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Konkurrenz für Kostümverleihe «Online kostet das Kostüm nur sieben Franken»

Der Onlinehandel macht Kostümverleihen das Leben schwer. Der erhoffte Aufwind nach der Pandemie blieb aus.

«Solche Kostüme kann man auch bestellen. Dann kosten Sie – keine Ahnung – sieben Franken», sagt eine junge Frau. Sie und ihre Freundinnen haben sich im Kostümverleih Jäger in der Stadt St. Gallen gerade Kostüme ausgesucht. Hier würden sie 95 Franken bezahlen.

Als Studentinnen sei das Geld bei ihnen eher knapp, sagen sie. «Da bestellt man eher mal etwas aus China, auch wenn die Qualität nicht die gleiche ist und man es nachher wegwerfen muss.» Schade finden sie das aber schon.

Vier Frauen in einem Verkaufsgespräch in eine Kostümverleih.
Legende: 95 Franken hier bezahlen oder 7.- im Onlinehandel: Bei knappem Budget ist es ein grosser Unterschied. SRF/Reto Hanimann

Die Aussagen der jungen Frauen überraschen die Inhaberin des Geschäfts nicht. Agnes Faisst zuckt mit den Schultern: «Die Jungen bestellen das.» Auch sie merkt, dass das Interesse an gemieteten Kostümen abgenommen hat. Bei ihr macht die Fasnacht jedoch nur fünf Prozent des Umsatzes aus. In ihrem Geschäft hat es vor allem historische Kostüme. Diese werden für Theater, Operetten oder Filme gemietet.

80 Prozent weniger Verleihe

Anders sieht es bei Alexandra Lingenhöle aus, die in der kleinen St. Galler Gemeinde Mörschwil ebenfalls einen Kostümverleih betreibt: Andy's Kostümverleih. «Ich bin ratlos und enttäuscht. Ich hatte mir vorgestellt, dass ohne die Coronamassnahmen etwas läuft.»

Verkaufstheke, dahinter die Verkäuferin und vorne der Kunde von hinten.
Legende: Wenn die Geschäfte nicht bald anziehen, muss Andy's Kostümverleih vielleicht schliessen. SRF/Reto Hanimann

Früher herrschte bei ihr während der Fastnachtszeit Hochbetrieb. Doch laut Alexandra Lingenhöle vermietet sie immer noch 80 Prozent weniger Kostüme als vor der Pandemie.

Mindestens fünf Verleihe habe sich bei mir gemeldet, ob ich ihren Fundus abkaufen möchte.
Autor: Alexandra Lingenhöle Inhaberin Andy's Kostümverleih

Auch andere Verleiher spüren die Auswirkungen des Onlinehandels, sagt Alexandra Lingenhöle: «Mindestens fünf Verleihe habe sich bei mir gemeldet, ob ich ihnen ihren Fundus abkaufen möchte.» Die Angebote kamen aus der Schweiz, aber auch aus Deutschland und Österreich. Sie hätte die Kostüme für einen guten Preis bekommen. «Aber erstens habe ich keinen Platz und zweitens muss ich selber schauen.» Zu investieren lohne sich nicht.

Schweiz aktuell, 16.02.2023, 19 Uhr ; 

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