Es sieht ein bisschen aus wie eine Primarschule – ein paar Häuser, ein Fussballplatz, eine Gärtnerei. Der Unterschied: rundherum ist Stacheldraht. Unauffällig und idyllisch liegt die Strafanstalt Gmünden in einem Tobel eingebettet zwischen den beiden ausserrhodischen Dörfern Stein und Teufen.
Drinnen ist es nicht ganz so idyllisch. 1998 wurde die Anstalt das letzte Mal im grossen Stil renoviert. Die Probleme beginnen beim Spezialvollzug. 2016 wurde dafür ein für vier Jahre geplantes Provisorium erbaut. Noch heute fristen hier neun Insassen ihr Dasein, die nicht für den Normalvollzug infrage kommen. Hier kommen Häftlinge hin, die speziell betreut werden, aus Gründen langer Abhängigkeiten oder kognitiver Beeinträchtigungen.
Der Töggelikasten verstaubt
Gefängnisdirektorin Alexandra Horvath führt durch die Anlage. In einem Raum des Provisoriums arbeiten Insassen an Autoteilen. Beim zweiten Blick in den Raum fällt auf: Er wäre eigentlich eine Küche, die aus Platzgründen kurzerhand in eine Werkstatt umgebaut wurde. Dünne Luft und künstliches Licht machen die Arbeiten unangenehm.
So sieht es im Zellentrakt in Gmünden aus
Im Gang zum Zellentrakt und zum einzigen Aufenthaltsraum des Spezialvollzugs kommt kaum Tageslicht hin. In eben jenem Aufenthaltsraum steht ein Töggelikasten an der Wand. Platz, um diesen zu bespielen, hat es keinen. Die Zimmer wirken alt. Ein Häftling erzählt:
Es ist eng, die Wände sind dünn. Von den Nachbarn hört man alles: den Fernseher, das Schnarchen.
Der Spezialvollzug entspreche nicht den Ansprüchen, die angebracht wären, sagt Gefängnisdirektorin Horvath: «Das Provisorium ist provisorisch. Es ist nicht dafür gemacht, wofür es heute gebraucht wird. Das ist nicht adäquat.»
Nähen bei hohen Temperaturen
Auch im Normalvollzug der Männer seien die Bedingungen nicht mehr haltbar, so Horvath. Halt vor einer Zelle. «Nach den Vorschriften müsste diese Zelle 12 Quadratmeter haben, hat sie aber nicht. Der Schrank ist auf dem Gang.» Die Zelle wird trotzdem benutzt, obwohl sie nicht den Mindestanforderungen entspricht. «Wir haben nur das», sagt Horvath. Im Frauentrakt sieht es ähnlich aus. Platzmangel, wo man hinschaut. Das alte Eintrittszimmer mit Bett und WC ist jetzt die Wäscherei. Auch das Büro des Hauswarts musste weichen.
Ein Blick in Problembereiche in Gmünden
Wie prekär die Situation wirklich ist, zeigt Daniel Meuri, Leiter Arbeit und Agogik der Strafanstalt Gmünden, im Dachstock. Dort ist die Frauenwerkstatt mit 23 Arbeitsplätzen. Hier werden Flyer eingepackt oder es wird genäht. Meuri sagt: «Wir haben keine Klimaanlagen. Auf dem Dachboden wird es sehr warm.»
Schlechter Zustand für Insassen und Mitarbeitende
Die Bedingungen in der Strafanstalt Gmünden, wo auch das Kantonale Gefängnis von Appenzell Ausserrhoden dazugehört, sind nicht nur für die Insassinnen und Insassen nicht gut. Auch die Mitarbeitenden werden wie Schachfiguren herumgeschoben. Im Frauentrakt wird die Zahl der Administrationsbüros von drei auf eines reduziert, zugunsten einer neuen Wohngruppe für 13 Frauen.
«Wir haben jetzt noch ein einziges Büro, wo früher der Aufenthaltsraum des Personals war. Es gab früher auch eine Küche. Jetzt ist alles draussen und die Mitarbeitenden arbeiten jetzt hier», erzählt Direktorin Horvath. Es sei nicht anders möglich. «Es sind nicht zumutbare Verhältnisse.»