Mit dem kalifornischen Goldrausch im 19. Jahrhundert ist auch ein Baselbieter Name verbunden: Johann August Sutter, berühmt als «General Sutter».
Der Kaufmann wanderte in die Vereinigten Staaten aus und gründete als Grossgrundbesitzer eine Privatkolonie namens «Neu-Helvetien». Auf seinem Boden wurde 1848 Gold gefunden, was den kalifornischen Goldrausch auslöste.
Der Held war auch ein Sklavenhalter
In den vergangenen Jahren verblasste sein Glanz, als Sutters Rolle und Taten neu betrachtet wurden: Er hatte in seiner neuen Heimat Männer, Frauen und Kinder versklavt und mit seiner Privatarmee Indigene gefangen und verkauft.
Das schreibt das Historische Lexikon zu Sutter:
2020 wurde im Zuge der «Black Lives Matter»-Diskussion eine Sutter-Statue in der kalifornischen Hauptstadt Sacramento auf Druck der indigenen Bevölkerung vom Sockel genommen. An dieses Denkmal hatte der Kanton Baselland 1987 noch voller Stolz einen Beitrag von 50'000 Franken geleistet.
Jetzt schwappt die breiter und intensiver gewordene Diskussion um indigene Bevölkerungen und koloniale Verantwortung auch ins Baselbiet über. In ihrer Antwort auf ein Postulat eines SP-Kantonsparlamentariers räumte die Regierung ein, dass das Verhältnis des Kantons Basel-Landschaft respektive der Landschaft Basel zu Kolonialismus und Sklavenhandel heute noch nicht aufgearbeitet sei.
Für die «historische Aufarbeitung kolonialer Vergangenheit Baselbieter Persönlichkeiten» beantragte die Regierung deshalb 100'000 Franken. Dem hat nun der Landrat am Donnerstag mit 44:39 Stimmen bei 3 Enthaltungen zugestimmt.
Verantwortung für Vergangenheit
Dagegen argumentierten FDP und SVP, solches sei nicht Aufgabe des Kantons. Dieser solle sein Geld besser zur Lösung von Problemen der Gegenwart ausgeben. Ein Antrag auf Halbierung der Summe wurde knapp abgelehnt.
SP-Landrat Jan Kirchmayr, dessen Postulat den Antrag ausgelöst hat, verwies auf eine kritische Untersuchung der Historikerin Rachel Huber zu Sutter. Der Kanton habe eine Verantwortung für seine Vergangenheit.
Für ihn ist dabei nicht Ziel, dass man eine Statue stürze oder Sutters Geschichte auslösche, sondern im Gegenteil: «Wir müssen die ganze Geschichte erzählen und diese Geschichte auch reflektiert erinnern.» Die kritische Reflexion unterstützte in der Debatte auch die EVP.
Wir müssen die ganze Geschichte erzählen und diese Geschichte auch reflektiert erinnern.
Der Antrag für diese Forschung durch eine Universität ist zudem offen formuliert: Dies, weil auch weitere Persönlichkeiten aus dem Kanton einst in kolonialer Umgebung aktiv waren und möglicherweise eine andere Rolle spielten, als bisher bekannt ist.
Kirchmayr, der selbst Geschichte studiert hat, könne sich etwa vorstellen, «dass es Seidenbandfabrikanten gegeben hat, die vom Kolonialismus profitiert haben». Solche könnten namentlich Rohstoffe aus Sklavenhänden verarbeitet haben.