Wer diese Woche auf der Autobahn A1 im Aargau unterwegs ist, sieht auffällige Informationstafeln zur Islandpferde-WM. Diese findet vom 4. bis 10. August im aargauischen Birmenstorf statt. 18 Nationen messen sich hier. Speziell ist der Umgang mit den Pferden nach der WM: Pferde, die aus Island extra eingeführt werden, dürfen nicht mehr ins Heimatland zurück. Sie werden verkauft, wegen einer «uralten» Regelung.
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Bild 1 von 3. Schweizer Reiterin Lea Sigmarsson in Aktion (im Bild an einem anderen Turnier). Sie ist mit Islandpferden auf dem Hof ihres Vaters aufgewachsen. Bildquelle: zvg.
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Bild 2 von 3. An der WM World Championships Icelandic Horses in Birmenstorf AG werden um die 30'000 Besuchende erwartet. Bildquelle: zvg.
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Bild 3 von 3. Islandpferde gelten als besonders robust, ruhig und stur, sagt Lea Sigmarsson gegenüber SRF. Sie führt mit ihrem Mann, der aus Island stammt, einen Islandpferdehof in Kaisten AG. Bildquelle: imago images.
Seit über 100 Jahren ist es auf Island nicht erlaubt, Pferde zu importieren. Wenn ein Islandpferd das Land verlässt, darf es folglich nicht mehr zurück. Die Pferde könnten Krankheiten einschleppen.
Auch zum Schutz der Rasse
Auf der ganzen Welt gibt es über 300'000 Tiere, in der Schweiz über 5000. Mischlinge sind in Island bei dieser Pferderasse nicht erwünscht. Der Stammbaum der Isländer geht über tausend Jahre zurück und die Bewohner achten darauf, dass die Rasse sich nicht mit anderen Pferden vermischt.
Die Pferde aus Island, die sich an der WM im Aargau messen, wurden schon vor der WM verkauft. Das heisst, sie werden nach der WM an die im Vorfeld vereinbarten neuen Besitzer übergeben. «Ich weiss von einem Pferd, das auf die WM in der Schweiz nicht verkauft werden konnte. Das wurde in Island zurückgelassen», erzählt die Schweizer Reiterin an der Islandpferde-WM, Lea Sigmarsson.
Robuste, schnelle Pferde
Islandpferde gelten als robuste Tiere, die von den Wikingern nach Island gebracht wurden. Sie gelten als besonders robust und ruhig. Zudem beherrschen sie zwei eigene Gangarten, den Rennpass und den Tölt, den sie im Sand und im steilen Gelände auf der Vulkaninsel brauchen können.
Diese Gangarten seien zum Reiten sehr angenehm, sagt Lea Sigmarsson, die im Schweizer Kader an der Islandpferde-WM antritt: «Der Tölt ist weich zum Reiten. Ein Bein des Pferdes bleibt immer am Boden, man reitet wie auf einem fliegenden Teppich. Der Rennpass ist sehr schnell, mit Flugphasen drin.»
Echte Pferde, keine Ponys
Isländer sind kleiner als Grosspferde. Trotzdem hören die Besitzerinnen und Züchter das Wort «Islandpony» nicht gern, sagt Islandpferde-Expertin Lea Sigmarsson. «Pony klingt so nach Kinderpony, und das sind sie nicht.» Die Pferde seien sehr schnell, das erstaune auch Besitzer von Grosspferden immer wieder.
Generell gelte Island mit seinen Pferden als WM-Favorit, sagt Roman Spieler, Präsident vom OK der WM in Birmenstorf AG. «Island ist sehr stark, auch Deutschland und Dänemark. Jene Nationen, die viele Islandpferde im Land haben, sind Favoriten.»
Alle Pferde würden an der aktuellen WM in der Schweiz artgerecht gehalten, betonen die Organisationen. Die Tiere dürfen auf eine grosse Weide und werden möglichst weit weg vom WM-Gelände untergebracht. Mit viel Grün und Ruhe – ähnlich wie zu Hause in Island.
Isländer aus Schweizer Zuchten
Auch in der Schweiz gibt es Islandpferdezuchten. Die Schweizer WM-Reiterin Lea Sigmarsson zum Beispiel hält zusammen mit ihrem Mann Islandpferde auf ihrem Hof im aargauischen Kaisten. Das Ehepaar Sigmarsson betreut dort 50 «Pensionäre», bildet Islandpferde aus und züchtet sie.
Ein vergleichsweise kleines Business, wie der Blick auf die Website der Islandpferde-Vereinigung zeigt: «Die Schweiz ist in Bezug auf die Islandpferdezucht ein kleines Land. Es werden pro Jahr ungefähr 45 Fohlen geboren, im Gegensatz zu den grossen Zuchtländern wie Island, Deutschland, Dänemark und Schweden, wo mehrere hundert Fohlen zur Welt kommen.»