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«Karton kostenpflichtig» Immer mehr Recyclinghöfe verlangen Geld für Altkarton

Die Abgabe von Karton in Sammelstellen ist nicht mehr überall kostenlos. Die Papierfabriken bangen nun um den Werkstoff.

Der Preis für Altkarton ist im Keller, weil ein Überangebot herrscht. Erste Schweizer Recyclinghöfe verlangen bereits Geld für die Annahme von Karton. In Altstätten im St. Galler Rheintal beispielsweise steht seit dem 1. November das Schild «Karton kostenpflichtig». 50 Rappen müssen für 10 Kilogramm Karton gezahlt werden. Das könnte bald auch andernorts der Fall sein.

Denn der Markt sei zusammengebrochen, sagt Jakob Thür, Geschäftsleiter der Thür Transporte AG: «Die Lager bei den Kartonverwertern sind voll, wir sitzen auf dem Karton. Wir müssen das Material lagern und irgendwann geht die Rechnung nicht mehr auf.»

China und mehr Online-Handel

Die Gründe für den Überschuss: China hat den Import von Altkarton drastisch reduziert. Und auch der steigende Online-Handel verursacht immer mehr Verpackungskarton.

Die Bevölkerung im Rheintal muss bei zahlreichen Sammelstellen für die Kartonentsorgung zahlen. Wie sieht es in anderen Regionen aus? Alain Probst, Vorstandsmitglied Verband Stahl-, Metall- u. Papier-Recycling Schweiz, sieht eine Trendumkehr zurzeit nicht in Sicht. Es sei gut möglich, dass auch andere Gemeinden Zuzahlungen verlangen werden.

Fabriken sind auf Altkarton angewiesen

Rund 1.3 Millionen Tonnen Papier und Karton werden in der Schweiz jährlich gesammelt, also rund 150 Kilogramm pro Kopf. Dringend angewiesen auf diesen Werkstoff sind die Kartonfabriken. So stellt die Papierfabrik Niedergösgen (SO) jährlich aus 250’000 Tonnen Altkarton 230’000 Tonnen Wellkarton her.

Betriebsleiter Michael Wilms füchtet sich denn auch vor dem neuen Trend. «Auf keinen Fall darf es dazu kommen, dass Altpapier und Altkarton anderweitig entsorgt, möglicherweise sogar verbrannt werden. Wir setzen nach wie vor auf diesen Rohstoff und werden in den nächsten Jahren unsere Produktionskapazitäten sogar ausbauen», erklärt er.

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