Zum Inhalt springen

Keine Gefahr mehr Bevölkerung von Saas-Grund atmet auf

  • Zwei Drittel der Eismassen der Zunge des Triftgletschers sind am frühen Morgen abgebrochen.
  • Das Eis ist unter dem Abbruch auf dem Gletscher liegen geblieben, für das Walliser Dorf Saas-Grund besteht keine Gefahr mehr.
  • Rund 200 Dorfbewohner können wieder in ihre Häuser zurückkehren. Auch die Kantonsstrasse ist wieder offen.

Die Evakuierten konnten noch am Sonntagmorgen wieder in den Weiler «Unter dem Berg» zurückkehren. Die Menschen mussten ihre Wohnungen bis am Samstagabend 18 Uhr verlassen. Sie kamen bei Verwandten, Bekannten und in Hotels unter. Betroffen waren neben Einheimischen auch Feriengäste.

Die Bevölkerung, der Regionale Führungsstab Saas und der Gemeindepräsident zeigten sich erleichtert. «Der Idealfall ist eingetroffen», sagte Simon Bumann, der Mediensprecher des Führungsstabs Saas. Die Gletschermasse habe sich in mehreren Brüchen talwärts bewegt. Sie sei auf der unten liegenden Gletscherzunge zum Stillstand gekommen, ohne dass bewohnbares Gebiet gefährdet gewesen sei.

«Ein Drittel des abrutschenden Materials ist noch oben. Die Gefahr ist aber relativ klein. Diese etwa 100‘000 bis 150‘000 Kubikmeter werden nach Abbruch vermutlich auch auf der Gletscherzunge liegen bleiben und nicht bewohnbares Gebiet erreichen. Das wird hoffentlich in den nächsten Tagen der Fall sein, sodass wir komplett Entwarnung geben können», sagte Bumann.

Gletscher fliesst immer schneller

Der Triftgletscher wird laufend überwacht. Seit Samstagmorgen war seine Fliessgeschwindigkeit ständig gestiegen. Hatte sie am Morgen noch 120 bis 130 Zentimeter pro 24 Stunden betragen, stieg sie bis 16 Uhr auf zwei Meter an. In der Nacht auf Sonntag wurden sogar vier bis fünf Meter gemessen.

Zur Messung der Fliessgeschwindigkeit wurde am Donnerstag eine Radaranlage installiert. Aufgrund der Daten hatten Experten am Samstag mit einem Gletscherabbruch innert 24 Stunden gerechnet.

Bergbahn fährt nicht

Die Gebietssperre unterhalb des Triftgletschers und auf ihm gilt weiterhin. Das Betreten durch Menschen und Nutztiere ist verboten. Auch die Hohensaas-Bergbahnen und das Wandergebiet bleiben geschlossen, bis der Führungsstab vollständige Entwarnung gibt. Im Wandergebiet sind namentlich die Normalroute zum und vom Weissmies sowie der Höhenwanderweg Kreuzboden-Almagelleralp gesperrt.

Der Triftgletscher mit einem Ausgangspunkt am Gipfel des Weissmies auf 4020 Metern Höhe geht seit 1986 kontinuierlich zurück. Insgesamt ist er bis 2015 um mehr als zwei Kilometer geschrumpft, wie die Statistik zeigt. Er hat noch eine Länge von etwa 2,5 Kilometern und bedeckt rund 2,5 Quadratkilometer Fläche.

Bereits im Oktober 2014 hatte der Gletscher so stark rumort, dass das Gebiet unter ihm gesperrt werden musste. Weil die Temperaturen sanken, wurde die Sperre wenige Wochen später wieder aufgehoben. Seither steht der Gletscher aber unter Beobachtung.

Bild des Triftgletschers, rot schraffiert die instabile Gletscherzunge
Legende: Zwei Drittel der rot schraffierten, abbruchgefährdeten Eismassen sind in die Tiefe gestürzt. zvg

Meistgelesene Artikel