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Kinos im Shutdown Wie Schweizer Kinos ihre Zukunft sichern wollen

Kinos in Luzern und Zürich wollen über Fördervereine an Gelder kommen, um die Kinokultur zu retten. Ob das funktioniert?

Seit Wochen ist es dunkel auf den Leinwänden, und auch die Zukunftsaussichten sind düster: Der erste coronabedingte Shutdown im Frühling 2020 riss ein Loch in die Kinokassen, das Ende des zweiten Shutdowns ist nicht absehbar.

Unklar ist auch, ob das Publikum einfach wieder zurückkehren wird, wenn die Kinos dereinst wieder öffnen dürfen. Frank Braun jedenfalls – Geschäftsleitungsmitglied der Neugass Kino AG, die in Luzern und Zürich 13 Kinosäle im Arthouse-Bereich betreibt – will sich darauf nicht verlassen.

Fördervereine als Einnahmequelle

Die Kinokultur werde zwar wieder aus ihrem jetzigen Dornröschenschlaf erwachen, ist er überzeugt. Aber: «Damit sie längerfristig überleben kann, braucht es alle möglichen Kräfte. Und eine davon sind jene Leute, denen das Kino am Herzen liegt.»

Und um diese Leute zusammenzubringen, hat die Neugass Kino Fördervereine gegründet. Den Verein «Drehmoment» in Luzern für das Kino Bourbaki, und den Verein «Linie 32» in Zürich, für die Kinos Riffraff und Houdini. Das Ziel: Privatpersonen und Firmen sollen den Vereinen beitreten und durch ihre Mitgliederbeiträge den Kinos zusätzliche Mittel bescheren.

Jugendliche sollen günstiger ins Kino können

Das Geld soll jedoch nicht in die Begleichung laufender Rechnungen fliessen, sondern in Projekte – zum Beispiel, um Nachwuchs-Publikum ins Kino zu bringen. «Bring a friend» heisst eine erste Aktion: Junge Erwachsene sollen beim Kauf eines Kinoeintritts eine zweite Person mitnehmen können.

«Wir kommen schlecht an Junge zwischen zwölf und zwanzig Jahren heran», sagt Frank Braun. Für viele Jugendliche in diesem Alter sei der Kinoeintritt von knapp 20 Franken eine Ausgabe, die sie sich gut überlegten – vor allem, weil sie für einen vergleichbaren Betrag einen Monat lang Filme streamen können. «Natürlich können wir mit Streaming-Angeboten nicht mithalten», so Braun. «Aber wenn wir die Eintritte deutlich senken können, senken wir für Jugendliche auch die Schwelle, ins Kino zu gehen und dort Filme abseits des Mainstream zu entdecken.»

Bourbaki-Panorama in Luzern
Legende: Bourbaki-Panorama in Luzern: Das Kino Bourbaki ist eines der Kinos, das einen Förderverein erhalten hat - und jüngeres Publikum vertragen könnte. Keystone

Das Kino hat mehr Konkurrenz erhalten

René Gerber hält die beiden Fördervereine der Neugass Kino für ein gute Sache. Er ist Generalsekretär von ProCinema, dem Schweizer Verband für Kino und Filmverleih, und er ist sich sicher, dass auch andere Kinos mit ähnlichen Ideen aktiv werden, sobald ein Ende des Shutdown absehbar wird.

«Die Jungen fürs Kino zu gewinnen, ist tatsächlich die grosse Herausforderung», sagt er. Das liege nicht nur an den Streaming-Diensten, sondern an den Freizeitangeboten generell, die den Jugendlichen zur Verfügung stünden. «Das Kino hatte bei Jugendlichen vor zwanzig Jahren einen ganz anderen Stellenwert als heute – auch darum, weil das Kino weniger Konkurrenz hatte.»

Grundproblem: die Vertrauensfrage

Günstigere Eintritte könnten eine Möglichkeit sein, um ein jüngeres Publikum vor die Leinwände zu bringen, glaubt Gerber. Ein Patentrezept, um die Kinokultur zu retten, seien sie aber nicht. Da gebe es im Moment ein grundsätzlicheres Problem: Eine Befragung zu Beginn der zweiten Corona-Welle habe gezeigt, dass sich ein grosser Teil der Kinogänger wegen einer möglichen Ansteckung nicht mehr in die Säle getraute.

«Nach dem Shutdown werden die Kinos und andere Kulturveranstalter als Erstes wieder das Vertrauen der Leute gewinnen müssen», sagt René Gerber. Bloss mit Fördervereinen und zusätzlichen Mitteln sei das nicht möglich.

Regionaljournal Zentralschweiz, 10.2.2021; 17:30 Uhr ; 

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