«Es gibt nichts Schlimmeres im Leben, als es nicht versucht zu haben und zu erkennen, wie einfach es gewesen wäre», sagt Hans Wicki. Der 54-jährige Bundesratskandidat sitzt im Foyer eines Hotels am Wohnort Hergiswil am Vierwaldstättersee. Kurze graue Haare. Leger gekleidet in Jeans, weissem Hemd und dunkelblauem Jackett.
Die meisten Beobachter geben Ständerat Wicki nur Aussenseiterchancen gegen seine St. Galler Ratskollegin Karin Keller-Sutter. Das ficht Wicki nicht an, aber an Selbstbewusstsein fehlt es ihm nicht: «Ich bin überzeugt, dass ich diesen Job machen kann und ich will ihn auch. Sonst würde ich nicht kandidieren.»
Mann der Wirtschaft
Wicki ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Seine Frau ist eine ehemalige Skirennfahrerin. Sportlich ist auch er. Er bringe den Rucksack für das hohe Amt mit: Jahrelange Führungserfahrung als Manager in der Privatwirtschaft, Exekutiverfahrung als Regierungsrat und nun Legislativerfahrung im Ständerat.
Politisch sei die Wirtschaftspolitik sein wichtigstes Thema, sagt der Vorzeige-FDPler, der Finanzwissenschaften studiert hat. Sein Hauptziel: Den Firmen optimale Rahmenbedingungen bieten. «Als Politiker muss man immer ein Bein in der Wirtschaft haben, um die Probleme in den Unternehmen und auf dem Markt zu kennen», betont er.
Ein historischer Coup
Ausserhalb der Zentralschweiz kennt man ihn noch wenig, aber im Heimatkanton ist er eine wichtige Figur: Zehn Jahre Gemeindepräsident von Hergiswil, dann sechs Jahre kantonaler Baudirektor. 2015 gelang ihm auf Anhieb der Sprung in den Ständerat. Es war sein politisches Gesellenstück: Zuvor hatte die CVP den Sitz 167 Jahre lang inne. Wicki ist der erste Nidwaldner FDP-Ständerat überhaupt.
Weltoffen, Machertyp
Dieser Coup passe zu Wicki, sagt der grüne Kantonsparlamentarier Conrad Wagner, der mit dem früheren Baudirektor oft zu tun hatte. Alles, was Wicki anpacke, gelinge ihm. Wicki sei ein Machertyp.
Eher untypisch für einen Nidwaldner sei Wickis Weltoffenheit, stellt Wagner fest. Dessen mehrjährige Auslandtätigkeit habe wohl zu einer gewissen Distanz zu den einfachen Leuten geführt. Nicht ganz «eysere eine», heisse das in Nidwalden, erklärt Wagner. Aber das hat wohl auch mit dem Amt in Bundesbern zu tun. Bern ist weit weg von Stans.
SVP-Nationalrat Peter Keller ist der andere Nidwaldner Bundesparlamentarier. Er kennt den Sohn der Beizerfamilie im «Engel» seit der Kindheit und erinnert sich gerne an das dortige Poulet im Chörbli. Wicki sei gesellig, stehe aber immer zu seinen Positionen. Als Beispiel nennt er die in Nidwalden populäre Selbstbestimmungsinitiative, wo Wicki standhaft sein Nein vertrete.
In Bern zum Hinterbänkler geworden?
Etwas überrascht ist man in Nidwalden, dass Wicki im Ständerat bisher kaum in Erscheinung trat. Konfrontiert mit dem Thema, nimmt Wicki einen Schluck Kaffee, überlegt für einmal kurz und sagt: Es stimme, er habe eine gewisse Zeit gebraucht, um sich einzuarbeiten. Inzwischen sei er aber angekommen: «Wenn ich dann komme, dann komme ich richtig, und dann nimmt man mich auch wahr.»
Wenn ich dann komme, dann komme ich richtig, und dann nimmt man mich auch wahr.
Wicki steht hin und spricht Klartext – deutsch und deutlich. In anderen Landessprachen ist er weniger gewandt, wie er zugibt: «Das weiss mittlerweile die ganze Schweiz, dass ich nicht so gut Französisch kann. Das ist sicherlich eine Schwäche.» Sie soll ihn aber nicht hindern, die Gelegenheit zu packen – oder französisch: «sauter sur l'occasion».