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«Korrupter ESC» ESC-Schelte von Regierungspräsident wird Thema im Parlament

Der Berner Sicherheitsdirektor Philippe Müller behauptet, der ESC sei korrupt. Das hat Folgen.

Landauf, landab freuen sich viele Schweizerinnen und Schweizer über den ESC-Triumph von Nemo. Nicht so der Berner Sicherheitsdirektor Philippe Müller (FDP): Auf X wettert er gegen den «seit Jahren durch und durch korrupten» Eurovision Song Contest, der auch noch «antisemitisch geprägt» sei.

Mann mittleren Alters hält eine Rede am Mikrofon bei einer Veranstaltung.
Legende: «Korrupt und antisemitisch»: Berner Regierungspräsident Müller wettert gegen ESC. Keystone/Peter Klaunzern

Müller will zudem nichts von einer ESC-Durchführung in der Bundesstadt wissen. «ESC, bleib fern von Bern», schreibt er im Post weiter.

Die Aussage ist insofern brisant, als Müller derzeit als Regierungspräsident der Kantonsregierung vorsteht.

Ich schäme mich, Berner zu sein. Ich schäme mich für den Regierungspräsidenten.
Autor: Erich Fehr Bieler Stadtpräsident

Der Bieler Stadtpräsident Erich Fehr (SP) ist sauer über die Aussagen Müllers: «Ich schäme mich, Berner zu sein. Ich schäme mich für den Regierungspräsidenten des Kantons Bern», sagt er gegenüber SRF. Gerade als Regierungspräsident müsse Müller sich seiner Rolle bewusst sein und zurückhaltender auftreten.

Regierung muss sich wegen ESC-Schelte erklären

Nun wird der ESC-Post von Müller auch im bernischen Kantonsparlament ein Thema. GFL-Grossrat Manuel C. Widmer verlangt mit einer dringlichen Interpellation Auskunft.

Widmer will wissen, welche Beweise Müller dafür habe, dass der Eurovision Song Contest «seit Jahren durch und durch korrupt ist». Weiter will der GFL-Grossrat von der Regierung auch wissen, ob sie als ganzes den ESC nicht in Bern haben will.

Er befürchte, dass Müller mit seinem Post Türen zugeschlagen haben könnte, die schwer wieder zu öffnen seien, schreibt Widmer in seiner Interpellation. Widmer will schliesslich auch wissen, ob es jedem Regierungsmitglied unbenommen sei, in den Sozialen Medien einer offiziellen Meinung der Regierung zu widersprechen oder einer Entscheidung vorzugreifen.

Mann in Anzug hält eine Rede am Rednerpult.
Legende: Der Bieler Stapi Erich Fehr schiesst nach der ESC-Attacke von Regierungspräsident Müller zurück. Keystone/Peter Klaunzer

Die Kantonsregierung hat sich bislang nicht zu einer möglichen ESC-Austragung im Kanton Bern geäussert. «Der Regierungsrat des Kantons Bern hat seine nächste Sitzung am Mittwoch. Er konnte sich deshalb noch nicht mit dem Thema ESC befassen», schreibt der Kommunikationschef des Kantons in einer Stellungnahme.

Ohne Polit-Support ist ESC kaum machbar

Ohne politische Unterstützung der Kantonsregierung ist der ESC in Bern kaum realisierbar, mit seinem Vorpreschen stellt Müller die Berner Stadtregierung vor vollendete Tatsachen.

Denn diese will die Durchführung des ESC prüfen. Der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried will die Aussagen von Philippe Müller nicht kommentieren: «No comment», sagt von Graffenried auf SRF-Anfrage.

Anders sieht es offenbar die Kommunikationsabteilung des Kantons Bern: «Wir sind unglaublich stolz auf Dich!», heisst es da in einem Instagram-Post.

Müller hat sich bislang auf Anfrage von SRF nicht weiter zu seinem Tweet geäussert, etwa ob dieser mit der Gesamtregierung abgesprochen war.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 13.5.2024, 6:31 Uhr ; 

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