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Auskunft nur zu Bürozeiten: Datenschutz treibt seltsame Blüten
Aus Espresso vom 17.02.2022. Bild: imago images
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Katzen chippen für die Katz? Haustierdatenbank sperrt Polizei aus – wegen Datenschutz

Die Haustierdatenbank «Anis» sperrt den Zugang für die Behörden. Polizei und Tierhalter sind überrumpelt.

Eine Zürcher Katzenhalterin erfährt es nur per Zufall – und ist überrascht: Seit Anfang Februar kommt die Polizei nicht mehr so einfach an ihren Namen und ihre Telefonnummer, falls einer ihrer drei Katzen etwas zustösst. 

Genau deshalb hat sie diese aber vor ein paar Jahren chippen und bei der Haustierdatenbank «Anis» registrieren lassen – für damals rund 140 Franken pro Katze: Damit man die Besitzerin so schnell wie möglich informieren kann, wenn sich eines ihrer Tiere verletzt oder verunfallt.

Bei «Anis» sind über 600'000 Katzen wie auch einige andere Haustiere wie Kaninchen, Papageien, Meerschweinchen oder Schildkröten registriert.

Keine direkte Benachrichtigung möglich

Eine direkte Benachrichtigung ist jetzt nicht mehr möglich, auf jeden Fall nicht mehr so schnell. «Die Gemeindemitarbeitenden, die die toten Tiere einsammeln und in die Kadaverstelle bringen, haben keinen Zugang mehr», weiss die Katzenbesitzerin. Und auch die Polizeien, die ausrücken, wenn ihnen ein verletztes oder totes Tier gemeldet wird, können nicht mehr nachschauen, wem das Tier gehört.

Kunden nicht über Einschränkung informiert

Tatsächlich hat «Anis» auf Anfang Februar den Zugriff auf die Kontaktdaten der Haustierbesitzer für Polizeien, Veterinärämter des Kantons und der Gemeinden gesperrt. «Aus Datenschutzgründen», wie es bei «Anis» heisst. Die Kundinnen und Kunden wurden über die Verschlechterung nicht informiert. 

Polizei muss die Hotline anrufen – zu Bürozeiten

Der Zürcher Katzenbesitzerin wird bei «Anis» erklärt, die Polizei müsse neu die «Anis»-Support-Hotline anrufen, erst dann gäbe man Namen und Telefonnummer einer Tierhalterin bekannt. Und zwar zu Bürozeiten, von Montag bis Freitag, von acht bis halb fünf Uhr.

Ausserhalb der Bürozeiten müssten sich die Behörden an einen Tierarzt oder ein Tierheim wenden, diese hätten den Zugriff noch.

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Die Polizei ist nicht glücklich

Bei den kantonalen Polizeien ist man von der Hauruckübung der Datenbankbetreiberin «Anis» überrascht. Die Kantonspolizei St. Gallen bedauert den Schritt: «Bis anhin war das eine gute Dienstleistung, die die Polizei gegenüber den Besitzern von Katzen erbracht hat», erklärt Sprecher Hanspeter Krüsi.

Auch die Kantonspolizei Luzern ist über diesen Schritt unglücklich. Der neue Umweg über die Hotline oder den Tierarzt bedeute mehr Stress fürs Tier und mehr Arbeit für die Polizei.

«Anis» will Entscheid rückgängig machen

Auf Anfrage des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» sagt Fabienne Reinhard von der Identitas AG, welche die Haustierdatenbank «Anis» betreibt, dieser Entscheid sei nicht im Auftrag eines Datenschützers gefallen: «Wir haben uns grundsätzlich dem Datenschutz verpflichtet und haben hier im Sinne der einzelnen Tierhalterinnen und Tierhalter agiert.»

Die Kundinnen und Kunden seien nicht informiert worden, weil «Anis» diese derzeit nicht so einfach erreichen könne. Erstaunlich für eine Firma, die Kontaktdaten ihrer Kunden sammelt. Trotzdem will die Datenbankbetreiberin nun über die Bücher: «Anis» will mit verschiedenen Kantonspolizeien Kontakt aufnehmen und eine «Lösung finden». Bis Ende März sollten die Behörden bei «Anis» wieder Zugriff erhalten.  

Die nationale Hundedatenbank «Amicus», welche für Hundehalter obligatorisch ist, ist von dieser Sperrung übrigens nicht betroffen.

Espresso, 17.02.2022, 08:13 Uhr

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