Im Kanton Luzern lernen Primarschüler auch in Zukunft zwei Fremdsprachen. Die Volksinitiative «Eine Fremdsprache auf der Primarstufe», die von Vertretern verschiedener Parteien, Lehrern und Unternehmern lanciert worden war, wurde von den Stimmbürgern mit einem Nein-Stimmenanteil von knapp 58 Prozent abgelehnt.
Damit folgte die Bevölkerung der Empfehlung von Parlament und Regierung und verzichtete auf einen Luzerner Sonderweg. Die Stimmbeteiligung betrug 50,3 Prozent.
Initiative «Eine Fremdsprache auf der Primarstufe»
Kanton Luzern: Volksinitiative «Eine Fremdsprache auf der Primarstufe»
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JA
56'640 Stimmen
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NEIN
77'062 Stimmen
Im Kanton Luzern wird seit 2011 ab der dritten Klasse Englisch und ab der fünften Französisch unterrichtet. Die Initianten erklärten, mit zwei Fremdsprachen würden die Fächer Deutsch und Mathematik geschwächt. Knaben und Fremdsprachige würden benachteiligt. Ein späterer Beginn des Fremdsprachenunterrichts sei kein Nachteil.
Zufriedener Regierungsrat
Der Lehrplan 21, der auf Anfang Schuljahr in Kraft getreten ist, nehme diese Problematik in der Primarschule auf. Es gebe neu je eine zusätzliche Lektion Mathematik und Deutsch, erklärte der Regierungsrat nach der Abstimmung.
Zudem werde in der fünften und sechsten Klasse je eine zusätzliche Lektion Französisch unterrichtet. Die Schüler hätten damit mehr Zeit, ihre Kenntnisse in diesen Fächern zu vertiefen und ihre Leistungsfähigkeit zu steigern.
Nun kommt das Luzerner Bildungswesen um eine weitere kostspielige Reform herum.
Mit seinem Votum habe der Souverän eine Luzerner Spracheninsel ebenso verhindert wie die Verschiebung von Englisch auf die Oberstufe, kommentierte der mit dem Resultat zufriedene Luzerner Bildungsdirektor Reto Wyss die Abstimmung. Mit dem Beibehalten von zwei Fremdsprachen auf der Primarstufe «kommt das Luzerner Bildungswesen zudem um eine weitere kostspielige Reform herum».
Wir haben ein Resultat, aber wir haben keine Lösung.
Bei den Initianten ist die Enttäuschung über das Nein gross. Für den Menzberger Sekundarlehrer und Abstimmungsleiter des Initiativkomitees, Xaver Vogel, ist das Problem mit dem Fremdsprachenunterricht mit diesem Resultat nicht gelöst.
«Wir haben ein Resultat, aber wir haben keine Lösung», sagte er auf Anfrage. Es sei pädagogisch und sachlich falsch, in der Primarschule zwei Fremdsprachen zu unterrichten. Dieser Zustand bleibe nun weiter bestehen. Vogel hofft jetzt, dass sich irgendwann politisch durchsetze, was aus seiner Sicht sachlich richtig sei.
Kantone sprechen sich für zwei Fremdsprachen aus
Luzern hat sich mit dem Ja zu zwei Fremdsprachen wie Nidwalden 2015 und Zürich im letzten Mai in einer Volksabstimmung für die Fortführung des bisherigen Fremdsprachenkonzeptes ausgesprochen. Im Juni hatte auch das Thurgauer Kantonsparlament Ja zu zwei Fremdsprachen in der Primarschule gesagt. Diese Kantone stützte damit die Harmonisierung der Volksschulen.
In 22 Kantonen wird mit dem Unterricht der zweiten Fremdsprache in der fünften Primarklasse begonnen. Die Luzerner Kantonsregierung hatte angekündigt, bei einer Annahme der Initiative aus Gründen des nationalen Zusammenhaltes auf Französisch zu setzen und den Englischunterricht auf die Oberstufe zu verschieben.
Bis auf wenige Ausnahmen werden in allen Kantonen in der Primarschule zwei Fremdsprachen unterrichtet, wie es von der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) vorgesehen wird.