Der morgendliche Espresso im Büro oder der Kaffee zum Mitnehmen unterwegs: Wenn irgendwo auf der Welt Kaffee getrunken wird, dann ist die Chance gross, dass das Getränk aus einer Schweizer Kaffeemaschine stammt – oder genauer: Aus einer Maschine aus dem Mittelland. Denn in den Kantonen Aargau und Solothurn haben mehrere internationale Marken ihren Sitz. Je nach Ausrichtung spüren diese Firmen die Auswirkungen der Corona-Pandemie ganz unterschiedlich.
Jura aus dem solothurnischen Niederbuchsiten etwa blickt auf ein Rekordjahr zurück. Die Firma verkaufte fast 450'000 Kaffeevollautomaten. Viele dieser Maschinen kommen in Privathaushalten zum Einsatz. Jura profitierte offensichtlich davon, dass viele Menschen im Homeoffice arbeiten und dort ihren Kaffee trinken. Der Zuwachs im Haushaltsbereich habe den Ausfall im Geschäftsbereich mehr als kompensiert, hiess es kürzlich an der Jahresmedienkonferenz des Unternehmens. Der Umsatz stieg um rund 7 Prozent auf 580 Millionen Franken.
Jährliche Wartung wie beim Auto
Den umgekehrten Weg machten die Zahlen anderer Kaffeemaschinen-Hersteller im Mittelland. Es sind Firmen, die den professionellen Markt beliefern – also zum Beispiel die Gastronomie. Der Umsatz sei letztes Jahr gesunken, heisst es unisono, wobei die Firmen keine konkreten Zahlen nennen.
Doch auch sie haben die Krise bisher laut eigenen Angaben einigermassen gut überstanden. Natürlich habe man weniger Maschinen an Restaurants verkaufen können, erklärt etwa Martin Stalder, Geschäftsführer der Zofinger Cafina, welche zum deutschen Melitta-Konzern gehört.
Cafina könne aber mit dem zweiten Standbein – dem Service für Kaffeemaschinen – die Umsatzeinbussen etwas wettmachen. Wenn eine Maschine im Restaurant weniger laufe, dann brauche es zwar auch weniger Reparaturen. «Aber es ist fast wie beim Auto: Eine Wartung pro Jahr sollte man machen», so Stalder.
Neue Altersheime und Erholung in China
Es gebe auch Kunden, die trotz Krise investieren, meint Michael Wehrli, CEO von Egro Suisse aus Dottikon. Dazu gehörten vor allem Neubauprojekte wie Altersheime oder kürzlich das Eishockeystadion von Fribourg-Gottéron. Dort würden die Kaffeemaschinen trotz Krise wie geplant bestellt.
Trotzdem: Die Verkäuferinnen und Servicetechniker von Egro und Cafina sind zum Teil in Kurzarbeit, weil sie dennoch viel weniger zu tun haben. Diese Kurzarbeit half auch der Schaerer AG in Zuchwil, welche – wie auch Franke in Aarburg – im Mittelland noch Kaffeemaschinen herstellt.
Die über 300 Mitarbeitenden am Standort habe man grösstenteils weiterbeschäftigen können, erklärt CEO Jörg Schwartze. So sei man bereit, wenn die Gastrobranche wieder anfahre – wie etwa in China. Dort laufe das Geschäft bereits wieder gut. Schaerer profitierte auch davon, dass nicht nur klassische Restaurants beliefert werden. «Coffee to go» bei der Bäckerei, im Schnellrestaurant oder an Tankstellen – diese Verkaufskanäle funktionierten auch in der Pandemie. Und sie retteten nicht nur der Firma Schärer in Zuchwil einen Teil des Kaffeemaschinen-Geschäfts.
Die Branche mit ihren über 1000 Beschäftigten in den Kantonen Aargau und Solothurn kommt also offenbar mit einem blauen Auge aus der Pandemie. Die weltweit bekannten Marken dürften die Krise überstehen.