Es ist ein Freudentag für den Landschaftsschutz: Mitten auf der grünen Wiese hätte im Westen Berns eine riesige Werkstätte für die Instandhaltung von BLS-Zügen entstehen sollen. Vier Jahre lang hat das Berner Bahnunternehmen – trotz massivem Widerstand – an diesem Projekt festgehalten. Zuvor wollte sie die Wartungsanlage in Riedbach bauen, ebenfalls auf der grünen Wiese.
Nun bricht die BLS die Übung ab und plant den Aus- und Neubau ihrer Wartungsanlagen in Oberburg, die in einem Industriegebiet liegen. «Ich will die Blockade lösen. Wir wollen nicht länger auf der Stelle treten und zügig mit dem Bau unserer Werkstätte beginnen», sagt BLS-Chef Daniel Schafer. Die Neuorientierung kostet die BLS viel Geld: 14 Millionen Franken müssen für die Chliforst-Planung abgeschrieben werden.
Der Zank um die BLS-Standorte
Statt auf den Chliforst setzt die BLS auf Oberburg, der fernab der BLS-Hauptstrecken liegt. Für Daniel Schafer ist dies kein Problem: «Der Standort Oberburg ist dem Projekt Chliforst ebenbürtig», sagt er zu Radio SRF. Einzig bei den Abstellanlagen für Züge müsse man Abstriche machen. Die höheren Betriebskosten der Anlage würden sich mit tieferen Investitionen für den Bau aufwiegen.
Die Signale für die Werkstätten in Oberburg stehen auf Grün. Denn auch Burgdorf unterstützt das Vorhaben. Dadurch werde die Geschichte Burgdorfs als «Bahn-Standort» weitergeführt. «Hier verspüren wir Rückenwind und fühlen uns willkommen», so Schafer.
Für die BLS sei es zentral, dass es nun mit dem Bau der neuen Wartungsanlagen vorwärtsgeht. Spätestens bis 2030 müssten die neuen Werkstätten stehen, damit auch längere Züge gewartet werden können. Beim Standort Chliforst lief dem Bahnunternehmen die Zeit davon: Die Gegner kündigten an, bis vor Bundesgericht gegen da Bauvorhaben zu kämpfen. Der Ausgang des Verfahrens wäre für die BLS völlig ungewiss gewesen.
Grosse Freude bei Chliforst-Gegnern
Grosse Freude herrscht bei den Gegnern des Projektes Chliforst. «Damit wird eine Bausünde in der weitgehend unberührten Natur verhindert», heisst es in einer Mitteilung. Hocherfreut zeigt sich auch Raimund Rodewald von der Stiftung für Landschaftsschutz. Die inzwischen gefundene Lösung in Oberburg überzeuge raumplanerisch und landschaftlich.
Ein Baustart in Oberburg könnte 2026 möglich sein. Ersten Schätzungen zufolge dürfte der Um- und Neubau der Werkstätte rund 200 Millionen Franken kosten.