politische. Die Zusammenarbeit «on the ground» müsse aber über allfällige Differenzen hinweg funktionieren, sagt Stillhart: «Es geht darum, Leben zu retten. Die internationale Koordination und Organisation finden vor allem über gemeinsame Standards statt. Je technischer wir das alles gestalten können, desto einfacher ist es, die Politik aussen vorzulassen.»
Bei der Übung in Kriens arbeiten chinesische mit jordanischen, indische mit französischen und ukrainische mit Schweizer Rettungsfachleuten zusammen. Der Austausch mit Teams aus anderen Ländern sei für die Praxis hilfreich, sagt Regina Gujan vom Schweizer Team: «Wir lernen von den Kollegen der anderen Teams und wir können ihnen auch gewisse Erfahrungen von uns weitergeben. Es ist eine gemeinsame Übung, die uns alle bereit macht.»