Die Tessiner Bevölkerung hat gut reagiert auf einen Aufruf des landwirtschaftlichen Kompetenzentrums Agroscope in Cadenazzo: Künftig soll sie den Forschenden Fundorte von Japankäfern mitteilen. So sagt der dortige Forschungsleiter für Pflanzenschutz, Mauro Jermini: «Viele Bürgerinnen und Bürger haben uns bereits geholfen, ohne dass wir dafür gross die Werbetrommel gerührt haben. Die Bevölkerung ist sensibilisiert, das ist gut!»
Der Wissenschaftler sitzt am Computer und betrachtet auf dem Bildschirm die Karte des Kantons Tessin. Diese zeigt im Süden, also im Mendrisiotto, viele Punkte. Jeder Punkt steht für den Fund eines Japankäfers.
Käfersichtungen per App melden
Eine im Auftrag von Agroscope Cadenazzo entwickelte App ermöglicht, dass jemand, der meint, ein Exemplar gefunden zu haben, ruckzuck mit dem Handy dem Forschungsinstitut Agroscope das Bild schicken kann. Ein Computerprogramm wertet dann binnen Sekunden aus, ob es sich beim betreffenden Exemplar auch tatsächlich um den unerwünschten Schädling handelt oder nicht.
«Darum ist es fundamental wichtig, dass die Menschen uns ein Foto schicken. Idealerweise schreiben sie auch dazu, wo sie den Käfer gefunden haben, auf einer Weinrebe, im eigenen Garten oder am Wegrand. Die Menschen können aber anonym bleiben», sagt Jermini.
Hunderte von Japankäfer-Meldungen seien in den letzten Wochen eingegangen. Das sei wunderbar, freut sich der Wissenschaftler. Gott sei Dank seien auch einige Falschmeldungen darunter.
Breiten sich die Käfer weiter im Norden der Schweiz aus, dann machen sie sich hinter die Kirschen, Aprikosen, Apfelbäume und den Mais und so weiter.
Dennoch beunruhigt ihn der Vormarsch der Japankäfer im Tessin sehr: «Es ist keine einfache Situation. Wir haben noch nicht die Schäden, die Italien verzeichnet, wir wissen aber nicht, wie sich die Situation weiter entwickelt.» Klar sei, dass die Schäden zunehmen würden.
Im Tessin würden vor allem die Weinreben von den Käfern zerfressen. «Breiten sich die Käfer weiter im Norden der Schweiz aus, dann machen sie sich hinter die Kirschen, Aprikosen, Apfelbäume und den Mais und so weiter.»
Der Japankäfer ist extrem gefrässig und hat keine natürlichen Feinde. Im Süden des Tessins hat er bereits Fuss gefasst und wird von den örtlichen Behörden unter anderem mit Fallen bekämpft.
Darüber hinaus gelten auch für die Bevölkerung Sicherheitsvorschriften. Sie dürfen die Komposterde nicht selber ausbringen, sondern nur Mithilfe des kantonalen Pflanzenschutzdienstes. Die Ausbreitung des Käfers in Zonen, wo er noch nicht Fuss gefasst hat, soll unbedingt vermieden werden.
Aus Sicht des Forschungsinstituts Agroscope in Cadenazzo ist der Einbezug der Bevölkerung mithilfe der App ein guter Weg, um die Ausbreitung des Käfers zu überwachen. Diese Meinung teilt auch das Bundesamt für Landwirtschaft, das diese App mitfinanziert.
Wo sie künftig zur Anwendung kommt, müssen jetzt die einzelnen Kantone entscheiden, da die Überwachung des Japankäfers in ihrer Kompetenz liegt. Noch ist nicht klar, ob und wann die anderen Kantone der Schweiz ihre Bevölkerung ermuntert, mithilfe dieser App die Ausbreitung dieses Käfers zu überwachen.