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Krankenkassenprämien 15 Prozent der Versicherten könnten die Krankenkasse wechseln

Wenn die Prämien stark steigen, wechseln auch mehr Versicherte die Krankenversicherung, diese Formel bewahrheitet sich immer, wie Fachleute aus der Krankenkassenwelt erklären.

Ende November läuft die Frist für einen Krankenkassenwechsel aus. Seit bekannt wurde, dass die Prämien auch im nächsten Jahr stark ansteigen, haben bereits Hunderttausende Menschen in der Schweiz die Krankenkasse gewechselt.

Überlegung ab 300 Franken Sparpotenzial

Felix Schneuwly, Krankenkassenexperte vom Vergleichsportal Comparis rechnet nach dem starken Prämienanstieg von durchschnittlich 8.7 Prozent schweizweit mit grossen Bewegungen bei den Versicherern. «Ich denke, es werden so um die 15 Prozent sein», sagt er.

Zum einen legten verschiedene Umfragen nahe, dass dieses Jahr fast jeder oder jede Vierte über einen Krankenkassenwechsel nachgedacht habe. Zum anderen verzeichneten die Vergleichsportale deutlich höhere Suchanfragen als in anderen Jahren. Und nicht zuletzt investierten die Krankenkassen dieses Jahr noch mehr Geld in die Werbung als früher.

Krankenkassenkarten von verschiedenen Versicherern nebeneinander ausgelegt.
Legende: Ende November läuft die Frist für einen Krankenkassenwechsel aus. Keystone/GAETAN BALLY

Ab einem Sparpotenzial von 300 Franken, würden sich viele Versicherte einen Wechsel ernsthaft überlegen, ergänzt Mathis Scheller, der für das Vergleichsportal Bonus arbeitet. Er schätzt gar, dass 15 bis 23 Prozent die Krankenkasse wechseln werden.

Effektive Zahlen folgen in eineinhalb Jahren

Wie viele effektiv wechseln, wird erst in etwa eineinhalb Jahren klar sein. So lange dauert es in der Regel, bis das Bundesamt für Gesundheit die Zahlen von den Versicherern zusammengetragen hat. Es fehlen daher auch noch die offiziellen Zahlen für den letzten Wechsel, also denjenigen von 2022 auf 2023, bei welchem die Prämien auch schon stark gestiegen sind.

Die Rückmeldungen der Krankenkassen lassen indes darauf schliessen, dass es schon letztes Jahr über eine Million Krankenkassenwechsel gab. Dieses Jahr könnten es nochmals deutlich mehr sein.

Gesundheitsökonom zu den starken Bewegungen bei den Krankenkassen

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Drei Fragen an Andreas Kohler, Gesundheitsökonom an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.

SRF News: Macht es noch Sinn, wenn am Ende tatsächlich fast jeder fünfte Schweizer, jede fünfte Schweizerin jährlich die Krankenkasse wechselt?

Andreas Kohler: 20 Prozent ist sicher sehr viel und wäre an der Grenze von dem, was aus Systemsicht noch sinnvoll ist. Ein Krankenkassenwechsel bedeutet auch immer einen administrativen Aufwand für die Kassen. Und die Kassen müssen ihre administrativen Prozesse dann auf mehr Versicherte einstellen. Es bedeutet auch, dass für diese Versicherten bei dieser Kasse wieder Reserven aufgebaut werden müssen.

Bringt das «Krankenkassenhopping» etwas im Hinblick auf das Gesamtvolumen an Gesundheitskosten?

Es bringt dann etwas, wenn der Wettbewerb unter den Krankenversicherern auch dazu führt, dass es neue, innovative Versicherungsmodelle gibt, die die Versicherten, also wenn sie dann zu Patienten werden, besser betreut und somit die Kosten dieser Versicherten tief halten kann.

Was bedeutet das für diejenigen Kassen, die jetzt viele Versicherte verlieren oder gewinnen?

Je nachdem, wie gross der Zustrom ist, müssen sie mehr Personal einstellen, also mehr Sachbearbeiter, die diese Rechnungen dann auch abwickeln. Das heisst, man muss Personal aufbauen, man braucht vielleicht auch eine technische Infrastruktur, die man anpassen muss.

Das alles belastet im Gegenzug den Verwaltungsaufwand bei den Versicherern, die Abgänge verzeichnen. Da kann es halt sein, dass dann vielleicht auch wieder Personal überflüssig wird.

Das Gespräch führte Philipp Schrämmli.

Heute Morgen, 28.11.2023, 06:00 Uhr

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