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Greenwashing St. Moritz
Aus Rendez-vous vom 16.06.2023. Bild: Imago
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Klimaschutz Rüffel für St. Moritzer Bergbahnen

In einem scharfen Brief an die St. Moritzer Bergbahnen hat das Staatssekretariat für Wirtschaft beanstandet, dass das Unternehmen für sich in Anspruch nahm, CO₂-neutrales Skifahren und Snowboarden anzubieten. Die Bahnbetreiber zeigen sich irritiert, haben aber ihre Aussage angepasst.

Klimaneutralen Schneesport könnten Skifahrerinnen und Snowboarder in St. Moritz und Umgebung betreiben, warben die Oberengadiner Bergbahnen im letzten Winter. Doch: Das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco erachtet das Versprechen als unlauter. In einem geharnischten Brief hat es die Engadin St. Moritz Mountains AG – zum Unternehmen gehört das Skigebiet auf Corviglia – gerügt und aufgefordert, vom Begriff der Klimaneutralität abzusehen.

Spezielle Treibstoffe 

Die Bergbahnen führten an, sie verwendeten umweltschonenden Diesel für ihre Pistenmaschinen und zum Heizen der Berghütten klimaverträgliches Öl. Zudem erzeugten sie den künstlichen Schnee CO₂-neutral.

Dieses Versprechen sei falsch und irreführend, kritisierten Wissenschafter. Der verwendete Diesel und das Öl seien keineswegs harmlos. Zudem sei die Anreise der Gäste ins Engadin meist alles andere als klimaneutral. Die Stiftung für Konsumentenschutz beschwerte sich beim Seco, die Werbung sei unlauter und unredlich.

Die Engadin St. Moritz Mountains AG war aber nicht allein mit ihrem Versprechen: Auch andere Bergbahnbetreiber im Oberengadin, etwa jene des Corvatsch, der Diavolezza oder der Lagalb, hatten mit CO₂-neutralem Wintersport geworben.   

Intervention aus Bern

Das Seco hat inzwischen einen scharfen Brief an die Bahnen Engadin St. Moritz Mountains AG geschrieben – ohne dass der Konsumentenschutz davon erfahren hätte. Die St. Moritzer werden im Schreiben gerügt und aufgefordert, den Begriff des klimaneutralen Schneesports nicht mehr zu verwenden. Denn das Versprechen sei «irreführend», sagt Seco-Sprecher Hugo Wyler. So zu werben, sei deshalb unzulässig.

Das Seco betont vor allem, dass unter Berücksichtigung der Anreise der Gäste Schneesport in St. Moritz nicht als klimaneutral bezeichnet werden könne. CO₂-neutral seien die St. Moritz Mountains AG höchstens, weil sie Kompensationen für die Schadstoffe leisteten.

Nachhaltig statt klimaneutral

Deshalb spricht die Engadin St. Moritz Mountains AG auf ihrer Homepage nun nur noch von nachhaltigem Schneesport. Die Begriffe C02- und klimaneutral sind nicht mehr zu lesen.

Das heisst aber nicht, dass die St. Moritzer viel Verständnis für das Einschreiten des Seco aufbringen würden. Die Verantwortlichen sind irritiert, dass ihre Bemühungen für den Klimaschutz statt Zuspruch einen Rüffel erhalten. Adrian Jordan, der Leiter Schneesport von Engadin St. Moritz Mountains AG, spricht von Wortklauberei.

Andere bleiben unbehelligt

Adrian Jordan hält trotz des Einlenkens fest, dass er den Vorwurf, auf Corviglia habe man Greenwashing betreiben wollen, überhaupt nicht nachvollziehen könne. «Das ist absurd», sagt er. «Wenn Kompensationsmodelle so interpretiert werden, kann kein Betrieb und kein Anlass für sich in Anspruch nehmen, CO₂-neutral zu sein.»

Für Jordan ebenso unerklärlich ist, warum sein Unternehmen so unter Beschuss geraten ist, während andere Bergbahnen laut seinen Angaben für das Gleiche nicht an den Pranger gestellt worden seien.

Sanktionen müssen die St. Moritzer nicht befürchten, das Seco kann sie lediglich rügen.

Vorwurf des Greenwashings gegen Fifa und FIS

Unzulässige Werbung mit Klimaneutralität. Dafür wurden kürzlich auch der Internationale Skiverband FIS und der Weltfussballverband Fifa von verschiedenen Instanzen gerügt. Die Fifa, weil sie behauptet hatte, die Weltmeisterschaft 2022 in Katar sei ein CO₂-neutraler Anlass, was die Fifa aber nicht belegen konnte.

Rendez-vous, 16.06.2023, 12:30 Uhr

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