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Jung und provokativ Basel hat die jüngste Parlamentspräsidentin

Sie gilt als Senkrechtstarterin: die grüne Klimapolitikerin Jo Vergeat. Erst 27-jährig präsidiert sie nun das Basler Parlament. So jung hat das in der Basler Geschichte noch nie jemand geschafft.

Jo Vergeat politisiert pointiert links. Leidenschaftlich setzt die Grün-Alternative sich fürs Klima ein und war in der Vergangenheit Seite an Seite mit der Klimajugend an etlichen Demonstrationen in Basel. Sie kämpft für eine lebendige Nachtkultur und auch an Frauenstreiks ist sie jeweils mit dabei. Seit knapp drei Jahren ist Jo Vergeat im Basler Kantonsparlament und hat sich dort in kürzester Zeit einen Namen als Kultur- und Klimapolitikerin gemacht. Mit ihr übernimmt jetzt erstmals eine Vertreterin einer Jungpartei die Ratsleitung von Basel – Jo Vergeat ist erst 27 Jahre alt.

Vergeats Offenheit polarisiert

Bei ihrer Wahl zur höchsten Baslerin erzielte sie jedoch kein Glanzresultat. Mit 77 von insgesamt 97 Stimmen schnitt die Jungpolitikerin bei ihrer Wahl schlechter ab als ihre Vorgängerinnen und Vorgänger. Ihre Art zu kommunizieren löste in der Vergangenheit mehrfach Kritik aus. Vergeat ist in den sozialen Medien omnipräsent, versucht ihre Follower auf Instagram mit vielen Stories für politische Themen zu begeistern und spricht auch über Intimes.


Erst im Dezember hatte sie sich in eine Diskussion zum Thema Abtreibungen eingeklinkt und dabei öffentlich gemacht, dass sie selbst auch schon abgetrieben habe. Abtreibung, Gesundheit, Selbstzweifel: Die junge Politikerin scheut kein Thema.

Ich möchte enttabuisieren und Vorurteile aufheben.
Autor: Jo Vergeat Grossratspräsidentin Basel-Stadt

Eine Vermischung von Öffentlichem und Privatem, wie man es von älteren Politikerinnen kaum kennt, wirkt bei Vergeat völlig normal. Es ist eine Vermischung, die auch andere junge linke Politikerinnen wie beispielsweise die Baselbieter SP Nationalrätin Samira Marti in den sozialen Medien pflegen.

Die Vorwürfe lauteten unter anderem, ich sei in meiner Arbeit nicht ernst zu nehmen.
Autor: Jo Vergeat Grossratspräsidentin Basel-Stadt

Als Vergeat im Sommer 2021 in einer SRF-Produktion über Periodenscham öffentlich ihre Menstruationsbeschwerden thematisierte, löste das bei zahlreichen Basler Politikerinnen und Politikern Empörung aus. Das Thema Menstruation sei «gruusig», man könne sie und ihre Arbeit so nicht ernst nehmen, sagten kritische Stimmen zu und über Vergeat.

Neutral als Präsidentin

Trotzdem hält Vergeat an ihrem Stil fest. Sie will, dass sich gesamtgesellschaftlich etwas verändert. Und das möglichst rasch. Ein Jahr lang wird sie nun durch die Sitzungen des Grossen Rats führen, Kolleginnen zur Ordnung aufrufen und den Kanton Basel-Stadt an grossen offiziellen Anlässen repräsentieren. Eine grosse Aufgabe für eine Politikerin, die eigentlich noch am Anfang ihrer politischen Laufbahn steht.

Das Grossratspräsidium ist Jo Vergeat nicht unbedingt auf den Leib geschnitten. Denn hier muss sie ihre Meinung zurückhalten, schliesslich ist sie die Präsidentin von allen, was Neutralität verlangt.

Regionaljournal Basel, 11.01.2022, 17:10 Uhr ; 

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