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Jüdischer Grossanlass Zionistenkongress zum 125. Jubiläum findet in Basel statt

Vor 125 Jahren forderte Theodor Herzl am 1. Kongress in Basel zum ersten Mal die Schaffung eines jüdischen Staates.

Nicht immer wollten die Jüdinnen und Juden einen eigenen Staat. Noch im 19. Jahrhundert lehnten dies viele von ihnen ab. Religiöse Juden wollten nichts davon wissen, weil in ihren Augen nur Gott das jüdische Volk ins gelobte Land führen dürfe und sicher nicht die Politik. Liberale Juden lehnten die Idee ab, da sie sich lieber in ihren Geburtsländern für eine bessere Akzeptanz der jüdischen Lebensweise einsetzen wollten.

Judenverfolgung sorgte für Aufwind

Die Realität sah freilich anders aus: In ganz Europa nahm der Antisemitismus stark zu. Überall gründeten national gesinnte Juden deshalb Vereine, die sich für die Schaffung eines eigenen, sicheren Staates einsetzen wollten.

Historische Bilder der Zionistenkongresse in Basel

Einer ihrer Wortführer war der ungarisch-österreichische Schriftsteller Theodor Herzl. Er lud 1897 die auf der ganzen Welt verstreuten national-jüdischen Vereine zum 1. Zionistenkongress ein. Unter Zionisten werden heute eher jene verstanden, die sich für ein gross-israelisches Reich einsetzen. Damals ging es den Zionisten aber vor allem darum, einen eigenen, völkerrechtlich anerkannten Staat zu schaffen, in dem die Jüdinnen und Juden sicher leben konnten. Theodor Herzl selber konnte sich diesen Staat zuerst auch in Afrika oder Südamerika vorstellen, erst mit der Zeit fiel seine Wahl auf Palästina.

Basel spielt im Bewusstsein der Juden eine wichtige Rolle.
Autor: Ralph Lewin Präsident Schweizerisch Israelitischer Gemeindebund

Der 1. Zionistenkongress hätte in München stattfinden sollen. Aber die dortigen Juden lehnten den Anlass ab, weil sie sich lieber in Deutschland einen Platz in der Gesellschaft erkämpfen wollten. Basel bot sich als Alternative für den Kongress an. Am 29. August 1897 forderte Theodor Herzl im Basler Casino vor 200 Delegierten zum ersten Mal öffentlich die Schaffung eines eigenen, jüdischen Staates.

«Basel spielt deshalb im Bewusstsein der Juden eine wichtige Rolle,» sagt Ralph Lewin, ehemaliger Basler Regierungsrat und heute Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes. So gebe es in zahlreichen israelischen Städten Strassen, die nach der Stadt am Rheinknie benannt seien.

Illustrer Gast aus Israel

Ende August findet die 125. Ausgabe des Zionistenkongresses wieder in Basel statt. Erwartet wird unter anderem der israelische Staatspräsident Jitzchak Herzog. Das Polizeiaufgebot wird enorm sein. Das sagt auch Basels Polizeikommandant Martin Roth. «Wir werden von andern kantonalen Polizeicorps unterstützt». Mit wie viel Personal will er aus Sicherheitsgründen aber nicht verraten.

Jitzchak Herzog, Staatspräsident von Israel
Legende: Israels Staatspräsident Jitzchak Herzog wird am 125-Jahr Jubiläum des Zionistenkongresses in Basel erwartet. Keystone

In Pratteln (BL) findet gleichzeitig mit dem Zionistenkongress das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest (ESAF) statt. Auch für diesen Riesenanlass mit bis zu 50'000 Besucherinnen und Besuchern braucht es viel Polizei. «Wir schaffen das», zeigt sich der Basler Polizeikommandant Martin Roth überzeugt. «Beim Zionistenkongress stehen Sicherheitsaspekte im Vordergrund, beim ESAF verkehrstechnische.» Da dies zwei Paar verschiedene Schuhe seien, mache er sich keine Sorgen, sagt Roth.

Regionaljournal Basel, 10.06.2022, 17:30 Uhr ; 

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