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Krawalle im Glattpark Auseinandersetzungen zwischen Eritreern in Opfikon (ZH)

  • In Opfikon (ZH) ist die Polizei mit einem Grosseinsatz bei Ausschreitungen im Glattpark eingeschritten.
  • Über ein Dutzend Polizei- und Rettungsfahrzeuge standen bis nach 20 Uhr im Einsatz.
  • 12 Personen wurden verletzt und mussten in Spitalpflege gebracht werden.
  • Bei den Beteiligten der Massenschlägerei im Glattpark handelt es sich um Teilnehmende des Eritrea-Festivals.

Ein Tag nach dem Jahrestag der Machtübernahme in Eritrea durch den derzeitigen Machthaber Isayas Afewerki ist es am Samstag in zahlreichen Städten zu Protesten und Zusammenstössen gekommen: in Tel Aviv, Israel, im norwegischen Bergen und auch in Oberuzwil (SG) und in Opfikon (ZH). Es gab Zusammenstösse mit Verletzten.

In der Stadt Opfikon (ZH) kam es am Samstagabend zu einem Grosseinsatz der Polizei. Grund war eine gewaltsame Auseinandersetzung, wie Augenzeugen berichteten. Am Abend bestätigte die Kantonspolizei Zürich, dass ein Grosseinsatz der Polizei ab 18 Uhr nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen zwei Gruppen aus Eritrea angelaufen sei.

Menschen aus Eritrea treffen sich im Glattpark. Einige haben Flaggen dabei.
Legende: Mehrere Personen führten Flaggen mit sich: Ein grüner Kranz auf hellblauem Grund, die historische eritreische Flagge (1950-1962, inoffiziell bis 1993), bevor die Provinz Eritrea 1961 dem Äthiopischen Kaiserreich von Haile Selassie eingegliedert wurde. SRF/Marcel Anderwert

Der Polizei sei es gelungen, die beiden Gruppen zu trennen und die Zusammenrottung aufzulösen. Ursprünglich hätte eine Versammlung im Kanton St. Gallen stattfinden sollen, sagte Polizeisprecher Ralph Hirt der Agentur Keystone-SDA. Ein Teil der Teilnehmenden sei von dort nach Opfikon gefahren.

Grosseinsatz der Polizei

Im Glattpark in Opfikon waren Einsatzkräfte der Polizei in Schutzausrüstung im Einsatz, wie SRF-Reporter berichten. Seit der Alarmierung waren nach unterschiedlichen Augenzeugenberichten von «Blick» und «20 Minuten» bis zu 30 Polizeieinsatzwagen und Ambulanzfahrzeuge vorgefahren. Ein Rettungshelikopter der Rega und ein Polizeihelikopter standen im Einsatz.

Videos im Internet zeigen, wie Polizeibeamte teilweise Pfefferspray einsetzen. Später wurden zahlreiche Demonstranten eingekreist, um sie offensichtlich von einer anderen Gruppe abzuschirmen. Nach Angaben von «Blick» beruhigte sich die Lage gegen 20:30 Uhr und die Menschenansammlung löste sich auf.

Stimme eines Regimekritikers

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Die Unabhängigkeit feiern und dabei die Diktatur ausblenden, das geht für viele Regimekritiker nicht. Etwa auch Yeman Yohannes: «Wir sind vor dem Regime hier in die Schweiz geflüchtet und wir sind hier geschützt. Es kann doch nicht sein, dass das Regime uns verfolgt und hier Propagandavideos und Propagandafestivals macht», erklärt er gegenüber SRF.

In Oberuzwil (SG) fand am Samstag trotz Warnungen der Behörden ein Eritrea-Festival statt, dies zum Gedenken an den Beginn des eritrischen Unabhängigkeitskriegs. Mehrere Dutzend Personen aus Eritrea wollten das Fest, an dem sich Anhänger des Diktators Afewerki zusammenfinden, verhindern. Dafür reisten sie aus der ganzen Schweiz an. Die Polizei war mit einem Grossaufgebot im Einsatz. Offenbar verschoben sich später viele Teilnehmende nach Opfikon (ZH).

Wie die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) mitteilten, verhinderte der Grosseinsatz der Polizei im Glattpark den regulären Tramverkehr während fast zwei Stunden zwischen 20 und 21:40 Uhr.

Zusammenstösse bei Eritrea-Festivals

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In der norwegischen Stadt Bergen haben sich ebenfalls am Samstag Gegner und Anhänger der eritreischen Regierung mit Steinen und Flaschen angegriffen. Auch die Polizei ist attackiert worden. Auslöser war ein Fest von eritreischen Regierungsanhängern.

Auch in Tel Aviv in Israel kam es zu schweren Zusammenstössen zwischen der Polizei und Migranten aus Eritrea. Mindestens 150 Menschen wurden verletzt. Hunderte Eritreer protestierten vor der eritreischen Botschaft gegen die Regierung und durchbrachen dabei auch Absperrungen der Polizei, wie israelische Medien berichteten.

Auch in Deutschland war es im Juli zu Ausschreitungen bei einem Eritrea-Festival in Giessen mit mindestens 26 verletzten Polizisten gekommen. Gegner der Veranstaltung hatten Sicherheitskräfte attackiert. 

In Stockholm kam es im August bei einem Eritrea-Festival zu gewalttätigen Ausschreitungen mit mehr als 50 Verletzten. 

In Eritrea regiert Präsident Isaias Afewerki in einer Einparteiendiktatur. Meinungs- und Pressefreiheit sind stark eingeschränkt. Zudem herrscht ein strenges Wehrdienst- und Zwangsarbeitssystem, vor dem viele Eritreer ins Ausland fliehen.

SRF 4 News, 02.09.2023, 22:00 Uhr ; 

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