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Klima beeinflusst Vogelzug Zugvögel bleiben in Graubünden stecken: mit dem Taxi in den Süden

Waldrappe sind zurück in der Schweiz. Doch jetzt gibt es Probleme beim Flug in den Süden.

Er gilt als vom Aussterben bedroht, gehört zu den Ibisvögeln, ist etwa so gross wie eine Gans und fällt vor allem durch seinen nackten Kopf, seinen langen roten Schnabel und schwarz-grüne Federn auf: der Waldrapp. Jahrhundertelang lebten in der Schweiz keine Waldrappe mehr, jetzt sind sie zurück.

Zuletzt tummelte sich eine Gruppe Waldrappe bei Domat/Ems im Raum Chur im Kanton Graubünden. Die Zugvögel stammen aus einem österreichischen Projekt, welches die Tiere wieder in Europa ansiedeln will. In Deutschland und Österreich sind die Vögel bereits wieder heimisch. Auch in der Schweiz fühlt sich der Waldrapp immer wohler.

Drei Waldrappe auf einer Wiese
Legende: Im Churer Rheintal sind Waldrappe stecken geblieben, die es nicht rechtzeitig über die Alpen geschafft haben. SRF/Marc Melcher

Eigentlich sollten die Waldrappe, die ihre Brutstätten im Raum Bodensee haben, in Italien überwintern. Doch die Vögel blieben auf dem Weg gen Süden im Churer Rheintal stecken; sie haben den Flug über die Alpen nicht geschafft. Das Gleiche geschah bereits vor einem Jahr.

Zu spät dran für die Thermik

«Das ist ein Phänomen, das wir seit mehreren Jahren beobachten. Die Bedingungen sind durch die Klimaerwärmung gut, deshalb versuchen die Waldrappe spät, über die Alpen zu kommen. Das schaffen sie leider nicht mehr gut, weil die Thermik fehlt», erklärt Johannes Fritz, Projektleiter der Waldrapp-Wiederansiedlung in Österreich.

Die Idee ist es, den Waldrappen eine Zugroute nach Andalusien anzutrainieren.
Autor: Johannes Fritz Projektleiter Wiederansiedlung Waldrappe

Grundsätzlich überleben die Waldrappe den Winter nicht, wenn sie auf der Alpennordseite bleiben. Deshalb seien sie zu Massnahmen gezwungen, sagt Johannes Fritz: «Wir fangen die Vögel ein mit Futterautomaten und Fangeinrichtungen. Dann bringen wir sie über die Alpen. Vom Südrand fliegen sie dann sofort weiter.» Letzten Samstag wurden sie in Graubünden eingefangen.

Fluggeräte kommen zum Einsatz

Eine dauerhafte Lösung sei das aber nicht. Der jetzige Ansatz des Wiederansiedlungsprojekts ist, das Zugverhalten und die Route zu modellieren. Das sei nicht einfach: «Die Idee ist, die Waldrappe umzuleiten und ihnen eine Zugroute nach Andalusien anzutrainieren. So umfliegen sie die Alpen und auch die Pyrenäen.»

Das Training geschieht mittels kleiner Fluggeräte. Jungvögel sollen darauf trainiert werden, dem Fluggerät zu folgen. «Grundsätzlich geht das, aber das braucht Jahre. Ich bin zuversichtlich, dass wir das schaffen», sagt Johannes Fritz. So sollen die Waldrappe in Zukunft nicht mehr im Churer Rheintal feststecken. Und falls doch, gibt es vorläufig noch eine Taxifahrt nach Italien.

Das Waldrapp-Wiederansiedlungsprojekt

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Das Waldrappteam hat der Biologe Johannes Fritz 2002 gegründet. Von 2014 bis 2019 gab es ein erstes «LIFE»-Projekt, damals wurde in den Alpen eine migrierende Population von Waldrappen wieder angesiedelt. Heute leben wieder rund 250 Tiere in Deutschland und Österreich. In diesem Sommer hat ein Waldrapp erstmals nachweislich in der Schweiz gebrütet – auf einem Fenstersims in Rümlang (ZH).

Die Effekte des Klimawandels seien ein Rückschlag, wenn es um eine positive Zukunft des Waldrapps in der Schweiz gehe, sagt Biologe und Projektleiter Johannes Fritz. Dass die Vögel in Rümlang auf einem Fenstersims brüteten, sei kurios, aber bislang erfolgreich gewesen. «Wir gehen davon aus, dass das Brutpaar nächstes Jahr zurückkehrt», sagt Fritz. Es liege jetzt am Projekt und an den Schweizer Kollegen, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen, dass sich hierzulande eine eigenständige Kolonie bilden kann.

SRF 4 News, 29.11.2023, 6:24 Uhr ; 

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