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Kameras gegen Wildruhestörung Skitourengänger werden im Naturpark Beverin gefilmt und gelenkt

Mit Drohne und Kameras werden Outdoorsportler im Naturpark Beverin gemonitort. Routenabweichler werden gezielt gelenkt. Der Versuch läuft im dritten Jahr. Es gibt erste Erfolge.

Ein Metallkasten am Baumstamm, eine Drohne über dem Kopf – seit Ende Dezember 2022 wird im Naturpark wieder genau erfasst, wer sich wo im Park bewegt. Es ist das dritte Jahr in Folge, dass die Parkleitung in Zusammenarbeit mit einer Forschungsgruppe der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) während des Winters entlang von bekannten Skitourenrouten und neuralgischen Punkten sechs Kameras installiert hat.

Wir wollen wissen, wo die Outdoorsportler aufsteigen und welche Abfahrt sie wählen.
Autor: Fabian Freuler Projektleiter «Natur und Landschaft» Naturpark Beverin

Es werden dieselben Kameras in Metallkästen eingesetzt, wie man sie bei Fotofallen für Wildtiere kennt. Die Bilder werden umgehend verpixelt und dann ausgewertet. So wird festgestellt, auf welchen Routen die Skitourenfahrer aufsteigen und welche Abfahrt sie wählen.

Eine Kamera hängt an einem Baumstamm. Sie ist auf die Skitourenspuren ausgerichtet.
Legende: Stark begangene Gebiete werden mit Kameras überwacht. ZVG/Naturpark Beverin

Die gewonnenen Erkenntnisse sollen helfen, allfällige Nutzungskonflikte zwischen Mensch und Tier zu erkennen und Lösungen zu finden.

Überwachung auch aus der Luft

Die Spuren der Outdoorsportlerinnen und Outdoorsportler, wie Schneeschuhläufer oder Skitourenfahrerinnen, werden auch mittels Drohnenflügen aufgezeichnet. Und auch Gipfelbücher in SAC-Hütten werden ausgewertet. «Die Besucherströme in einem Naturpark mit mehreren Zugängen zu erfassen, ist schwierig», sagt Fabian Freuler, der das Projekt beim Naturpark Beverin betreut.

Es ist schwierig, in einem Naturpark mit mehreren Zugängen die Besucherströme zu erfassen.
Autor: Fabian Freuler Projektleiter «Natur und Landschaft», Naturpark Beverin

Das Monitoring läuft das dritte Jahr. Eine erste Erkenntnis ist laut Freuler, dass sich die Leute oft an die vorgegebenen Wege und Routen halten.

Weniger Konflikte als erwartet

Im Safiental gab es einige Übertretungen. Hier wurde mit der Wildhut neu beschildert. «Die Leute haben darauf reagiert und ihre Routen angepasst», sagt Freuler erfreut. Dies habe die Auswertungen im Folgejahr gezeigt.

Der Naturpark Beverin ist nur ein Beispiel für die Überwachung mit Kameras. Ein ähnliches Monitoring kennen laut Fabian Freuler beispielsweise auch die Biosphärenreservate Val Müstair und Entlebuch oder die Naturparks Gantrisch und Jungfrau-Aletsch.

Auch im Sommer wird überwacht

Im Sommer werden im Naturpark Beverin zudem Infrarotsensoren montiert, die ausgelöst werden, wenn Fussgänger oder Biker einen Ort passieren. Und im Boden vergrabene Induktionsschlaufen zählen die Besucherinnen und Besucher. «So kann beispielsweise zwischen Bikern und Wanderern unterschieden werden», sagt Fabian Freuler.

Ziel sind nicht Verbote, sondern eine positive Besucherlenkung.
Autor: Fabian Freuler Projektleiter «Natur und Landschaft», Naturpark Beverin

«Wir können Wanderwege verlegen und mit einer kleinen Brücke oder einem Bänkli Anreize setzen, dass diese auch genutzt werden», macht Fabian Freuler ein Beispiel. Es gehe aber auch um eine optimale Parkplatzsituation und das gute Nebeneinander und Miteinander von Einheimischen und Outdoorsportlern.

Wildruhezonen und Flachmoore

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  • Die Nahrungssuche ist für das Wild im Winter schwierig. Die Tiere fahren deshalb ihren Stoffwechsel zurück, ihr Herzschlag verringert sich. So wird der Energieverbrauch reduziert.
  • Wenn sie gestört werden, müssen sie den Energiehaushalt hochfahren und die Reserven verbrauchen, bevor der Winter zu Ende ist.
  • Im Sommer reagieren vor allem die Steinböcke sehr empfindlich auf Outdoorsport.
  • Die Vegetation – zum Beispiel Flachmoore – sind zudem sehr sensibel auf Druck und sollten nicht betreten werden. Hierfür wird auch im Sommer überwacht.

«Ziel ist es, nicht mit Verboten zu arbeiten, sondern mit einer positiven Besucherlenkung», sagt der Projektleiter «Natur und Landschaft» des Naturparks Beverin. «Das heisst, wir zeigen den Leuten, wo sie unbedenklich durchlaufen können.» In der Rheinschlucht Ruinaulta sind aus diesem Projekt die Ranger entstanden, die in den Sommermonaten eingesetzt werden. So soll naturnaher Tourismus ermöglicht werden.

Park will selber überwachen

Aktuell ist die Überwachung ein Projekt des Naturparks und der ZHAW. Ziel ist es, dass der Naturpark irgendwann eigenständig funktionieren kann. «Wir vom Naturpark wollen das Monitoring irgendwann ohne die ZHAW selber weiterführen und direkt reagieren können», sagt Fabian Freuler.

Regionaljournal Graubünden, 24.01.2023, 17:30 Uhr ; 

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