Die Eingangskontrolle der Startup-Days im Berner Kursaal gleicht der eines Flughafens. Erste Station: Temperatur messen. Zweite Station: Schriftlich bestätigen, dass man mit den Schutzbestimmungen und Auflagen einverstanden ist. Dritte Station: Ausweiskontrolle.
Vierte Station: Resultat des Covid-Selbsttestes vorweisen, den man bereits zu Hause gemacht hat. Wer sich noch nicht testete, muss jetzt ins mobile Testzentrum. Erst wenn alle diese Stationen durchlaufen sind, erhalten die Teilnehmenden den Zutritts-Badge.
Hinten auf dem Badge ist ein Chip angebracht. Dieser zeichnet die Bewegung im Kursaal auf. Stellt sich heraus, dass jemand – trotz der aufwändigen Sicherheitsmassnahmen – mit dem Coronavirus infiziert war, könnte man nachvollziehen, mit wem diese Person in Kontakt war.
Testanlässe in Sport, Kultur und Wirtschaft
Neben diesem Wirtschaftsanlass werden im Kanton Bern auch Testanlässe in den Bereichen Kultur und Sport durchgeführt. Diese Woche finden zum Beispiel vier Konzerte von Patent Ochsner im Berner «Bierhübeli» statt. Jeweils 500 Musikfans sind zugelassen.
Zurück zu den Startup-Days im Kursaal, wo sich erste Tücken der Veranstaltung zeigen. Das Resultat des vorgängig gemachten Selbsttests mussten die Teilnehmenden in einer App erfassen. Als während dem Einlass viele gleichzeitig auf diese App zugreifen wollten, sei sie zwischenzeitlich abgestürzt, sagt Peter Hug. Er ist für das Corona-Schutzkonzept der Startup-Days zuständig.
Auch die Vorbereitungen auf den Anlass seien logistisch ziemlich aufwändig gewesen, sagt Hug: «Wir haben allen Teilnehmenden im Vorfeld Corona-Tests geschickt. Diese zu beschaffen, zu verpacken und zu verschicken, war eine ziemliche Herausforderung.»
Seit dem 26. Juni sind die Bestimmungen für Veranstaltungen gelockert: Für Veranstaltungen mit Covid-Zertifikat gibt es keine Beschränkungen mehr – es können auch wieder Veranstaltungen mit mehr als 10'000 Zuschauern stattfinden.
Da drängt sich die Frage auf: Braucht es solche Testevents wie die Startup-Days überhaupt noch? «Unbedingt», sagt Matthias Egger, Epidemiologe der Universität Bern. Solche Pilotveranstaltungen hätten das Potenzial, zu zeigen, was funktioniert und was nicht. Mit diesen Erkenntnissen könnte man danach weitere Öffnungsschritte bewilligen.
Eine verpasste Chance
Matthias Egger stört sich aber daran, dass an diesen Testanlässen trotz strikter Kontrollen eine Maskenpflicht herrscht. Ohne Maskenpflicht wäre es laut Egger möglich gewesen, den Anlass wissenschaftlich zu untersuchen. «Man hätte die Teilnehmenden nach dem Anlass noch einmal testen und die Ausbreitung des Virus so verfolgen können.» Zusammen mit den Trackingdaten hätte man so aufschlussreiche Erketnntisse erhlaten, so Matthias Egger.
Eine verlässliche wissenschaftliche Analyse dieser Anlässe ist kaum möglich.
Auch SRF Wissenschaftsredaktor Christian von Burg sieht den Knackpunkt bei den Tests. «Fünf Tage nach dem Anlass sollten sich alle Teilnehmenden testen lassen. Aus Datenschutzgründen ist dieser Corona-Test jedoch freiwillig.» So sei eine verlässliche wissenschaftliche Analyse dieser Anlässe kaum möglich, sagt von Burg.
Deshalb geben diese Pilotveranstaltungen lediglich Hinweise darauf, was bei künftigen Grossveranstaltungen bei der Logistik zu beachten ist. Wissenschaftliche Erkenntnisse bringen sie wenige bis keine.