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Klimawandel Feriendestination Davos will bis 2030 klimaneutral sein

Betriebe und Gäste sollen Klimaprojekte finanzieren. So soll unter anderem der CO2-Ausstoss gesenkt werden.

Das Auto vollpacken, zum Hotel fahren, ein paar Tage Ferien geniessen, auswärts essen und vielleicht noch ein paar Souvenirs kaufen — all das produziert CO2. Ferien können das Klima belasten.

Davos von oben
Legende: Davos will die erste klimaneutrale Feriendestination der Schweiz werden. Keystone

Die Feriendestination Davos hat sich nun das Ziel gesteckt, bis 2030 zum ersten klimaneutralen Tourismusort der Schweiz zu werden. «Beim Klimaschutz dürfen wir keine Zeit verlieren», sagte Reto Branschi der Direktor der Destination Davos Klosters bei der Präsentation des Projekts.

Beim Klimaschutz dürfen wir keine Zeit verlieren.
Autor: Reto Branschi CEO Destination Davos Klosters

Der Ferienort engagiere sich schon länger für mehr Nachhaltigkeit. Dazu zähle lokales Einkaufen, der Verzicht auf eine Klimaanlage im Kongresszentrum oder Erdwärmeheizungen in Personalhäusern.

Mehr Engagement

Doch nun soll in der gesamten Destination noch einen Gang höher geschaltet werden. Gäste und Davoser Unternehmen sollen gemeinsam einen Fonds speisen, der verschiedene Klimaprojekte unterstützt.

Konkret funktioniert das Ganze so: Entscheidet sich ein Gast oder eine Kundin klimaneutral zu übernachten oder einzukaufen, zahlt er oder sie einen Beitrag. Das Unternehmen zahlt dann denselben Betrag in den Fonds ein.

Hotelbett
Legende: Will der Gast klimaneutral übernachten, zahlt er, aber auch das Hotel, in den Davoser Klimafonds ein. Keystone

Die Hälfte des Geldes fliesst in Klimaschutzprojekte in Graubünden, aber auch weltweit. Ausgewählt wurden zwei Waldaufforstungen, eine in der Region Prättigau, die andere im zentralamerikanischen Nicaragua. Weitere 35 Prozent des Geldes sind für Massnahmen, um die teilnehmenden Betriebe nachhaltiger zu machen. Der Rest soll Projekten zugutekommen, die den CO2-Ausstoss in Davos reduzieren.

Kompensieren und reduzieren

Auf der einen Seite soll also Klimagas in Davos reduziert werden, auf der anderen Seite will man CO2 kompensieren. Dies ist ganz im Sinn der Stiftung «myclimate», die das Projekt massgeblich mitträgt.

Das ist ein sehr umfassender Ansatz.
Autor: Kai Landwehr Mediensprecher «myclimate»

«Wir sehen das Projekt als grossen Meilenstein», sagt Kai Landwehr, Mediensprecher von «myclimate». Alle Player im Ort, alle Branchen könnten mitmachen, nicht nur der Tourismus, «das ist ein sehr umfassender Ansatz.» Man hoffe, dass dies auch andere Regionen inspiriere.

Erste Betriebe machen mit

«Bis jetzt haben sich 16 Betriebe verpflichtet», sagt Reto Branschi. Mit dabei sei mit den Bergbahnen auch einer der grössten Player im Ort. Ebenfalls dabei sind das WEF oder auch der Hockey-Club Davos.

Bergbahn
Legende: Eines der 16 Unternehmen, die zum Start des Projekts mitmachen, sind die Davoser Bergbahnen. Keystone

Mit im Boot ist auch die politische Gemeinde Davos. Landammann Philipp Wilhelm betonte, dass Davos schon seit Jahren die Nachhaltigkeit im Auge habe: Die Gemeinde führe schon 30 Jahre eine eigene Fachstelle Umwelt.

Der neue Anlauf, gemeinsam noch mehr zu tun, sei richtig und wichtig – «weil wir stark vom Klimawandel betroffen sind», sagt Wilhelm.

Das Davoser Klimaprojekt unter der Lupe

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Das Ziel von Davos ist ambitioniert: Bis 2030 will der Ferienort unter dem Strich klimaneutral sein. Kann das funktionieren?

Die Fragen gehen an SRF-Wirtschaftsredaktor Klaus Ammann, er berichtet regelmässig über Energie- und Klimaschutzthemen.

SRF News: Wie innovativ ist die Davoser Klimainitiative?

Klaus Ammann: Sie ist durchaus bemerkenswert. Es gibt mittlerweile viele Städte und Gemeinden, die sich Klimaziele stecken, doch der Ansatz in Davos ist recht umfassend. Und das Ziel ist ambitionierter als an vielen anderen Orten.

Das Ziel ist Netto-Null bis 2030, wie realistisch ist das?

Es kommt darauf an, welche Emissionen einbezogen werden. Sollen nur die Gebäude der Gemeinde und die Bergbahnen klimaneutral werden, ist das viel realistischer, als wenn alle Emissionen, die mit Davos zusammenhängen, reduziert oder kompensiert werden sollen. So oder so, 2030 ist sehr ambitioniert. Kommt hinzu, dass der pro Kopf-Ausstoss von CO2 in Davos deutlich höher ist als im schweizerischen Schnitt. Da ist schon noch viel zu tun bis zur Klimaneutralität.

Eine Herausforderung also. Ein wichtiger Teil des Projekts sind Kompensationsmassnahmen, Aufforstungsprojekte werden genannt. Ist das sinnvoll, um die Ziele zu erreichen?

Es ist sicher eine gute Massnahme. Wichtig ist aber, dass alles getan wird, um Emissionen zu vermeiden. Nur wo das gar nicht geht, sollte man kompensieren. Die Gefahr besteht, dass der Anreiz fürs Reduzieren sinkt, wenn kompensiert wird. Bei den Davoser Plänen ist heute noch nicht ersichtlich, wie gross die Anteile der Reduktion und der Kompensation genau sein sollen.

Das Gespräch führte Stefanie Hablützel.

SRF1, Regionaljournal Graubünden, 24.08.2021; 12.03 Uhr ; 

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