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Die Rheinlogistiker müssen schnell umdenken
Aus Regionaljournal Basel Baselland vom 16.08.2022. Bild: Keystone/DPA/Federico Gambarini
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Klimawandel Rheinschifffahrt muss sich auf häufige Niedrigpegel einstellen

Bis Basel schaffen es nur wenige Frachter, der Rheinpegel ist vor allem in Deutschland zu tief. Ein Umdenken tut Not.

Auch in Basel ist der Rhein so niedrig wie seit 2018 nicht mehr. Allerdings sind die Bilder von hier weit weniger dramatisch als jene aus Deutschland, da der Rhein bei Basel enger und tiefer ist.

Trotzdem kommen auch in den Schweizer Rheinhäfen viel weniger Frachter aus dem Norden an, weil viele Schiffe einen zu grossen Tiefgang haben. Ihr Bauch würde den Grund berühren oder sie würden gar stecken bleiben.

Hohe Frachtkosten

Viele Reedereien haben den Schiffsverkehr ganz eingestellt. Denn die Frachtkosten sind explodiert. Andrea Grisard, Geschäftsführerin des Logistikunternehmens Ultra Brag: «Die Frachtkosten pro Tonne sind um das Acht- bis Zwölffache gestiegen.»

Da lohnt sich der Transport für viele Güter nicht mehr. Wegen der hohen Frachtkosten und des tiefen Rheinpegels hat am vergangenen Freitag der letzte Frachter im Auftrag der Ultra-Brag Basel in Richtung Norden verlassen.

Halbleerer Frachter verkehrt auf dem Rhein.
Legende: Ein halbleerer Frachter verkehrt auf dem Rhein. Mehr Ladung wäre wegen des tiefen Rheinpegels nicht möglich. Keystone/dpa/Federico Gambarini

Nichts illustriert die schwierige Lage besser als die Aussage von André Auderset, Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrt und Hafenwirtschaft. Noch vor drei Wochen sagte er, man brauche wegen des tiefen Rheinpegels drei Frachter für die gleiche Ladung wie vor der Hitzeperiode. «In diesen Tagen braucht es gar sechs bis acht Frachter für die gleiche Menge. Da stellt sich schon die Frage, ob sich das noch lohnt.»

Neue Schiffe braucht der Rhein

Bereits vor fünf Jahren, also bei der letzten Hitzewelle, war ein anderes Logistikunternehmen – zumindest teilweise – für den tiefen Rheinpegelstand gerüstet: Die in Birsfelden (BL) ansässige Birsterminal. Sie hatte bereits zuvor Containerschiffe und Schubleichter (Transportplateau ohne eigenen Motor) in Dienst gestellt, die weniger Tiefgang haben und daher bei tiefen Pegelständen länger eingesetzt werden können.

«Wenn wir diese zu Viererverbänden gruppieren, ist der Auftrieb etwas grösser, und wir gewinnen nochmals ein paar Zentimeter», sagt nun Martin Ticks von Birsterminal. Deshalb kann sein Logistikunternehmen auch jetzt noch gewisse Transporte erledigen. «Fragen Sie mich aber nicht, ob das noch rentiert», sagt Ticks.

Ein Koppelverbund des Logistikers Birsterminal.
Legende: Ein Koppelverbund des Logistikers Birsterminal. Diese neuen Schiffe können den Rhein auch bei tiefen Pegelständen passieren. zvg Birsterminal

André Auderset von der Vereinigung für Schifffahrt und Hafenwirtschaft sagt: «Auch wenn noch unklar ist, ob es tatsächlich mehr solche Hitzewellen geben wird: Die Rheinschifffahrt muss umdenken und sich auf häufigere Niedrigpegel einstellen.»

Deutschland hat seine Aufgaben nicht gemacht

In Basel hat man aus der letzten Hitzewelle von 2018 gelernt. Die Behörden haben die Fahrrinne bei Basel um 30 Zentimeter ausgehoben. Deshalb ist die Schiffahrt in Basel auch jetzt einigermassen machbar.

Deutschland muss dringend seine Aufgaben machen
Autor: Andrea Grisard Geschäftsführerin Ultra-Brag

Das Problem ist aber Deutschland. Andrea Grisard von Ultra-Brag: «Deutschland verkündet seit langem, die Fahrrinne bei sich ebenfalls zu vertiefen. Passiert ist aber praktisch nichts. Da muss Deutschland dringend nachholen.» Solange das aber nicht passiert, ist der Rhein für viele Frachter bei tiefen Pegelständen nicht passierbar – mit Millionenverlusten für die Transportbranche.

Unterschied zwischen Pegelstand und Fahrrinne

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Legende: dpa / Wasserstrassen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV)

Um den Wasserstand in Flüssen und Seen zu messen, gibt es entlang des Ufers eine Reihe von Pegelstationen, die jeweils für einen bestimmten Abschnitt repräsentativ sind. Dort wurde in Ufernähe eine Pegellatte an einer mehr oder weniger willkürlichen Stelle in den Boden gesteckt. Der Pegelnullpunkt, also das untere Ende der Stange, hat dabei nichts mit dem tiefsten Punkt eines Gewässers zu tun, sondern wurde in der Regel so gewählt, dass eigentlich auch bei extremer Trockenheit keine Minuswerte am Pegel entstehen.
Daraus folgt, dass ein Wasserstand von 0 cm nicht bedeutet, dass das Flussbett trocken liegt, sondern, dass das untere Ende der Pegellatte nicht mehr im Wasser ist.

Für Schiffe ist der Pegelstand nicht relevant. Sie zählen gerade bei Niedrigwasser auf die Fahrrinne. Dies ist der Bereich des Flusses, der eine bestimmte Mindesttiefe hat, damit Schiffe fahren können.

Regionaljournal Basel, 15.8.2022, 17:30;

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