In der Türkei bahnt sich einer der grössten Wettskandale im Fussball an: Fast 4000 Spieler und über 150 Schiedsrichter sind wegen unerlaubten Sportwetten ins Visier der türkischen Justiz geraten. Viele von ihnen sollen selber gewettet haben. Derzeit ist aber noch vieles unklar.
Sportwetten gibt es bereits so lange wie es sportliche Wettkämpfe gibt. Schon bei Olympischen Spielen im alten Griechenland wurde auf den Ausgang eines Wettkampfes Geld oder andere Vermögenswerte gesetzt.
Ein Milliardengeschäft
Problematisch seien Wetten erst, wenn sie das Verhalten auf dem Spielfeld beeinflussen, sagt Urs Thalmann, Geschäftsführer von Transparency International Schweiz – einer Organisation, die sich für die Bekämpfung von Korruption einsetzt. Für Thalmann ist klar: Schiedsrichter, die auf Spiele wetten, die sie selbst leiten, handeln korrupt.
Es wäre extrem naiv zu glauben, dass das in der Schweiz unmöglich ist.
Spielmanipulation oder Sportwettbetrug findet weltweit statt und ist ein Milliardengeschäft. Betrüger bestechen Beteiligte, um Spiele zu beeinflussen. Resultate oder sogar bestimmte Ereignisse – etwa eine gelbe Karte – werden im Voraus festgelegt. Auch in der Schweiz gab es in der Vergangenheit Fälle – beim Schweizer Fussballverband SFV ist man deshalb sensibilisiert.
Dominique Schaub, Leiter des Rechtsdienstes beim SFV, ist für das Thema Integrität zuständig. Er beschäftigt sich intensiv mit der Frage, wie sich solche Manipulationen verhindern lassen. «Es wäre extrem naiv zu glauben, dass das in der Schweiz unmöglich ist.»
Deshalb setzt der SFV setzt zum einen auf Prävention: Die Spielerinnen und Spieler der Junioren-Nationalteams werden regelmässig geschult. Auch in der Schiedsrichter-Ausbildung wird auf die Problematik hingewiesen.
Wenn das System Alarm schlägt
Zudem nutzt der Verband ein Alarmsystem. Ein externes Unternehmen überwacht die Spiele der höchsten Schweizer Ligen und analysiert den Wettmarkt. Verdächtige Aktivitäten sind etwa, wenn hohe Beträge auf hiesige Spiele gewettet werden – und das auch noch aus Ländern, in denen der Schweizer Fussball sonst kaum registriert wird.
In solchen Fällen würde das System anschlagen, so Schaub. «Wenn eine Warnung konkret genug ist, gibt es eine Meldung an die Uefa oder an uns.» Dann können die Verantwortlichen die Fälle im Detail analysieren.
Wenn sich der Verdacht auf Betrug erhärtet, wird eine Untersuchung eingeleitet. Das dient auch der Abschreckung. «Die Täter wissen dann, dass es ein System gibt, das über Auffälligkeit wie hohe Wetteinsätze berichtet», sagt Schaub.
Absolute Sicherheit gibt es nicht
Finanziert wird das Überwachungssystem durch die UEFA. Allerdings nur für die höchsten Ligen. Weil aber auch die unteren Ligen im Visier der Wettbetrüger sind, lässt der SFV nun auf eigene Kosten auch deren Spiele überwachen – bis hinunter zur 2. Liga interregional.
Auch die Aufklärungsarbeit soll künftig im Amateurbereich verstärkt werden. Denkbar seien etwa E-Learnings oder Informationsmails, erklärt Schaub. Es müsse aber noch geklärt werden, wie man die grosse Zahl der Spieler und Teams in den unteren Ligen am besten erreiche.
Sportwettbetrug zu verhindern, ist und bleibt deshalb eine grosse Herausforderung.