Zum Inhalt springen

Krankenkassen-Prämien Curafutura: Berset soll es noch richten

Ärztetarif: Der Präsident des Krankenkassenverbands Curafutura hofft, dass Alain Berset noch entscheidet.

Erst seit hundert Tagen ist Konrad Graber der Präsident von Curafutura. Aber an der Gründung von Curafutura war er von Anfang an beteiligt. Der damalige Luzerner Ständerat sass nämlich im Verwaltungsrat der CSS, die sich gemeinsam mit Helsana, der Sanitas und der KPT vom Dachverband Santésuisse abgespalten hatte. Dies war ein Schritt, der notwendig und richtig war, wie Graber auch im Rückblick findet.

Denn Curafutura habe in den letzten Jahren wichtige Impulse für die Gesundheitspolitik geben können. «Ich denke schon, dass es einfacher ist, wenn man nur vier Mitglieder hat. Man kann Ideen wie die einheitliche Finanzierung aufs Tapet bringen. Man gibt nicht nur Stellungnahmen ab, sondern kann auch den einen oder anderen Input geben. Tardoc war dort ein wichtiges Thema.»

Allerdings ist klar: Egal ob es um die Ausgestaltung des Ärztetarifs Tardoc geht, um die einheitliche Finanzierung von ambulanten und stationären Leistungen oder den verstärkten Einsatz von Generika – am Schluss muss die Politik die Weichen stellen und die Entscheidungen treffen.

Graber hofft auf Berset

Curafutura-Präsident Konrad Graber hofft in diesen Dossiers auf einen Schlusseffort von Gesundheitsminister Alain Berset in dessen vier verbleibenden Monaten im Bundesrat. «Wenn das nicht gelingt, dann haben wir praktisch Startpunkt null, was die Reformen anbelangt. Ein neuer Bundesrat oder eine neue Bundesrätin müsste sich dort einarbeiten. Es braucht zwei bis drei Jahre, bis etwas spruchreif wird.»

Man sagt, Konkurrenz belebe das Geschäft, aber hier hat sie das Geschäft eher blockiert.
Autor: Michael Jordi Generalsekretär GDK

Die Politik entscheidet, aber die Krankenkassen bringen innovative Ideen, so lautet das Motto von Curafutura. Michael Jordi, der Generalsekretär der Schweizerischen Gesundheitsdirektorenkonferenz, ist skeptisch, ob der Dachverband diesem Anspruch immer gerecht wird. «Am Anfang war ein gewisser Gründungselan spürbar. Jetzt kaum mehr. Bisher habe ich keine Vorteile der Konkurrenz erlebt. Man sagt ja, Konkurrenz belebe das Geschäft, aber hier hat sie das Geschäft eher blockiert.»

Doppelte Arbeit

So müssten die Tarife für Arztpraxen und Spitalambulatorien häufig doppelt ausgehandelt werden. Michael Jordi bedauert, dass die Krankenversicherer in die zwei Verbände Santésuisse und Curafutura gespalten sind. Er sieht vor allem Nachteile bei dieser Spaltung. «Die Spaltung hat das Leben für alle in der Gesundheitswelt schwerer und komplizierter gemacht: für uns Kantone, für den Bund, für die Politik unter der Bundeskuppel und die Leistungserbringer. Aber auch für die Krankenversicherer selbst.»

Denn es gebe wegen der Spaltung mehr Bürokratie bei Tarifverhandlungen und mehr Rechtsstreitigkeiten. Konrad Graber, der 65 Jahre alt geworden ist, aber erst kürzlich das Verbandspräsidium von Curafutura übernommen hat, sieht das naturgemäss anders. Er glaubt an die Innovationskraft seines Verbands, will vorderhand keine Fusion mit Santésuisse.

Zentral scheint mir die Zusammenarbeit, dass man in wesentlichen Fragen gleicher Meinung ist.
Autor: Konrad Graber Präsident Curafutura

Aber er sagt: «Zentral scheint mir die Zusammenarbeit, dass man in wesentlichen Fragen gleicher Meinung ist. Da können wir uns in Zukunft noch verbessern. Ein Vorteil ist, dass sich die beiden Präsidenten aus der früheren politischen Tätigkeit gut kennen, und da erhoffe ich mir einiges.»

Curafutura-Präsident Konrad Graber und Santésuisse-Präsident Martin Landolt sind beides erfahrene Parlamentarier und beide Mitglieder der Mitte-Partei. Im November wollen sich die beiden treffen, um die grossen Zukunftsfragen im Gesundheitswesen zu besprechen.

Tagesschau am Vorabend, 29.8.2023, 18 Uhr

Meistgelesene Artikel