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Klima in der Schweiz Seit 60 Jahren nur noch Hitzerekorde

Während seit 1990 ein Hitzerekord den anderen jagt, liegt der letzte Kälterekord in der Schweiz über 60 Jahre zurück.

Wetterkapriolen schaffen es ständig in die Schlagzeilen. Da ist die Rede von Hitzerekorden oder extrem langen Kälteperioden. Aber das Wetter ist nicht das Klima. Trends lassen sich nur über lange Zeitspannen ablesen. Die historischen Klimadaten, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen des Bundesamts für Meteorologie und Klimatologie über 150 Jahre hinweg belegen: In der Schweiz wird es immer wärmer.

Die schwarze Linie zeigt die jährliche Durchschnittstemperatur für die ganze Schweiz. Sie verdeutlicht die natürlichen Jahr-zu-Jahr-Schwankungen. Besonders kalte oder warme Jahre gab es immer wieder. Besorgniserregend ist allerdings die rote Linie. Sie weist den langfristigen Trend aus – und der zeigt nach oben: Seit Messbeginn im Jahr 1864 wurde es in der Schweiz durchschnittlich um 1,8 Grad Celsius wärmer. Dieser Anstieg liegt weit über dem globalen Durchschnitt von +0,85 Grad im gleichen Zeitraum und zeigt, dass die Schweiz von der Erderwärmung besonders stark betroffen ist. Das geht aus dem Bericht «Brennpunkt Klima Schweiz», Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen hervor, den ein Netzwerk von 70 Klimaforscherinnen und -forschern 2016 vorlegte.

Besonders auffällig ist der starke Anstieg in den letzten 50 Jahren: Seit 1961 erwärmte sich die Schweiz um durchschnittlich 0,37 Grad Celsius pro Jahrzehnt – deutlich stärker als die restliche nördliche Halbkugel.

Zehn Hitzerekorde seit 1990

Eine der Folgen dieser Entwicklung erleben wir am eigenen Leib: Erinnern Sie sich, wann es zuletzt überdurchschnittlich warm war? Spontan kommt vielleicht der Hitzesommer 2003 in den Sinn oder Schlagzeilen wie «Der mildeste Dezember seit Messbeginn», Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen und «Der heisseste Juli aller Zeiten», Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen. Und wann war es zuletzt so richtig kalt? Da fällt die Erinnerung schwer, denn die Kälterekorde liegen in der Regel deutlich weiter zurück. Auch dies geht aus den historischen Daten hervor.

Klar, Temperaturschwankungen sind kein Phänomen der Neuzeit. Betrachtet man aber die Temperatur und die Extremereignisse über eine Periode von mehreren Jahrzehnten, zeichnen sich Trends ab.

Der wärmste Januar seit Messbeginn war im Jahr 2007. Sonniges und mildes Wetter im Flachland sorgten damals für eine monatliche Durchschnittstemperatur, die 4 Grad über dem langjährigen Durchschnitt lag. Der kälteste Januar hingegen liegt schon über 70 Jahre zurück: 1945 sank die Durchschnittstemperatur zum Jahresbeginn 5,2 Grad unter die Norm.

Ähnlich ist das Bild zum Beispiel auch für den August: Nie wurde in der Schweiz eine höhere monatliche Durchschnittstemperatur gemessen als im August 2003, als das Hoch Michaela Europa eine Hitzewelle sondergleichen bescherte. Im Vergleich dazu war es im August 1912 fast 9 Grad kälter. Ursache dafür war höchstwahrscheinlich die Eruption des Vulkans Novarupta in Alaska, der im Sommer 1912 für eine kurzzeitige Abkühlung sorgte.

Betrachtet man alle Extremwerte, ergibt sich ein Muster: Zehn der zwölf Rekorde für überdurchschnittlich warme Monate stammen aus den letzten 30 Jahren. Kälterekorde gab es hingegen seit über 60 Jahren nicht mehr – der letzte wurde im Februar 1956 verbucht.

Verdoppelung der Sommertage

Die Temperatur-Messereihen zeigen: Die Erwärmung des Klimasystems in der Schweiz ist eindeutig, und sie hat spürbare Folgen. So hat sich zum Beispiel die Anzahl Sommertage pro Jahr (Maximaltemperatur von 25°C oder mehr) seit den 1960er Jahren an vielen Orten in der Schweiz verdoppelt. Angesichts dieser starken und schnellen Veränderungen ist sich die überwältigende Mehrheit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einig: Der Mensch ist für den Grossteil dieser Erwärmung verantwortlich.

Und selbst wenn es der Staatengemeinschaft gelingen sollte, den Treibhausgasausstoss deutlich zu senken, steht die Schweiz angesichts ihrer überdurchschnittlichen Erwärmung vor einer Reihe von Herausforderungen: Die Sommer werden heisser, Pflanzenkrankheiten und Schädlinge breiten sich weiter aus, die Schneefallgrenze steigt und die Wintersportsaison wird kürzer. Zudem dürfte das Auftauen des Permafrosts zu mehr Steinschlägen und Erdrutschen führen, und die Schweizer Gletscher werden sich weiter zurückziehen.

Die Daten

In der Schweiz werden seit 1864 systematisch Wetterdaten gesammelt. Zuerst mit Wetterstationen, die durch Unterstützung des Bundes betrieben wurden, ab 1880 dann von der vom Bundesrat gegründeten Meteorologischen Zentralanstalt (MZA), aus der später das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie (MeteoSchweiz) hervorging.

Die Temperaturen werden an verschiedenen Standorten in der Schweiz mehrmals täglich gemessen und anschliessend entsprechend ihrer Repräsentativität kombiniert. Daraus ergibt sich das Schweizer Temperaturmittel. Weil sich Technik und Messbedingungen seit 1864 stark verändert haben, werden die Klimamessreihen homogenisiert. Dadurch lassen sich mit den historischen Daten Aussagen zur langfristigen Klimaentwicklung machen.

Inspiration: Die Darstellung zum Temperaturverlauf mit den Extremwerten wurde inspiriert von Marteen Lambrechts «How Belgium's Heating Up», Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen.

Video
Wachsende Gletscher? Zweifelnde Wissenschafter?
Aus SRF News vom 29.11.2017.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 46 Sekunden.

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Wenn es in der Schweiz drei Grad wärmer würde... Am 29. November hat sich SRF dem Thema Klimawandel gewidmet. Mehr zum Schwerpunkt finden Sie hier

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