Im Rennen um das SVP-Präsidium kommt ein weiterer Interessent dazu. SVP-Nationalrat Andreas Glarner kann sich vorstellen, das Amt von Albert Rösti zu übernehmen. Gegenüber der «Rundschau» sagt Glarner: «Ich würde es gerne machen. Ich bin aber nicht berufen und noch nicht angefragt worden.»
Er selber sehe sich auch als Hardliner, «der Klartext redet statt Wischiwaschi und dadurch auch aneckt». Der Aargauer Nationalrat steht in der Partei vor allem für harte Ausländer- und Migrationspolitik.
Blocher will Provokateur
Bei der Suche nach geeigneten Präsidiums-Kandidaten hat das Wort von SVP-Übervater Christoph Blocher besonderes Gewicht. Blocher macht kein Geheimnis daraus, dass er gerne einen Hardliner an der Spitze der Partei sehen würde. Für ihn ist klar, dass die Partei nach dem Stimmenverlust bei den letzten Wahlen wieder einen härteren Kurs fahren muss.
Gegenüber der «Rundschau» sagt Blocher: «Wenn sie allein mit einem Problem sind und sie haben die ganze Meute – die classe politique, die Medien – gegen sich, dann werden sie nicht gehört, wenn sie nett am Tisch sitzen und staatsmännisch reden. Dann müssen sie provozieren.» Wenn nötig, brauche es Konfrontation in der Politik. «Gemässigt sein heisst nur weniger arbeiten.»
Besorgte Gemässigte
Die Rufe nach einem Hardliner als Präsidenten und nach harter Oppositionspolitik kommen an der Basis nicht überall gut an. Mit einem Hardliner an der Spitze würde die SVP noch mehr Wähler verlieren, ist Res Burren, SVP-Gemeinderat im bernischen Schwarzenburg, überzeugt.
Der Landwirt fordert einen Gemässigten als Präsidenten und erklärt: «SVP-Wähler sagen mir, solange ihr Leute in euren Reihen habt, die andere Meinungen nicht akzeptieren, werden wir nicht mehr SVP wählen.»
Mit seiner Meinung ist Burren nicht allein. Der Berner Bauernverbandspräsident und SVP-Grossrat Hans Jörg Rüegsegger sagt, auf die Hardliner-Linie zu setzen, sei kurzsichtig. «Die Leute hören nicht mehr auf solche Politiker».
Biobauer Franz Blaser ist wegen des harten Stils gar aus der Partei ausgetreten. Er war Präsident der SVP-Ortspartei Rotkreuz im Kanton Zug. Er ist überzeugt, dass die SVP einen falschen Weg einschlägt, wenn der Ton noch schärfer wird.
Entschädigung für Präsidenten?
Zu Diskussionen hatte in den vergangenen Wochen geführt, dass in der SVP der Präsident – im Gegensatz zu anderen Parteien - keine Entschädigung bekommt. Blocher gibt sich elastischer: «Wenn es einen Fall gibt, wo man zum Schluss kommt, der könnte es, aber das geht jetzt in seiner beruflichen Situation nicht finanziell: Dann muss man ihm halt etwas geben. Das ist doch klar.» Es dürfe aber nicht grundsätzlich so sein, dass der Parteipräsident einfach 50'000 Franken bekomme. «Das muss ein Ehrenamt sein.»
Die Suche nach einer neuen Präsidentin oder einem neuen Präsidenten gestaltet sich für die grösste Schweizer Partei zur Zeit harzig. Bis jetzt gibt es nur eine offizielle Kandidatur: diejenige des Zürcher Nationalrats Alfred Heer. Am 28. März wird gewählt – und noch bis am 1. Februar können sich Kandidaten oder Kandidatinnen melden.
SRF 4 News; 28.1.20; 22:30 Uhr